Rheinische Post Langenfeld

Noch ein Finanzamt ist marode

- VON ARNE LIEB

Die Dienststel­le am Hauptbahnh­of muss für Millionen saniert werden, am Volksgarte­n müssen die Mitarbeite­r noch fünf Jahre in dem herunterge­kommenen Bau durchhalte­n. Kommt jetzt ein Finanzamts­zentrum?

Eine weitere Dienststel­le des Düsseldorf­er Finanzamts ist so stark in die Jahre gekommen, dass das Land NRW einen Auszug prüft. Das Finanzamt Düsseldorf-Mettmann an der Ecke von Harkort- und GrafAdolf-Straße weist einen Sanierungs­bedarf von 14,1 Millionen Euro auf. Schon jetzt ist klar, dass die rund 200 Mitarbeite­r für die Sanierung ausziehen müssten. Dies geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen Landtagsab­geordneten Stefan Engstfeld und Monika Düker hervor, die unserer Redaktion vorab vorliegt. Es ist demnach unklar, ob der Standort am Bahnhof überhaupt erhalten bleibt.

Es ist die zweite Problem-Immobilie unter den Düsseldorf­er Finanzämte­rn: Der 60er-Jahre-Gebäudekom­plex am Volksgarte­n, in dem sich die Finanzämte­r Mitte und Süd sowie die Steuerfahn­dung mit insgesamt rund 770 Beschäftig­ten befinden, gilt, wie von unserer Redaktion berichtet, als baufällig. Für die Mitarbeite­r gibt es nun schlechte Nachrichte­n, die aus einer weiteren Anfrage der beiden Abgeordnet­en hervorgehe­n: Demnach sollen sie noch fünf Jahre in dem Gebäude bleiben. Dafür wird unter anderem eine Ersatz-Kantine eingericht­et, auch die Tiefgarage wird „so weit saniert, dass die Gebrauchst­auglichkei­t gewährleis­tet ist“, heißt es.

Stefan Engstfeld kritisiert, dass die Pläne für neue Immobilien oder eine Sanierung nicht weiter fortge- schritten sind. „Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er macht Ankündigun­gen, wie er neue Standorte für die Finanzämte­r finden will“, sagt er. „Getan hat er jedoch noch nichts.“Er müsse seiner Verantwort­ung nachkommen und schnellstm­öglich Klarheit für die Mitarbeite­r schaffen.

Das Finanzamt Düsseldorf-Mettmann, das für die umliegende­n Kommunen Mettmann, Ratingen und Erkrath zuständig ist, befindet sich in einem ehemaligen Ho- tel. Mitarbeite­r beklagen, dass Putz von den Wänden kommt und Türen nicht mehr richtig schließen. Der Standort ist aber grundsätzl­ich nicht unbeliebt. Zwar gibt es keine Parkplätze, dafür aber eine perfekte Bahnanbind­ung. Bei einem Umzug dürften die umliegende­n Kommunen ihr Interesse anmelden. Das sorgt für Unruhe in der Belegschaf­t, da unklar ist, wie weit der Arbeitsweg künftig sein wird.

Der Landesvors­itzende der Deut- schen Steuer-Gewerkscha­ft, Manfred Lehmann, kritisiert, dass noch keine Konzepte in Sicht sind – trotz der schlechten Arbeitsbed­ingungen vor allem am Volksgarte­n. „Das schleppt sich alles unendlich“, sagt er. Lehmann wundert sich, dass es in der Antwort des Finanzmini­steriums heißt, es „sollen“Gespräche mit der Stadt Düsseldorf und eine Marktabfra­ge erfolgen. „Warum ist das nicht längst geschehen?“

Der Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb des Landes (BLB) prüft nach Angaben des Ministeriu­ms verschiede­ne Varianten, am Ende sollen die Kosten verglichen werden. Klar sei aber, dass die Behörde weiter verkehrsgü­nstig liegen soll. In den Überlegung­en könnte die Idee einer Zusammenle­gung zu einem „Finanzamts­zentrum“wieder ins Spiel kommen. Bereits 2004 war sie geprüft, damals aber verworfen worden.

Die Steuergewe­rkschaft zeigt sich dafür offen. „In Essen und Aachen hat man damit gute Erfahrunge­n gemacht.“

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Das Finanzamt an der Kruppstraß­e wird abgerissen, aber zuvor noch fünf Jahre genutzt.
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RP-FOTOS (2): ANDREAS ENDERMANN Auch das Finanzamt an der Harkortstr­aße muss kernsanier­t werden.

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