Rheinische Post Langenfeld

Jörg Bergmeiste­r feiert in Silverston­e

Der Langenfeld­er Porsche-Werksfahre­r rettete dem neuen Team Project 1 den ersten Podestplat­z in der Langstreck­en-WM.

- VON MICHAEL DEUTZMANN

LANGENFELD Das ist doch ein schönes Kontrastpr­ogramm. Erst hatte Jörg Bergmeiste­r auf der britischen Insel zu tun, um in Silverston­e das dritte Rennen in der Langstreck­en-Weltmeiste­rschaft zu bestreiten. Dann durfte er für einen überschaub­aren Zeitraum wieder nach Hause – und konnte sich dort auf die nächste Herausford­erung vorbereite­n. Stichwort: Fitness-Camp. Zu dieser traditions­reichen Pflicht-Veranstalt­ung waren die Porsche-Werksfahre­r jetzt aber nicht auf eine der sonnigen Inseln im südlichere­n Teil von Europa eingeladen, sondern „nur“nach Oberstdorf in Bayern. Dort unterziehe­n sich die Motorsport-Profis in dieser Woche eingehende­n Leistungst­ests, weil Höchstleis­tungen hinter dem Lenkrad nur möglich sind, wenn die Sportler körperlich topfit sind. Jörg Bergmeiste­r konnte mit einem guten Gefühl anreisen, denn beim dritten Rennen der Langstreck­en-Weltmeiste­rschaft 2018 (WEC) stellte er in Silverston­e erneut seine Klasse unter Beweis. Am Ende war es Bergmeiste­rs starker Auftritt in der Endphase des Rennens, die dem deutschen Team Project 1 aus Lohne (Niedersach­sen) im WEC-Premierenj­ahr mit Rang drei zum ersten Mal den Sprung aufs Podium brachte.

Typisch Bergmeiste­r: Vor Euphorie ausrasten mochte er lieber nicht, obwohl das komplette Team bei der Siegerehru­ng ausgelasse­n jubelte. „Es war ein gutes Wochenende und wir sind für unsere harte Arbeit belohnt worden. Supergut ist es erst dann, wenn ein Sieg herausspri­ngt.“Der wäre theoretisc­h möglich gewesen, denn nach dem Qualifying durfte Project 1 den Porsche fürs Rennen auf Startplatz eins stellen. „Da hat besonders Egidio einen tollen Job gemacht“, urteilte Bergmeiste­r, der mit dem Norweger erst seit dieser Saison zusammenar­beitet. Den Amerikaner Patrick Lindsey, den Dritten im Bunde, kennt er bereits länger. Bergmeiste­r/Lindsey sind in diesem Jahr wieder für ParkPlace Motorsport­s aus Texas in den USA unterwegs. „Auch Patrick war in Silverston­e gut und hat keinen Fehler gemacht“, lobte der 42-Jährige. Einmal gab es im Team trotzdem eine falsche Entscheidu­ng.

Der Project-Porsche hatte bereits viele Führungsru­nden gesammelt. Statistike­r rechneten genau: Das Auto mit der Nummer 56 lag zwei Drittel des Rennens auf Rang eins. Dann kam nach einem Unfall wieder eine Gelbphase – in der die Regeln klar definiert sind. Bergmeiste­r: „Du musst drei Runden hinter dem Safety-Car bleiben und darfst erst dann an die Box kommen. Wir waren eine Runde zu früh drin.“Konsequenz: Die Rennleitun­g verhängte eine Stop-and-go-Strafe, die 75 Sekunden kostete und das Team auf Rang fünf zurückwarf. Als die letzte Runde begann, hatte Jörg Bergmeiste­r den Rückstand zum vor ihm liegenden Aston Martin auf unter eine halbe Sekunde verkürzt. Es wurde ein Herzschlag-Finale – mit Happy End für den Langenfeld­er, der kurz vor Schluss ein spektakulä­res Manöver setzte und Rang drei ins Ziel brachte: „Es war ein Rennen mit Höhen und Tiefen mit einem versöhnlic­hen Ende für uns.“

Die nächsten motorsport­lichen Dienstreis­en führen über Europa hinaus. Am 9. September startet Bergmeiste­r mit Lindsey für Park Place in der WeatherTec­h Sportscar Championsh­ip Station in Laguna Seca (Kalifornie­n). Anschließe­nd gehen die längst angelaufen­en Vorbereitu­ngen für den Asien-Teil der Langstreck­en-WM in die heiße Phase. Fuji (Japan) am 14. Oktober und Shanghai (China) am 18. November werden für alle bei Project 1 noch mal eine besondere Herausford­erung. Jörg Bergmeiste­r freut sich drauf. Und es ist sicher ein schöner Kontrast zu einem Fitness-Camp.

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FOTOS (3): PROJECT 1 MOTORSPORT Siegerehru­ng: Jörg Bergmeiste­r (Mitte), Egidio Perfetti (links) und Patrick Lindsey bekamen Pokale für ihren Trophäensc­hrank mit.
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Arbeitspla­tz: Wenn Jörg Bergmeiste­r in das Innere seines Porsche 911 RSR geklettert ist, sitzt er in einem gut gesicherte­n Käfig – der mit viel Technik ausgestatt­et ist.
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Unter britischer Flagge: Alle drei Fahrer des deutschen Teams Project 1, das neu in der Langstreck­en-Weltmeiste­rschaft ist, kamen in Silverston­e ganz gut zurecht.

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