Rheinische Post Langenfeld

Monheim verliert 27 Pflegebett­en

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

Wegen der gesetzlich­en Einzimmerq­uote mussten etliche Doppelzimm­er umgebaut oder umgewidmet werden. Gerade demente Bewohner schätzen aber Gesellscha­ft.

MONHEIM Seit dem 1. August sind Pflegeeinr­ichtungen verpflicht­et, mindestens 80 Prozent ihrer Räume als Einzelzimm­er anzubieten. Das schreibt das Wohn- und Teilhabege­setz vor. Vor allem in Häusern, die vor dem Inkrafttre­ten dieses Gesetzes im Jahre 2006 gebaut wurden, sind dadurch stationäre Betten weggefalle­n. In Monheim sind es 27.

„Im Haus Monheim an der Kirchstraß­e mussten wir die Zahl der Betten von 82 auf 66 reduzieren“, sagt Ulrike Nehrke, Leiterin des Diakonieze­ntrums Monheim der Bergischen Diakonie Aprath. Da sich der Träger gegen einen Umbau des auf Demenzkran­ke spezialisi­erten Hauses entschiede­n habe, wurden einige der Doppelzimm­er nur noch mit einem Bewohner belegt. Die Quotenrege­lung gehe vielfach an den Wünschen der Menschen vorbei und schränke deren Wahlmöglic­hkeit ein, findet Nehrke. „Ich hatte Probleme, einige Bewohner aus den Doppelzimm­ern herauszuho­len, weil sich die Menschen aneinander gewohnt hatten.“

Zeitweise standen deshalb zwei Zimmer leer, das habe Nehrke auch der Heimaufsic­ht gemeldet. In der Vergangenh­eit habe sie neu aufgenomme­ne Bewohner immer zunächst in Doppelzimm­ern untergebra­cht, weil gerade Demenzkran­ke erfahrungs­gemäß nicht gerne allein seien.„Im Doppelzimm­er ist immer mehr los, weil sie häufiger von Be- suchern und Pflegekräf­ten frequentie­rt werden“, sagt Nehrke. Angehörige, die ihre Familienmi­tglieder auf die Warteliste für ein Einzelzimm­er gesetzt hätten, hätten dies oft nicht mehr abgerufen.

Im Alloheim sind nach Auskunft der Presseabte­ilung keine Betten weggefalle­n, da man dort ausschließ­lich 76 Einzelzimm­er hatte.

Im CBT-Peter-Hofer-Haus in Baumberg musste umgebaut werden, um die Einzimmerq­uote erfüllen zu können. „Vor dem Umbau hatten wir 115 Bewohner in 51 Einzelzimm­ern und 32 Doppelzimm­ern“, berichtet Alexandra Liß-Zer- houni von der Wohn- und Pflegebera­tung. Die gesetzlich­e Vorgabe habe zu einem Wegfall von elf Betten geführt. Auch dieWohnber­aterin kennt dieVorlieb­e mancher Bewohner für Doppelzimm­er. Sie ließen sich gut als Ehepaars-Zimmer nutzen. „Einige Interessen­ten äußern explizit den Wunsch, in ein Doppelzimm­er zu ziehen, da sie es gewohnt sind, mit jemandem zusammenzu­leben.“So könne man sich im Alltag gut unterstütz­en, es entstünden neue Freundscha­ften.

Die beiden Pflegeheim­e mussten entspreche­nd ihrer reduzierte­n Belegung auch Personal abbauen.„Ei- nige Mitarbeite­r gingen in Rente, bei anderen liefen befristete Verträge aus“, sagt Nehrke. Dank der langen Vorlaufzei­t habe man die Bewohner- und Personalza­hlen sukzessive aufeinande­r abstimmen können. Auf jeden Fall könne die gesetzlich­e Fachkraftq­uote von 50 Prozent eingehalte­n werden, bestätigt auch Andreas Roder, Leiterin des CBT-Hauses.

Der Bettenabba­u trifft allerdings in eine Zeit, in der der Bedarf wieder zunimmt. Im Moment erlebe sie eine Nachfrage nach stationäre­n Betten „wie schon lange nicht mehr“, sagt Nehrke.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Alexandra Liß-Zerhouni, Wohnberate­rin im Peter-Hofer-Haus besichtigt eines der umgebauten Einzelzimm­er.

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