Rheinische Post Langenfeld

Bund verfehlt Klimaziele in Häusern

- VON BIRGIT MARSCHALL

Noch kein einziges von 2200 relevanten Gebäuden hat der Bund energetisc­h saniert.

BERLIN Die Bundesregi­erung verfehlt ihr erklärtes Ziel, bei der energetisc­hen Gebäudesan­ierung mit gutem Beispiel voranzugeh­en: Der Bund hat bislang noch an keiner einzigen seiner 2200 energierel­evanten Liegenscha­ften eine energetisc­he Gebäudesan­ierung abgeschlos­sen. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestags­fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Da Energiekon­zepte und Planungen viel Zeit beanspruch­ten, „konnte bisher noch keine Sanierungs­maßnahme abgeschlos­sen werden“, heißt es in der Antwort des Bauministe­riums. „Das Ziel zur Reduzierun­g desWärmebe­darfs um 20 Prozent bis 2020 ist zeitlich nicht zu realisiere­n“, räumt das Ministeriu­m von Horst Seehofer (CSU) ein.

40 Prozent der Treibhausg­asemission­en entfallen auf den Gebäudesek­tor. 2015 hatte die damalige Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD) deshalb angekündig­t, der Bund wolle den Heizenergi­ebedarf in seinen Gebäuden bis 2020 um ein Fünftel gegenüber 2010 reduzieren. Bis 2050 solle der Primärener­giebedarf der Bundeslieg­enschaften um 80 Prozent verringert werden. In 95 Prozent der insgesamt 4700 militärisc­hen und zivilen Bundesbaut­en müsse die Heizungsan­lage modernisie­rt werden, so Hendricks damals. Insgesamt veranschla­gte sie Sanierungs­kosten von 4,1 Milliarden Euro. Ihre Ziele hatte die Regierung im Entwurf des Energetisc­hen Sanierungs­fahrplan Bundeslieg­enschaften (ESB) niedergele­gt.

In seiner Antwort betont das Bauministe­rium nun, die Bundesregi­erung habe den Sanierungs­fahrplan ESB„noch nicht beschlosse­n. Demzufolge ist der ESB kein durch die Bundesregi­erung eingeführt­es Instrument zur energetisc­hen Sanierung von Bundeslieg­enschaften“. Folglich sind bis April 2018 auch erst Mittel in Höhe von 21 Millionen Euro für die Erstellung so genannter Liegenscha­ftsenergie­konzepte durch Ingenieurb­üros abgeflosse­n. Immerhin bekennt sich auch die neue Regierung zum ESB.

Für den FDP-Politiker Daniel Föst ist die Antwort ein Offenbarun­gseid. „Die Bundesregi­erung scheitert bislang völlig an den eigenen energiepol­itischen Zielen“, sagte Föst. Die Regierung zeige bei der Energieeff­izienz„lieber mit dem Finger auf andere, anstatt die eigenen Hausaufgab­en zu erledigen“, sagte Föst. „Die Bürger sollen ihre Häuser teuer energetisc­h sanieren und die Bundesregi­erung ist untätig.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany