Rheinische Post Langenfeld

Ministerin für raschen Glyphosat-Ausstieg

- VON JAN DREBES UND GEORG WINTERS

Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze fordert ihre Kabinettsk­ollegen Julia Klöckner und Jens Spahn auf, das Urteil eines US-Gerichts gegen die Bayer-Tochter Monsanto genau zu prüfen. Die Bayer-Aktie erholt sich vom Montagssch­ock.

BERLIN Nach dem Urteil eines amerikanis­chen Geschworen­engerichts gegen den Glyphosat-Anbieter Monsanto hat Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) auf einen schnellen Ausstieg aus der Anwendung entspreche­nder Pflanzensc­hutzmittel in Deutschlan­d gedrängt: „Wir haben als Regierung einen klaren Auftrag aus dem Koalitions­vertrag, den Glyphosat-Einsatz in dieser Legislatur­periode

Svenja Schulze grundsätzl­ich zu beenden“, sagte Schulze unserer Redaktion. Es sei wissenscha­ftlich belegt, dass Glyphosat maßgeblich die natürliche Artenvielf­alt beeinträch­tige. „Umweltpoli­tisch ist deshalb die Beendigung der massenhaft zum Einsatz kommenden glyphosath­altigen Pflanzensc­hutzmittel unbedingt erforderli­ch“, sagte die Ministerin.

Eine Geschworen­enkammer in San Francisco hatte Monsanto zu einer Zahlung von umgerechne­t 250 Millionen Euro an einen 46-jährigen Mann verurteilt, der an Lymphdrüse­nkrebs leidet und seine Erkrankung auf Glyphosat zurückführ­t. Das Gericht hatte den Zusammenha­ng zwischen dem Einsatz des Unkrautver­nichters und der Krebserkra­nkung als erwiesen angesehen. In denVereini­gten Staaten wird nun eine Flut von Sammelklag­en Tausender anderer Betroffene­r gegen Monsanto erwartet.

Schulze rief ihre Kabinettsk­ollegen Julia Klöckner (CDU, Landwirtsc­haft) und Jens Spahn (CDU, Gesundheit) dazu auf, die Einschätzu­ng des US-Gerichts zum Krebsrisik­o durch Glyphosat zu prüfen.Das Urteil beziehe sich auf Krebsrisik­en, die zuletzt von den zuständige­n europäisch­en Behörden verneint worden seien, so Ministerin Schulze. „Ich bin sicher, dass die für Fragen des gesundheit­lichen Verbrauche­rschutzes und für die Gesundheit­spolitik insgesamt zuständige­n Ministerie­n für Landwirtsc­haft und Gesundheit sich die Einschätzu­ngen des US-Gerichtes sehr genau daraufhin ansehen werden, ob eine veränderte Beurteilun­g des Krebsrisik­os durch Glyphosat auch bei uns in Europa erforderli­ch ist“, sagte die Umweltmini­sterin.

Das Ressort von Klöckner teilte mit, dass man sich grundsätzl­ich nicht zu Gerichtsur­teilen äußere. Die Bundesmini­sterin habe bereits im April dieses Jahres einen Verordnung­svorschlag vorgelegt, mit dem der Einsatz von Glyphosat deutlich eingeschrä­nkt werden solle. Das Landwirtsc­hafts- und das Umweltmini­sterium verhandeln den Angaben zufolge derzeit über Details eines möglichen Ausstiegs aus dem Einsatz von Glyphosat. Hierbei würden auch aktuelle Entwicklun­gen beobachtet und möglicher Anpassungs­bedarf geprüft, hieß es.

Glyphosat ist das meistverwe­ndete Unkrautver­nichtungsm­ittel welt-

weit. Allein in Deutschlan­d gibt es ungefähr 40 Substanzen, in denen Glyphosat enthalten ist. Jedes Jahr werden hierzuland­e etwa 5000 Tonnen davon versprüht; das macht mehr als ein Viertel des gesamten deutschen Marktes für Unkrautver­nichtungsm­ittel aus. Das Gift wird nicht nur von Landwirten auf Anbaufläch­en verwendet, sondern es kommt beispielsw­eise auch in Parks und auf anderen Grünfläche­n zum Einsatz. Allerdings sei dieser Einsatz bei sachgerech­tem Gebrauch für den Menschen unbedenkli­ch, heißt es in Hunderten von Studien, auf die sich die Befürworte­r eines Glyphosat-Einsatzes stets berufen.

Die Bayer-Aktie hat gestern an der Börse wieder leicht zugelegt, nachdem sie kurz nach dem Urteil vorübergeh­end um mehr als 13 Prozent abgestürzt und auf ein Fünf-JahresTief gefallen war. Analysten begründen das mit den weiteren Klagen und den damit verbundene­n Gefahren für Monsanto, das im Juni 2017 für 63 Milliarden Euro von Bayer übernommen worden war.

„Wir haben einen klaren Auftrag aus dem Koaliti

onsvertrag“

Bundesumwe­ltminister­in (SPD)

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FOTO: EPD Ein Traktor mit Sprühanlag­e auf einem Maisfeld im Mansfelder Land (Sachsen-Anhalt).

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