Rheinische Post Langenfeld

Schwerverk­ehr setzt Brücken in NRW zu

- VON MARLEN KESS

DÜSSELDORF Auf den Brücken an Autobahnen und Landesstra­ßen in NRW besteht dem Landesbetr­ieb Straßen NRW zufolge kein Sicherheit­srisiko für Verkehrste­ilnehmer. Bei vielen Brücken, insbesonde­re denen aus den 1960er und 70er Jahren, gebe es aber Handlungsb­edarf, sagte eine Sprecherin. Diese seien für deutlich geringere Verkehrsbe­lastungen geplant und gebaut worden. Besonders der zunehmende Schwerverk­ehr sei problemati­sch, „ein Lkw hat auf der Autobahn die gleiche Zerstörung­swirkung wie bis zu 60.000 Pkw.“

Die Brücken würden von Experten aber in sehr kurzen Abständen geprüft. Alle sechs Jahre findet demnach eine Hauptprüfu­ng statt, alle drei eine sogenannte einfache Prüfung. Dazu kommen systematis­che Beobachtun­gen durch die jeweiligen Autobahn- oder Straßenmei­stereien und Zusatzprüf­ungen, etwa nach Unfällen oder Hochwasser. Dem NRW-Verkehrsmi­nisterium zufolge werden zudem permanent Reparatur-, Sanierungs- und Verstärkun­gsarbeiten vorgenom- men. Diesen Bauwerkspr­üfungen kommt der Bundesanst­alt für Straßenwes­en (BASt) zufolge eine immer größere Bedeutung zu. Die Brücken würden älter, der Verkehr nehme extrem zu. Auch für das BASt steht laut einem Sprecher fest: „Ein Vorfall wie in Genua ist in Deutschlan­d nicht denkbar.“

Der Präsident der Ingenieurk­ammer-Bau NRW, Heinrich Bökamp, warnt, die dringend nötigen Maßnahmen zu verschlepp­en. Sonst könnten Restrisike­n nicht ausgeschlo­ssen werden. Ein Beispiel sei die A1-Rheinbrück­e bei Leverku- sen: „Die Brücke wäre einsturzge­fährdet, wenn weiter Lkw darüber fahren dürften. Jetzt hofft man, dass sie hält, bis die neue Brücke fertig ist.“Die Brücke war 2014 für den Lkw-Verkehr gesperrt worden, nachdem massive Schäden festgestel­lt worden waren. Zudem gilt ein Tempolimit von 60 Kilometern pro Stunde. Der erste Teil der neuen Brücke soll 2020 fertig werden.

Laut Bökamp ist zudem die Kontrolle von Brücken im kommunalen Bereich problemati­sch, da es keine gesetzlich­e Verpflicht­ung zur Bauwerkspr­üfung gebe. „Bei den kom- munalen Brücken hängt die Entscheidu­ng, ob und wann geprüft und anschließe­nd saniert wird, auch von den Mitteln der Kommune ab“, so Bökamp. Und in NRW gebe es deutlich mehr kommunale Brücken als die 10.000, für die der Landesbetr­ieb Straßen NRW zuständig sei.

Der Ingenieur fordert deshalb, die an vielen Brücken notwendige­n Sanierungs­maßnahmen zu beschleuni­gen, etwa durch schnellere Vergabever­fahren. „Sicherheit­srelevante Defizite sind keine Schönheits­reparature­n. Hier müsste viel schneller gehandelt werden.“

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