Potsdamer „M100 Media Award“für Deniz Yücel
Ein wenig belächelt hätten sie den Basti schon, gesteht ein Elternpaar. Er habe mit ständig wechselnden Autos geprotzt, von seinen reichen Schwiegereltern berichtet, von Geschäftsreisen nach Dubai und eben „auf dicke Hose gemacht“. Basti sagt, er habe „Scham und Missgefühl“überdecken wollen, weil er aus einfachen Verhältnissen stammt, ein „Ossi“ist und eben dazugehören wollte. Als Finanzvorstand des Vereins sei er einer der Bestimmer gewesen und habe eine EC-Karte für das Vereinskonto bekommen. Mit der lieh er sich einen Sportwagen und rauschte vor dem Kindergarten vor. „Eine krasse Egobefriedigung.“
Der Betrug wird immer größer, immer aberwitziger. Nach zwei Jahren sind die etwa 300.000 Euro an Rücklagen des Kindergartens weg – und die misstrauischen Stimmen unter den Eltern häufen sich langsam. Der Betrug fliegt schließlich auf, der Kin- dergarten steht vor dem Ruin.
Sehenswert an der Dokumentation ist vor allem, wie beide Seiten, die Betrogenen und der Betrüger, die Situation reflektieren. Zugleich wird bei den Eltern auch die tiefe Enttäuschung deutlich darüber, so ausgenommen worden zu sein. Und Basti? Er habe zwei Jahre lang das Leben eines Hollywood-Stars gelebt, berichtet er. Bis zum tiefen Absturz. POTSDAM (epd) Der Journalist Deniz Yücel wird mit dem Potsdamer „M100 Media Award“2018 ausgezeichnet. Der deutsch-türkische Journalist, der ein Jahr lang in der Türkei inhaftiert war, werde für „seine mutige und unbestechliche Arbeit“geehrt, teilte das M100 Sanssouci Colloquium am Dienstag in Potsdam mit. Mit der Auszeichnung Yücels solle zugleich an alle in der Türkei inhaftierten Journalisten erinnert werden. Der Medienpreis soll zum Abschluss der M100-Medientagung am 18. September in Potsdam verliehen werden. Laudatorin ist Ines Pohl, Chefredakteurin der Deutschen Welle.