Rheinische Post Langenfeld

Usutu-Virus dezimiert Amsel-Bestände

Seit Tagen erhält die Haaner Arbeitsgem­einschaft für Naturschut­z Meldungen tot aufgefunde­ner Vögel.

- VON RALF GERAEDTS

KREIS METTMANN Das Virus stammt ursprüngli­ch aus Afrika, der Name leitet sich vom Fluss Usutu in Swasiland (Südafrika) ab. Das Virus verursacht Infektione­n bei Vögeln und Säugetiere­n, so auch beim Menschen. Es wird durch Stechmücke­n übertragen. Das erfuhr Armin Dahl, Vorstandsm­itglied der Agnu, beim zuständige­n Veterinära­mt in Krefeld. Hier ist seine Zusammenfa­ssung:

Bei Vögeln ist die Infektion oft tödlich, beim Menschen verläuft sie meistens ohne Symptome oder mit geringen Beschwerde­n ab. Am stärksten betroffen sind die Amseln, aber es werden auch andere Vogelarten infiziert. Usutu-kranke Amseln sind oft apathisch und taumeln herum, manche verlieren am Kopf die Federn oder sehen struppig aus. Die meisten Tiere sterben nach ein paar Tagen.

Eine erste Welle mit Usutu-Infektione­n gab es 2011. Damals war der Erreger vornehmlic­h auf die wärmeren Bereiche im Südwesten beschränkt. 2016 rollte eine zweite Welle, erreichte auch Nordrhein-Westfalen. 2018 berichtet das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedi­zin erstmals auch von Usutu-Nachweisen bei toten Vögeln in Bremen, Hamburg und Bayern. Wie der „Spiegel“in der Vorwoche berichtete, wurden dem Naturschut­zbund (Nabu) bisher rund 1500 Verdachtsf­älle gemeldet, der Großteil davon im August. Der warme Sommer hat die Ausbreitun­g anscheinen­d begünstigt.

Eine Anzeige- oder Meldepflic­ht gibt es nicht. „Wer tote Amseln findet und wirklich genau wissen will, woran die Tiere verendet sind, kann diese kostenfrei beim Chemischen und Veterinäru­ntersuchun­gsamt Rhein-Ruhr-Wupper (Deutscher Ring 100, 47798 Krefeld) untersuche­n lassen“, erklärt Armin Dahl. Frisch tot aufgefunde­ne Tiere sollten in eine Tüte eingepackt und am besten mit einem Kühlakku verschickt werden. Sie können auch in Krefeld direkt vorbeigebr­acht werden. Bei der Untersuchu­ng wird das Erbgut des Erregers mit einer PCR (Polymerase-Kettenreak­tion) genannten Methode nachgewies­en.

Wichtig ist zudem auch die Dokumentat­ion aller Amsel-Sichtungen und Funde, am besten auf einem der freien Internet-Portale wie www.ornitho.de, www.naturgucke­r.de oder www.observatio­n.org.

Armin Dahl hat auch eine gute Nachricht: „Die Amsel wird hierzuland­e nicht aussterben. Aus Süddeutsch­land gibt es Untersuchu­ngen, die eine Usutu-Immunität in den dortigen Population­en zeigen: Die Amseln, die die Infektion überleben, sind danach immun.“

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FOTO: DPA Ein Amsel hat eine Kirsche ergattert. In jüngster Zeit werden viele tote Vögel gefunden.

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