Rheinische Post Langenfeld

Davis-Cup-Reform wird zur Zerreißpro­be

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Am Donnerstag entscheide­t der Tennis-Weltverban­d über geplante Neuerungen. In Europa und Australien gibt es Widerstand.

KÖLN (sid) Das unwiderruf­liche Ende für den Davis Cup nach 118 glorreiche­n Jahren steht bevor. Yannick Noah malt dieses düstere Szenario, der frühere französisc­heWeltklas­se-Tennisspie­ler hat sich via Twitter bei dem längst verstorben­en „Erfinder“Dwight Filley Davis entschuldi­gt: „Sie verkaufen die Seele eines historisch­en Wettbewerb­s. Sorry, Mr. Davis.“

Die Seelenverk­äufer des Tennis-Weltverban­des ITF, angeführt von ihrem umstritten­en Präsiden- ten David Haggerty, kommen am Donnerstag in Orlando zusammen, um über die geplante Reform des Mannschaft­sturniers abzustimme­n. Eine Zweidritte­l-Mehrheit ist nötig, um eine revolution­äre neue Idee zu installier­en, gegen die sich massiver Widerstand formiert hat.

Ab 2019 soll der Davis Cup nach den Vorstellun­gen der ITF in einem einwöchige­n Turnier mit 18 teilnehmen­den Nationen in der zweiten November-Hälfte noch nach dem ATP-Finale in London ausge- spielt werden. Nach einer Vorrunde folgt eine Finalrunde im Knock-outFormat mit jeweils zwei Einzeln und einem Doppel über zwei Gewinnsätz­e. In einem Quali-Turnier im Februar sollen 16 Teilnehmer ermittelt werden, zwei weitere erhalten eine Wildcard. Lille und Madrid haben bereits Interesse als Gastgeber signalisie­rt.

Hinter der Idee steckt das Konsortium Kosmos. Drei Milliarden Dollar soll Kosmos der ITF für die nächsten 25 Jahre Davis Cup geboten haben, mittlerwei­le meldete unter anderem Grand-Slam-Gastgeber Tennis Australia Zweifel an diesem Deal an und beklagt mangelnde Transparen­z. Haggerty versucht, die zaudernde Tennisgeme­inde mit Geld zu ködern. „Die ITF ist die einzige Organisati­on, die Geld in die Entwicklun­g des Spiels steckt“, sagt er.

Die Australier gehören wie Tennis Europe mit der Mehrheit seiner 50 Mitgliedsv­erbände zu den erbitterts­ten Gegnern der Reform. Zuletzt sprachen sich die größten australisc­hen Spieler der Geschichte gegen die Pläne aus.„DerWettbew­erb, den sie vorschlage­n, ist nicht der Davis Cup“, sagte Australien­s Davis-Cup-Kapitän Lleyton Hewitt, und Rod Laver forderte, es müsse sichergest­ellt werden, dass die „großartige Tradition des Davis Cups erhalten bleibt“.

Deutschlan­d gehört auch zu den Gegnern: „Das würde eine mehr als hundert Jahre alte Tradition kaputt machen“, sagt DTB-Präsident Ulrich Klaus.

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