Die Tour der Bescheidenen
Nach zehn Jahren ist die Deutschland-Tour zurück – klein und nur über vier Tage. Dem Publikum gefällt’s.
BONN Knapp zwei Stunden, bevor der Kolumbianer José Alvaro Hodeg als erster Etappensieger über die Ziellinie rauschen wird, ist die Bonner Innenstadt kein Ort, den die anrollende Deutschland-Tour zum Erliegen bringt. Studenten dösen im ausgedörrten Gras des Hofgartens, einen Steinwurf vom Rhein entfernt. Hier und da nutzt ein Hollandradfahrer die Gelegenheit, zumindest eine Zeit lang die Straßen für sich alleine zu haben, weil diese frühzeitig für Autos gesperrt worden sind. Die größte Baustelle in Sachen Verkehr ist auch an diesem Tag der Hauptbahnhof, nicht der Zielbereich eines Profiradrennens.
„Wir kennen die Gegend wie unsere
Westentasche“
Radprofi Rick Zabel über die
Deutschland-Tour
Um kurz nach halb vier wird es dann aber doch richtig laut am Ende des langgezogenen Zielsprints auf der Konrad-Adenauer-Allee. Tourde-France-Teufel Didi Senft hampelt mit Dreizack am Streckenrand herum, Fans und Klatschpappen sorgen in bewährtem Einklang dafür, dass stimmungsvolle Bilder und Töne vom Comeback der Deutschland-Tour hinaus in die Welt gehen. Zehn Meter fehlen, und diese Bilder würden den Deutschen Meister Pascal Ackermann als Sieger von Bonn zeigen.„Ich dachte auch, es sollte eigentlich reichen, und dann habe ich es auf den letzten zehn Metern doch verloren. Das ärgert mich schon sehr“, grummelt der 24-Jährige vom deutschen Team Bora-hansgrohe.
Doch auch ohne deutschen Sieg zum Auftakt gilt: Die Deutschland-Tour ist zurück. Zehn Jahre nach ihrer letzten Austragung, als die Auswüchse eines dopingverseuchten Radsports den TV-Sendern die Lust am Übertragen nahmen und so den Veranstaltern das Geld zum Veranstalten. Letzter Gesamtsieger wird 2008 Linus Gerdemann aus Münster. Er betreibt heute ein Restaurant auf Mallorca
2018 organisiert die französische Organisation „Amaury Sport Organisation“(A.S.O.), die auch die