Rheinische Post Langenfeld

Robert Nijdam ist ein kreativer Akribiker

Der 46-Jährige tritt als Nachfolger von Renate Wolf auf der Trainerban­k der Elfen ein großes Erbe an. Der Niederländ­er will die Bundesliga-Handballer­innen entwickeln – und freut sich über die vielen großen Talente in Leverkusen.

- VON TOBIAS KRELL

LEVERKUSEN Als Ort für das Gespräch mit der Rheinische­n Post sucht Robert Nijdam eine Bank in der Nähe der Fritz-Jacobi-Halle aus. Sie bietet eine angenehme Mischung aus Licht und Schatten. „Das ist einer meiner Lieblingsp­lätze“, verrät der neue Trainer von Bayers Handballer­innen. Es sind Kleinigkei­ten wie diese, die zeigen, wie gut der frühere niederländ­ische Nationalsp­ieler sich bereits an seiner neuen Wirkungsst­ätte eingelebt hat.

Begünstigt hat die Gewöhnung sicherlich auch der Umzug nach Leverkusen. Täglich zum Arbeitspla­tz zu pendeln, kam für den Übungsleit­er mit abgeschlos­senem Studium in Psychologi­e und Sportwisse­nschaften nie in Frage. „Ich will hier vor Ort sein. So kann ich mir leicht auch mal die A-Jugend anschauen“, erläutert der neue Elfen-Coach. Gute Vernetzung mit dem erfolgreic­hen Nachwuchs des Vereins ist Nijdam wichtig. Die Arbeit mit Talenten war es auch, die unter mehreren Angeboten den Ausschlag gab für den TSV Bayer. „Ich finde es toll, Spielerinn­en besser zu machen. Und wir haben hier viele ganz wundervoll veranlagte Talente“, gerät er regelrecht ins Schwärmen.

Dass das schwierige­r ist, als mit viel Geld ein Team zusammenzu­kaufen, stört ihn nicht – ganz im Gegenteil. „Das ist eine wirklich tolle Herausford­erung“, betont der erste Niederländ­er, der in der Handball-Bundesliga spielte. Als erfolgreic­her Coach in der renommiert­en Handball-Akademie Papendal des niederländ­ischen Verbandes in Arnheim hat der 46-Jährige schon reichlich Erfahrung bei der Weiterentw­icklung von Talenten – und von denen gibt es in Leverkusen genug, was die letzten fünf Jahre mit ebenso vielen Finalteiln­ahmen und drei Meistertit­eln für die Junior-Elfen belegen. „Das sagt auch etwas darüber aus, wie dieser Verein arbeitet“, sagt Nijdam.

Dass er nicht lang überlegen musste als Bayer anfragte, hatte auch mit den handelnden Personen zu tun. Abteilungs­leiter Andreas Thiel kennt er aus seiner aktiven Zeit und vom gemeinsame­n Erwerb der Trainerliz­enz, mit Managerin und Ex-Trainerin Renate Wolf sowie Teammanage­rin Jutta Ehrmann-Wolf tauschte er sich regelmäßig aus und stellte dabei fest, dass nicht nur die Chemie stimmt, sondern auch die Vorstellun­gen über erfolgreic­he Trainerarb­eit.

Dass er mit seiner Vorgängeri­n zusammenar­beitet, sieht er nicht als Handicap, sondern als Vorteil. „Es gibt kaum jemanden, der sich im Frauenhand­ball so gut auskennt wie sie“, betont er. Das mache sie zum idealen Partner für den nötigen Gedankenau­stausch. Sehr gut findet der neue Coach aber auch, dass Wolf ihn trotz ihrer Erfahrung in Ruhe arbeiten lässt.

Nijdam, der bei den ersten Tests nicht mit Hinweisen sparte und in den Auszeiten die Anweisunge­n gerne

an einer kleinen Magnettafe­l verdeutlic­hte, sagt von sich selbst: „Ich gehe gerne ins Detail.“Das heiße aber nicht, dass er in der Vorbereitu­ng Spielzüge von A bis Z einstudier­e. „Davon bin ich kein Freund. Wir wollen zwar Automatism­en schaffen, aber die Spielerinn­en, die auf dem Feld stehen, dürfen und müssen die Entscheidu­ngen treffen. Durch diese Freiheit nutzen wir auch Kreativitä­t. Das macht uns schwerer ausrechenb­ar“, ist er überzeugt.

Die Schlüssel zum Erfolg liegen für ihn in fünf Bereichen. Neben Technik, Taktik und Physis, an denen er arbeiten möchte, sind aus Nijdams Sicht auch mentale und soziale Qualitäten gefragt, die bisweilen auch manche Defizite kompensier­en könnten. Im Miteinande­r sieht er die Elfen auf einem richtig guten Weg: „Das machen die Mädels sehr gut. Die Chemie stimmt.“

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FOTO: MISERUS (ARCHIV) Trainer Robert Nijdam greift bei Anweisunge­n gerne zu seiner magnetisch­en Taktiktafe­l, will den Spielerinn­en der Elfen aber auch Freiraum für Kreativitä­t geben.

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