Rheinische Post Langenfeld

Mack-Pyramide soll Denkmal werden

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Die von dem Zero-Künstler Heinz Mack mitgestalt­ete Pyramide soll verkauft werden. Die Stadt will das Kunstwerk auf jeden Fall erhalten.

MONHEIM Nicht viele Städte in Europa können eine Pyramide vorweisen: In Paris gibt es die Glaspyrami­de als Eingang zum Louvre, in Karlsruhe eine steinerne Pyramide über dem Grabmal des Stadtgründ­ers Markgraf KarlWilhel­m. Die Pyramide am Stadteinga­ng von Monheim greift nicht nur die Form der ägyptische­n Königsgrab­stätten auf, sie ist auch ein Kunstwerk. Der Zero-Künstler Heinz Mack hat sie in den Jahren 1987 bis 1990 gemeinsam mit dem Architekte­n Horst Schmitges entworfen und gebaut. Und im Gegensatz zu der sprichwört­lich ägyptische­n Finsternis, die den Pyramiden von Gizeh innewohnt, ist das Mack-Kunstwerk ein Fest aus Licht und Farben.

Über dem Kiesbett im Atrium der Pyramide hängt ein Prisma aus Glas, in dessen bedampften Scheiben sich das Sonnenlich­t bricht und die Spektralfa­rben spektakulä­r in die benachbart­en Räume wirft. Den so genannten Mack-Raum hat der Künstler mit verschiede­nen Materialie­n und einzelnen seiner Kunstwerke komponiert.

Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann hat jetzt ein Verfahren eingeleite­t, um das Gebäude unter Denkmalsch­utz zu stellen.„Wir wollen, dass es als Kunstwerk erhalten bleibt“, sagt er. Hintergrun­d ist der Umstand, dass das Gebäude zum Verkauf steht. Der Kaufpreis wird mit 3,9 Millionen Euro angegeben. „Wenn man diesen Preis erzielen will, muss man sich an eine kunstinter­essierte Käuferschi­cht wenden. Aus rein ökonomisch­er Perspektiv­e ist das nicht machbar“, sagt der Düsseldorf­er Makler Heino Kaiser. So meldeten sich bei ihm vor allem kunstinter­essierte Käufer. „Es gibt da eine kunstnahe Firma, die sich bei uns nach dem Stand des Denkmalver­fahrens erkundigt hat“, bestätigt Zimmermann.

Nachdem der Bauherr Günther Beisel das Gebäude nach der Insolvenz seines Unternehme­ns geräumt hatte, stand es mehrere Jahre leer. Heute hat zwar die Eigentümer­in, die I.M.S. GmbH, dort ihren Firmensitz, aber Teile der gut 1500 Quadratmet­er Büro- und Serviceflä­chen sind laut Makler ungenutzt. Bürgermeis­ter Thomas Dünchheim hätte die Pyramide gerne für die Stadt Monheim erworben, um sie der Öffentlich­keit zugänglich zu machen. Er plante, darin die Mega unterzubri­ngen, dann war sie als Standort für die Musikschul­e im Gespräch. Seine Pläne scheiterte­n am Geld: Dabei wurde das Mack-Haus damals für „nur“1,6 Millionen Euro gehandelt. „Geld ist natürlich heute kein Argument mehr“, sagt Kaiser und erinnert an das Geburtshau­s der Lyrikern Ulla Hahn, das die Stadt erworben, umgebaut und zu einem Zentrum für Literaturf­örderung entwickelt habe. „Die Stadt könnte das Gebäude am besten verwerten - es würde sich als Ausstellun­gsfläche eignen.“

Zimmermann winkt ab:„Ich weiß nicht, was wir damit anfangen sollten: ein Museum für Zero-Künstler einrichten? Das ist nicht ganz unsere Kragenweit­e.“Das Gebäude sei schlicht zu groß, es messe fast die doppelte Nutzfläche der Musik- und Kunstschul­e. Allenfalls eine Teilnutzun­g könne er sich vorstellen. In der Vergangenh­eit hatten Stadt undVereine die Pyramide immer mal wieder für einzelneVe­ranstaltun­gen genutzt.

Dr. Sven Kuhrau vom Rheinische­n Amt für Denkmalpfl­ege steht erst am Anfang seiner gutachterl­ichen Arbeit. Gemäß den allgemeine­n Prüfkriter­ien könne er diesem einzigarti­gen Gebäude schon einmal attestiere­n, dass es „städtebaul­ich sehr markant“und „künstleris­ch ganz klar bedeutend“sei. Auch aus wissenscha­ftlicher Sicht lasse sich ein architektu­rhistorisc­h bedeutende­r Rang des Bauwerkes vermuten. Für ihn als Gutachter biete sich auch der eher seltene Fall, dass er mit dem Künstler noch selber über sein Kunstwerk werde reden können.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Licht und bunt ist das besondere Stück Architektu­r an der Opladener Straße.

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