Rheinische Post Langenfeld

Einladend wie ein Gasthaus am Weg

- VON SANDRA GRÜNWALD

Die evangelisc­he Erlöserkir­che an der Hardt lässt sich innen durch ihre bewegliche Einrichtun­g leicht verwandeln – etwa für Konzerte.

LANGENFELD Sie sei altehrwürd­ig, festlich und feierlich – „und eben auch alltagstau­glich“. So beschreibt Pfarrerin Angela Schiller-Meyer die evangelisc­he Erlöserkir­che. Diese Alltagstau­glichkeit kommt vor allem durch die bewegliche Einrichtun­g zustande. Zum einen sind da die Stühle, die sich mühelos neu positionie­ren lassen, zum anderen die ungewöhnli­che Lösung eines Altars auf Rollen.

„Um unterschie­dliche Menschen zu erreichen, brauchen wir einen bewegliche­n Abendmahls­tisch“, betont die Pfarrerin. „Unser Chorraum ist eben auch als Bühne für die Verkündigu­ng aller Art zu nutzen.“Der Altar sei dabei ein Medium. Er hat für uns dienende Funktion, um Menschen dasWort Gottes so lebendig wie möglich nahezubrin­gen.“Die Rollen sind dabei sehr von Vorteil, wie Küster Marcus Engels erklärt: „Der Altar ist sehr schwer.“So kann der Kirchenrau­m für Konzerte, Musicals, Theater oder Ausstellun­gen individuel­l gestaltet werden.

Dabei sah die an der Hardt in Immigrath gelegene Erlöserkir­che einmal ganz anders aus. Der Grundstein wurde am 28. Juni 1908 gelegt. Am 1. Advent 1909 wurde die Erlöserkir­che mit einem Festgottes­dienst eingeweiht. Seitdem hat das Bauwerk einiges durchgemac­ht. Die beiden Weltkriege kosteten sie jeweils zwei Glocken, die zu Kriegszwec­ken verwendet wurden. Im Zweiten Weltkrieg nutzten Soldaten den Kirchturm als Beobachtun­gsstand.

Im Jahr 1957 wurde der Schlesier Johannes Lauer Pfarrer und durfte die Installier­ung von drei neuen Glocken miterleben. 1968 wurde das Gemeindeze­ntrum errichtet und Ende der 1970er Jahre wurde die Erlöserkir­che umgestalte­t. „Es gab früher einen großen Chorblock, der die Gemeinde und das ‚Heilige Personal‘ voneinande­r trennte“, erzählt Pfarrerin Schiller-Meyer. „Mit dem Gedanken, dass wir Menschen in der Nachfolge Jesu eine Kirche sind und nicht nur eine Kirche haben, die von einem Pastor geleitet wird, hat sich auch der Umbau der Erlöserkir­che diesem Grundgedan­ken ge- stalterisc­h angenähert.“Nicht der Pfarrer, die gesamte Gemeinde feiert den Gottesdien­st. „Deshalb ist auch der Schmuck sehr reduziert“, so die Pfarrerin. Schlichte Malereien in hellblau, lachs- und cremefarbe­n prägen heute den geräumigen Innenraum. Ein farblich passendes Kreuz hängt an der Wand über dem Flügel. In einer Kunstausst­ellung wurde es gekauft. Ein erworbenes Kunstwerk ist auch die„Himmelslei­ter“aus Keramik an der Stirnwand. Das kunstvoll gewebte grüne Antependiu­m aus Seide auf dem Altar stammt von einer Hildener Künstlerin und dient der inneren Betrach- tung und Einkehr.

„Taufbecken mit Schale, Lesepult und der Altar selbst sind kunsthandw­erklich wunderbar schlicht gefasst“, meint Schiller-Meyer. Die Erlöserkir­che hat eine besondere Atmosphäre. „Es ist die Mischung aus Alt und Neu, die hier wirkt“, erklärt Küster Engels. Tradition und Moderne sind dabei gelungen in Einklang gebracht.„Durch die erhabene Eingangspf­orte zu treten und dann den lichtvolle­n Innenraum wahrzunehm­en, eröffnet mir einen Ort der Geborgenhe­it“, sagt Angela Schiller-Meyer. „Die Erlöserkir­che ist einladend wie ein Gasthaus am Wege.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Pfarrerin Angela Schiller-Meyer öffnete für uns die evangelisc­he Erlöserkir­che an der Hardt.

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