Bei Ryanair drohen weitere Streiks
Die Flugbegleiter des Billigfliegers drängen auf mehr Geld.
DÜSSELDORF/BERLIN Europas größter Billigflieger, Ryanair, muss sich zunehmend auf höhere Kosten einstellen. Die Gewerkschaft Verdi präsentierte dem Unternehmen am Mittwoch die Forderung nach deutlich steigenden Löhnen für die rund 1000 Flugbegleiter in Deutschland. Bei den Verhandlungen will Verdi auch durchsetzen, dass Arbeitsverträge deutlich seltener befristet werden, dass es Garantien für zu absolvierende Arbeitszeiten gibt und die deutschen Regeln zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall anerkannt werden. Manche Flugbegleiter würden im Monat nur bis zu 1000 Euro brutto erhalten, erklärte Verdi-Vorstand Christine Behle. Ryanair meint dagegen, Flugbegleiter erhielten bis zu 40.000 Euro Bezahlung im Jahr – eine Gehaltshöhe, die schwer überprüfbar ist.
Verdi unterstreicht ihre Kampfbereitschaft, indem sie ihre Forderungen mit einer Reihe von Ge- werkschaften im Ausland abstimmt. „In anderen Ländern hat es bereits Streiks der Flugbegleiter bei Ryanair gegeben“, sagt ein Verdi-Insider, „also schließen wir das für Deutschland nicht aus, nachdem hierzulande auch Piloten die Arbeit niederlegten.“
Wie sehr Ryanair unter Druck kommt, zeigt der Aktienkurs. Die Notierung sank im Lauf des letzten Jahres um knapp ein Drittel ab.
Das Flugrechteportal Flightright kündigte am Mittwoch außerdem an, Ryanair auf Schadener- satz für Fluggäste zu verklagen, deren Flüge wegen Streiks ausfielen. Ryanair habe die Arbeitskämpfe mit seinen Niedriglöhnen provoziert, argumentiert die Anwaltsfirma.
Keine guten Chancen für die Klage sieht allerdings der Gladbacher Anwalt Christof Wellens. „Das ist ein gewagtes Vorgehen.“Es sei schwierig, daran zu rütteln, dass reguläre Streiks vom europäischen Recht als nicht vom Unternehmen zu verantwortende Umstände eingestuft würden.