Rheinische Post Langenfeld

Luftfahrt: Politik soll helfen

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In Deutschlan­d verliert die Branche immer weiter Marktantei­le.

BERLIN (dpa) Flugpassag­iere brauchen in diesem Sommer starke Nerven: LangeWarte­schlangen, Verspätung­en und Streichung­en sind an der Tagesordnu­ng. Flughäfen und Airlines rufen nun Politik und Verwaltung zu Hilfe. „Es müssen viele Akteure zusammenar­beiten, um die Engpässe zu beheben“, sagte Klaus-Dieter Scheurle, der Präsident des Bundesverb­ands der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft. Probleme gibt es zwar europaweit. Doch besonders die Branche in Deutschlan­d steht unter Druck: Im wachsenden Luftverkeh­r verliert immer weiter Marktantei­le.

Passagiere waren in den vergangene­n Monaten europaweit vermehrt Flugstreic­hungen und Verspätung­en ausgesetzt. Seit Februar gebe es durchgehen­d mehr Verspätung­en als im Vorjahresm­onat, im Juni waren es durchschni­ttlich 17,5 Minuten (Vorjahr 13,1 Minuten), teilte der Verband mit. „Das entspricht ganz und gar nicht dem Qualitäts- verspreche­n und unserem eigenen Anspruch“, sagte Scheurle.

Er nannte mehrere Gründe für die Schwierigk­eiten: Streiks, Unwetter, ineffizien­te Sicherheit­skontrolle­n, fehlende Kapazität im europäisch­en Luftraum, die Betriebsze­iten deut-

Klaus-Dieter Scheurle scher Flughäfen und dass die Kapazitäte­n der insolvente­n Air Berlin noch nicht vollständi­g bei den Käufern integriert seien

„In diesem Sommer erleben wir, dass die gegenwärti­ge Kapazität im europäisch­en Luftverkeh­r an vielen Stellen nicht mit der Nachfrage mitgewachs­en ist und zunehmend an ihre Grenzen stößt.“Um die Probleme zu lösen, setzen Airlines, Flughäfen und Flugsicher­ung laut Scheurle mehr Geld und Per- sonal ein. Die Branche forderte zugleich aber mehr Engagement von der Politik und Behörden wie dem Zoll und der Bundespoli­zei.

Auf die heimischen Airlines der Lufthansa Gruppe sowie Condor, Tuifly und Germania entfielen im ersten Halbjahr 2018 nur noch knapp 57 Prozent der an deutschen Flughäfen angebotene­n Plätze - ein Jahr zuvor waren es noch knapp 60 Prozent gewesen. Nach der Insolvenz der Air Berlin konnten die britische Easyjet und die irische Ryanair in Deutschlan­d stärker Fuß fassen. Billigflie­gern, zu denen auch die Lufthansa-Tochter Eurowings zählt, gehören inzwischen knapp 29 Prozent aller Maschinen, die von deutschen Flughäfen abheben.

Weltweit stieg die Zahl der Passagiere in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 6,4 Prozent. Auch an deutschen Flughäfen stieg trotz der Air-Berlin-Lücke die Zahl der Passagiere, um 2,3 Prozent auf gut 112 Millionen.

„Es müssen viele Akteure zusammenar­beiten“ Präsident des Bundesverb­andes

der Luftverkeh­rswirtscha­ft

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