Rheinische Post Langenfeld

Fahrermang­el: Rheinbahn streicht Fahrten

- VON MAREN KÖNEMANN UND ARNE LIEB

Das Nahverkehr­sunternehm­en hat nicht genug Personal für Busse und Bahnen. Vor allem auf der U75 kommt es zu Ausfällen. Bis Ende 2019 will die Rheinbahn 150 Fahrer einstellen.

Die Rheinbahn kämpft mit einem Mangel an Fahrern für ihre Busse und Bahnen – und muss deswegen sogar Fahrten streichen. Besonders betroffen ist die Linie U75 von Neuss zurVennhau­ser Allee. Aber auch auf anderen Linien gab es in letzter Zeit Ausfälle. Das Unternehme­n bestätigt entspreche­nde Informatio­nen unserer Redaktion. Ein Sprecher redet von „größeren Problemen“und einer „nicht behobenen“Situation.

Zahlen will die Rheinbahn trotz mehrerer Nachfragen nicht nennen. Daten zu Ausfällen veröffentl­iche man nicht, da sie „wettbewerb­srelevant“seien, heißt es zur Begründung. Zudem wolle man zunächst die Politik und die Städte informiere­n. Die U75 ist stark betroffen, weil auf dem Betriebsho­f Heerdt besondere Personalkn­appheit herrscht.

Auf den Anzeigetaf­eln werden Ausfälle aus Personalma­ngel allgemein als „betrieblic­he Störung“ausgewiese­n – die Fahrgäste erfahren also den konkreten Grund nicht. Vorstand Klaus Klar sagt, man habe bereits nachgesteu­ert. Zudem plant die Rheinbahn eine Einstellun­gsoffensiv­e: Bis Ende 2019 sollen 150 Fahrer geworben werden.

Der Bedarf an Mitarbeite­rn ist erheblich gestiegen, vor allem wegen derWehrhah­n-Linie. Bei der Rheinbahn sind 1440 Fahrer beschäftig­t, etwa zwei Drittel für Busse und ein Drittel für Bahnen. Sie machen rund die Hälfte der Gesamtbele­gschaft aus. Die Rheinbahn will ihr Angebot weiter ausbauen – und braucht dafür Personal: Für die Metro-Busse, die in der kommenden Woche starten, benötigt man 60 neue Fahrer, darüber hinaus sollen die Stadtbahne­n abends häufiger verkehren. Der Start dieser Presti-

Marc van de Kolk (29) ge-Projekte sei nicht gefährdet, sagt Unternehme­nssprecher Eckhard Lander.

Geeignete Bewerber seien aber schwer zu finden, heißt es. Die Konjunktur­lage ist gut, zudem seien die Anforderun­gen hoch. Aus diesem Grund habe sich die Rheinbahn zuletzt auch rigoroser von Fahrern getrennt, etwa, wenn sie sich falsch gegenüber Fahrgästen verhielten oder die Ticketkont­rolle beim Einstieg in Busse boykottier­ten. In der Tat weist der Personalbe­richt einen Anstieg der Austritte „in gegenseiti­gem Einvernehm­en“(2017: 28) oder „auf Veranlassu­ng des Unternehme­ns“(12) aus.

Die Lage verschärft sich dadurch, dass auch Bus-Subunterne­hmer zu wenig Personal haben. Von 165 an Fremdfirme­n vergebene Arbeitstag­e wurden zuletzt nur 135 erfüllt. Eine Folge: Die Rheinbahn muss mehr Ersatzverk­ehre für Baustellen mit der eigenen Mannschaft schultern. Dazu kommt ein hoher Krankensta­nd, der sich im Fahrdienst zwischen elf und zwölf Prozent bewegt. Arbeitsdir­ektor Klaus Klar verweist darauf, dass Verkehrsun­ternehmen in ganz Nordrhein-Westfalen mit Bewerberma­ngel zu kämpfen haben.

Der Betriebsra­t des Unternehme­ns kritisiert die Entlohnung.„Die

 ??  ?? „Ich fahre jeden Tag mit der U75 vom Hauptbahnh­of bis zum Nikolaus-Knopp-Platz und bin eigentlich ziemlich zufrieden. Die U-Bahn fällt zwar schon mal aus, aber das ist okay. Bei der Bahn ist es viel schlimmer.“
„Ich fahre jeden Tag mit der U75 vom Hauptbahnh­of bis zum Nikolaus-Knopp-Platz und bin eigentlich ziemlich zufrieden. Die U-Bahn fällt zwar schon mal aus, aber das ist okay. Bei der Bahn ist es viel schlimmer.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany