Borussia als digitaler Vorreiter geehrt
Die Mönchengladbacher erhalten den ersten „Digital Sport Award“. Auf dem digitalen Sportgipfel der Innovationsplattform „Whatsgoal“geht es aber zuvorderst um gesellschaftliche Veränderungen.
DÜSSELDORF Es waren schon viele Fremdwörter, die am Donnerstag im Düsseldorfer Stahlwerk gefallen sind. Beim digitalen Sportgipfel der Innovationsplattform „Whatsgoal“wurden Sportvereine und Medien „etablierte Player“genannt. Und Verbandsstrukturen als „Governance“bezeichnet. Doch für die Wucht, mit der die Digitalisierung die Gesellschaft allgemein und den Sport speziell verändern wird, hat Klemens Skibicki ein eingängiges Bild gefunden: Zu sehen ist ein Riesenstau auf der Straße. Autos stehen still. Menschen gestikulieren wild im Chaos. „Die Digitalisierung ist ein so einschneidender Prozess“, sagte Skibicki, „als hätte jemand von einem auf den anderen Tag den Linksverkehr bei uns eingeführt.“
Skibicki ist Digitalberater der deutschen Bundesregierung, Professor für soziale Medien und hat das Treffen in Düsseldorf eröffnet. Einen Tag lang tauschten pro- minente Sportentscheider, junge Unternehmer und ehemalige Profisportler Ideen aus, wie der klassische Sport den Weg in die digitale Zukunft bestreiten kann. „Wir haben junge Leute auf die Bühne geholt, die inspirierend und vielseitig sind, über Branchengrenzen hinweg“, sagte Björn Borgerding, Gründer von „Whatsgoal“und zudem Aufsichtsratsmitglied bei Fortuna Düsseldorf. Die Vision: ein großes Sport- und Lifestyle-Festival in der Stadt zu etablieren. Die wiederum scheint angetan und offen zu sein, auch Oberbürgermeister Thomas Geisel stand auf der Bühne.
Fremdwörter, aber ebenso viele interessante Ideen hatten die Referenten mitgebracht: Tischtennis spielen gegen Superstar Timo Boll, Kopfballtraining mit Fußball-Nationalspieler Thomas Müller oder Stadien und Arenen besichtigen, ohne das Haus verlassen zu müssen – Technologie und virtuelle Realität könnten das schon bald möglich machen.
Wo Chancen sind, etwa für Randsportarten, die durch soziale Medien wie Facebook, Twitter oder Instagram neue Plattformen bekommen, da sind auch Risiken. „Es gibt ein Spannungsfeld zwischen Emotionen im Sport und Service“, sagte Katja Kraus, Gründungsgeschäftsführerin eines Kommunikationsunternehmens und Ex-Vorstands- mitglied des HSV. Auch Sportler, die viel Eigenwerbung betreiben, stellten Klubs vor Herausforderungen.
Dass der Journalismus eine neue Rolle bekommt, betonte Michael Bröcker, Chefredakteur der Rheinischen Post: „Wir bemerken täglich, dass sich Vereine immer mehr verschließen. Umso wichtiger ist es, dass Sportjournalisten kritisch berichten.“Eine der interessantesten Thesen: Vereine wollen nicht nur Klubs sein, sondern für Lifestyle stehen. Der Fan als Kunde, erklärte Michael Conley, Digitalverantwortlicher des NBA-Klubs Cleveland Cavaliers. Per Internet war er live aus den USA zugeschaltet. Das beste Beispiel aber ist näher: Borussia Mönchengladbach hat den ersten „Digital Sport Award“von „Whatsgoal“erhalten. Eigene App, Fohlen-TV und der Fohlenpodcast zum Hören. Seit 2014 gibt es zudem einen Social-Media-Verantwortlichen. „Borussia ist ein Vorreiter in der Liga“, sagte Borgerding über den Preisträger.