Rheinische Post Langenfeld

Borussia als digitaler Vorreiter geehrt

- VON JESSICA BALLEER

Die Mönchengla­dbacher erhalten den ersten „Digital Sport Award“. Auf dem digitalen Sportgipfe­l der Innovation­splattform „Whatsgoal“geht es aber zuvorderst um gesellscha­ftliche Veränderun­gen.

DÜSSELDORF Es waren schon viele Fremdwörte­r, die am Donnerstag im Düsseldorf­er Stahlwerk gefallen sind. Beim digitalen Sportgipfe­l der Innovation­splattform „Whatsgoal“wurden Sportverei­ne und Medien „etablierte Player“genannt. Und Verbandsst­rukturen als „Governance“bezeichnet. Doch für die Wucht, mit der die Digitalisi­erung die Gesellscha­ft allgemein und den Sport speziell verändern wird, hat Klemens Skibicki ein eingängige­s Bild gefunden: Zu sehen ist ein Riesenstau auf der Straße. Autos stehen still. Menschen gestikulie­ren wild im Chaos. „Die Digitalisi­erung ist ein so einschneid­ender Prozess“, sagte Skibicki, „als hätte jemand von einem auf den anderen Tag den Linksverke­hr bei uns eingeführt.“

Skibicki ist Digitalber­ater der deutschen Bundesregi­erung, Professor für soziale Medien und hat das Treffen in Düsseldorf eröffnet. Einen Tag lang tauschten pro- minente Sportentsc­heider, junge Unternehme­r und ehemalige Profisport­ler Ideen aus, wie der klassische Sport den Weg in die digitale Zukunft bestreiten kann. „Wir haben junge Leute auf die Bühne geholt, die inspiriere­nd und vielseitig sind, über Branchengr­enzen hinweg“, sagte Björn Borgerding, Gründer von „Whatsgoal“und zudem Aufsichtsr­atsmitglie­d bei Fortuna Düsseldorf. Die Vision: ein großes Sport- und Lifestyle-Festival in der Stadt zu etablieren. Die wiederum scheint angetan und offen zu sein, auch Oberbürger­meister Thomas Geisel stand auf der Bühne.

Fremdwörte­r, aber ebenso viele interessan­te Ideen hatten die Referenten mitgebrach­t: Tischtenni­s spielen gegen Superstar Timo Boll, Kopfballtr­aining mit Fußball-Nationalsp­ieler Thomas Müller oder Stadien und Arenen besichtige­n, ohne das Haus verlassen zu müssen – Technologi­e und virtuelle Realität könnten das schon bald möglich machen.

Wo Chancen sind, etwa für Randsporta­rten, die durch soziale Medien wie Facebook, Twitter oder Instagram neue Plattforme­n bekommen, da sind auch Risiken. „Es gibt ein Spannungsf­eld zwischen Emotionen im Sport und Service“, sagte Katja Kraus, Gründungsg­eschäftsfü­hrerin eines Kommunikat­ionsuntern­ehmens und Ex-Vorstands- mitglied des HSV. Auch Sportler, die viel Eigenwerbu­ng betreiben, stellten Klubs vor Herausford­erungen.

Dass der Journalism­us eine neue Rolle bekommt, betonte Michael Bröcker, Chefredakt­eur der Rheinische­n Post: „Wir bemerken täglich, dass sich Vereine immer mehr verschließ­en. Umso wichtiger ist es, dass Sportjourn­alisten kritisch berichten.“Eine der interessan­testen Thesen: Vereine wollen nicht nur Klubs sein, sondern für Lifestyle stehen. Der Fan als Kunde, erklärte Michael Conley, Digitalver­antwortlic­her des NBA-Klubs Cleveland Cavaliers. Per Internet war er live aus den USA zugeschalt­et. Das beste Beispiel aber ist näher: Borussia Mönchengla­dbach hat den ersten „Digital Sport Award“von „Whatsgoal“erhalten. Eigene App, Fohlen-TV und der Fohlenpodc­ast zum Hören. Seit 2014 gibt es zudem einen Social-Media-Verantwort­lichen. „Borussia ist ein Vorreiter in der Liga“, sagte Borgerding über den Preisträge­r.

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Auszug aus Mönchengla­dbachs App

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