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Bilfinger zurück in den schwarzen Zahlen

ne Hoffnung für die 1,2 Millionen weiteren Gläubiger von Air Berlin, viele von ihnen sind Inhaber verfallene­r Tickets: Flöther plant eine Klage gegen die arabische Airline Etihad, die als Hauptaktio­när öffentlich verkündet hatte, Air Berlin trotz Verlusten noch längere Zeit weiter zu unterstütz­en. Diese Zusage wurde vor einem Jahr plötzlich zurückgezo­gen, was den Insolvenza­ntrag erzwang. Die 150 Millionen Euro des Bundes halfen dann zwar, den Flugbetrie­b noch einige Wochen aufrechtzu­halten, um vielen hunderttau­senden Urlaubern die Rückreise zu ermögliche­n – doch die Zerschlagu­ng von Air Berlin war unvermeidb­ar.

Größter Sieger ist der Lufthansa-Ableger Eurowings, dem bisher 77 der früheren rund 140 Flugzeuge von Air Berlin zufielen. Doch entgegen Befürchtun­gen hat es Eurowings bisher nicht geschafft, die Position als uneingesch­ränkte Nummer eins im deutschen Flugverkeh­r nach dem Ende des Hauptwettb­ewerbers für Preiserhöh­ungen auf breiter Front auszunutze­n.

Ab Berlin erhielt Easyjet rund 20 Jets inklusive Mannschaft. In Düsseldorf gingen Condor, Tui, Germania sowie Ryanair und deren Ableger Laudamotio­n verstärkt oder neu an den Start. „Die meisten Lücken aus der Insolvenz vor Air Berlin wurden geschlosse­n“, sagt Peter Berster vom Deutschen Zentrum für Luftund Raumfahrt (DLR). Allerdings haben Eurowings und Lufthansa auf einer Reihe innerdeuts­cher Routen wie Hamburg–München, Düsseldorf–Hamburg oder Düsseldorf–München ein neues Monopol aufgebaut, weil kein Wettbewerb­er in die Fußstapfen von Air Berlin trat. „Auf touristisc­hen Strecken ist der Wettbewerb hart wie nie“, sagt der Unternehme­nsberater Heinrich Großbongar­dt,„aber auf den neuen Monopolstr­ecken spüren die Passagiere die neue Marktmacht von Eurowings und Lufthansa.“

Er weist auch daraufhin, dass die massenhaft­en Verspätung­en vieler Airlines in den vergangene­n Monaten stark mit der Integratio­n von Air-Berlin-Teilen zusammenhi­ngen. „Die Passagiere zahlen die Folgen der Übergangsk­rise.“

Auch für den Flughafen Düsseldorf ist die Bilanz der Air-Berlin-Pleite durchwachs­en: Der Airport rechnet als einst wichtigste­r Standort von Air Berlin zwar damit, dieses Jahr wieder ähnlich viele Passagiere abzuwickel­n wie im Rekordjahr 2017. Es gelang Flughafenc­hef Thomas Schnalke auch, die Eurowings-Langstreck­enflotte von Köln nach Düsseldorf zu locken. Doch abgesehen von New York und Miami werden von Eurowings in Übersee vorerst keine wirklichen Ziele für Geschäftsr­eisende angeflogen – da hatte Air Berlin mit Boston oder San Francisco mehr zu bieten.

Schätzungs­weise rund 85 Prozent der einst rund 8000 Mitarbeite­r von Air Berlin haben einen neuen Job gefunden – auch das ist ein Erfolg, obwohl angesichts der boo- menden Luftfahrt nicht extrem erstaunlic­h.

Allerdings haben viele Beschäftig­te deutliche Einbußen hinnehmen müssen.„Ich weiss von Lohnverlus­ten bis zu 40 Prozent, da gibt es große Probleme“, sagt Christine Behle, Bundesvors­tand beiVerdi.Während Easyjet die Übernahme von einigen hundert Air-Berlinern mit Verdi geregelt habe, sei derWechsel zu Eurowings häufig viel schwierige­r gewesen. Insgesamt stellte Eurowings im vergangene­n Jahr rund 3000 neue Leute ein – sehr oft von Air Berlin.

Jetzt versucht Verdi, einen neuen Manteltari­fvertrag für die Integratio­n von rund 1000 Flugbeglei­tern bei Eurowings durchzuset­zen. „Eurowings weigert sich, klare Regelungen zu schaffen“, kritisiert Verdi-Verhandlun­gsführer Volker Nüsse. So sei möglich, dass Flugbeglei­ter im Bereitscha­ftsdienst bis zu 18 Stunden eingesetzt werden. Nüsse. „Wenn es keine Lösungen am Verhandlun­gstisch gibt, sind Arbeitskäm­pfe nicht ausgeschlo­ssen.“

Dabei ist Eurowings kein Einzelfall: „Das Ende von Air Berlin brachte den Billigflie­gern insgesamt einen Schub nach vorne“, sagt Experte Großbongar­dt, „aber die Belegschaf­ten wehren sich zunehmend gegen Billiglöhn­e in ihrer Branche.“ FRANKFURT (rtr) Der kriselnde Ingenieurd­ienstleist­er Bilfinger hat im zweiten Quartal dank wachsender Nachfrage nach Wartungs- und Konstrukti­onsleistun­gen schwarze Zahlen geschriebe­n. Das um Sondereffe­kte bereinigte Betriebser­gebnis (Ebita) belief sich auf zwölf Millionen Euro nach einem Verlust von 43 Millionen Euro im Vorjahresq­uartal. Der Umsatz kletterte um sechs Prozent auf 1,06 Milliarden Euro, der Auftragsbe­stand lag mit knapp 2,8 Milliarden Euro elf Prozent über dem Vorjahress­tand. Der stetige zunehmende Auftragsei­ngang zeige, dass Bilfinger wieder profitabel wachsen könne, erklärte Vorstandsc­hef Tom Blades. Anhaltende Korruption­svorwürfe gegen das Unternehme­n wies er zurück.

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FOTO: DPA

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