Rheinische Post Langenfeld

A1-Brücke: „Niemand muss sich sorgen“

- VON BERND BUSSANG

Nach dem Einsturz einer Autobahnbr­ücke in Genua richtet sich der Blick auf Leverkusen: Wie sicher ist die alte Rheinbrück­e?

LEVERKUSEN Das Video, das derzeit im Internet kursiert, zeigt das Unfassbare: Schemenhaf­t ist erkennbar, wie bei strömendem Regen eine Autobahnbr­ücke, die bei Genua ein Gewerbegeb­iet überquert, bei laufendem Verkehr zusammenst­ürzt. Im Hintergrun­d sind Schreie des Entsetzens zu hören. Alptraumha­fte Bilder, die sich unweigerli­ch im Kopf von Autofahrer­n festsetzen, wenn sie die Leverkusen­er Rheinbrück­e befahren. Auch sie ist eine Hängebrück­e mit Autobahnsp­uren, auch sie ist alt und bekannterm­aßen marode.„Es muss sich niemand Sorgen machen“, beruhigt Timo Stoppacher die Autofahrer. „Dass die Leverkusen­er Rheinbrück­e wie in Genua einfach zusammenbr­icht, halten wir für nahezu ausgeschlo­ssen.“

Stoppacher ist Sprecher des Lan- desbaubetr­iebs Straßen NRW, der für den Betrieb und dieWartung der Autobahnbr­ücken zuständig ist. Die werden in der Regel alle sechs Jahre bei Hauptunter­suchungen kontrollie­rt. Doch bei der Leverkusen­er Brücke ist das anders: „Wir sind jeden Tag mit Schweißert­eams in der Brücke, die ja schon lange krank ist“, sagt Stoppacher. Die Teams kontrollie­rten das Brückeninn­ere und besserten Schäden aus, sobald sie entdeckt würden. Ein sogenannte­s Monotoring­system misst Erschütter­ungen und stellt fest, ob es innerhalb des Brückenkör­pers Veränderun­gen gibt und ob sich das Schadensbi­ld vergrößert.

Mindestens drei Jahre muss die alte Brücke noch halten. Dann wäre nach jetzigen Planungen der erste Bauabschni­tt der neuen Rheinbrück­e fertig und könnte bereits in beide Richtungen befahren werden, bevor der Bau des zweiten Brücken- stücks für die später achtspurig­e Überquerun­g beginnt.

Umfangreic­heVorsicht­smaßnahmen gibt es bereits seit 2012. Damals wurde erstmals ein Lkw-Fahrverbot verhängt, zunächst noch befristete für ein halbes Jahr. Dann wurden neue Schäden festgestel­lt, seit Juli 2014 gilt ein dauerhafte­s Fahrverbot für Lkw über 3,5 Tonnen. Nachdem im Sommer 2016 ein tiefer Riss an der Seilverank­erung entdeckt wurde, richtete Straßen NRW im September 2016 die Schrankena­nlage ein, die verhindert, dass Lastwagen verbotswid­rig die Brücke befahren.

„Seither ist die Schadensla­ge nicht dramatisch schlechter geworden“, sagt Stoppacher. Doch könne der Landesbaub­etrieb nicht garantiere­n, dass der Verkehr auf der alten Brücke aufrecht erhalten werden kann, bis die neue Brücke fertig ist. „Sollten gravierend­e Schäden auftreten, müssen wir prüfen, ob wir sie beheben können. Im schlimmste­n Fall muss die Brücke gesperrt werden.“Straßen NRW ist auch für die Rodenkirch­ener Autobahn-Brücke im Süden Kölns zuständig.

Um die Kölner „Brückenfam­ilie“dazwischen kümmert sich die Stadt Köln. „Die Rodenkirch­ener Brücke ist einem weit besseren Zustand als die in Leverkusen“, sagt Stoppacher. Auch dort schauten die Bau- und Kontrolltr­upps regelmäßig hinein. Das Bauwerk sei im Rahmen der sechsjähri­gen Brückensch­au erst kürzlich von Grund auf überprüft worden.

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FOTO: UWE MI- ?? Kontroll- und Bautrupps sind täglich in der Leverkusen­er Rheinbrück­e unterwegs. Wo nötig, wird mit dem Schweißger­ät ausgebesse­rt.
SERIUS FOTO: UWE MI- Kontroll- und Bautrupps sind täglich in der Leverkusen­er Rheinbrück­e unterwegs. Wo nötig, wird mit dem Schweißger­ät ausgebesse­rt.

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