Papst will Missbrauchsopfer treffen
Der US-Skandal soll beim katholischen Weltfamilientreffen in Irland Thema sein.
ROM/DUBLIN (dpa) Papst Franziskus will während seiner Irlandreise am kommenden Wochenende auch Missbrauchsopfer treffen. Bei allen Reisen des Papstes an Orte, wo Missbrauch geschehen sei, gebe es solche Begegnungen, sagte Vatikan-Sprecher Greg Burke am Dienstag bei einem Briefing zur Reise in Rom.Wann und wie viele Betroffene das katholische Kirchenoberhaupt treffen wird, sagte er nicht.
Die 24. Auslandsreise des Papstes findet im Rahmen desWeltfamilientreffens statt, das am Dienstag begann. Die Reise wird überschattet von Missbrauchsskandalen der vergangenen Jahrzehnte. Irland gehört zu jenen Staaten, in denen Priester und Ordensschwestern massiv Kinder und Frauen missbrauchten. Das einst streng katholische Land hadert zunehmend mit seinem erzkonservativen Erbe. Erst im Mai hatten sich die Iren mit überwältigender Mehr- heit für eine Lockerung des strengen Abtreibungsverbots ausgesprochen. Mit Leo Varadkar steht inzwischen ein bekennend schwuler Mann an der Spitze der Regierung.
Franziskus steht wegen der Missbrauchsfälle unter enormem Druck: Ihm wird nachgesagt, zwar eine Null-Toleranz-Linie beim Thema Missbrauch zu verkünden, sie aber nicht durchzusetzen. Auch der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, hatte vom Papst eine offene Auseinandersetzung gefordert. Die Zahl der Opfer sei immens, viele Gläubige seien verbittert.
Am Montag hatte Franziskus vor seiner Reise in einem Schreiben an die 1,3 Milliarden Katholiken in aller Welt eingeräumt, dass die Kirche den Schmerz der Opfer lange ignoriert hat. Anlass des Briefs war ein Bericht aus dem US-Staat Pennsylvania: Demnach vergingen sich über 300 Priester in den vergangenen 70 Jahren an Tausenden Kindern.
Die australische Organisation Broken Rites, die sich für die Rechte von Missbrauchsopfern stark macht, kritisierte die Botschaft des Papstes als „zu wenig und zu spät“. DerVatikan müsse eingestehen, von den Übergriffen gewusst zu haben, forderte Broken-Rites-Chef Chris MacIsaac. Eine Untersuchung hatte im vergangenen Jahr ans Tageslicht gefördert, dass zwischen 1960 und 2015 Zehntausende Kinder in dem Land von Kirchenvertretern sexuell missbraucht wurden.
Das katholische Weltfamilientreffen findet alle drei Jahre an einem anderen Ort statt. Es versteht sich als Forum für Christen und Familienverbände. Zehntausende Menschen aus mehr als 100 Ländern wollen teilnehmen. Zur Abschlussmesse am Sonntag in Dublin werden mehr als eine halbe Million Katholiken erwartet.