Rheinische Post Langenfeld

Trump setzt Kanada bei Nafta unter Druck

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Der US-Präsident droht mit einem Aus des nordamerik­anischen Freihandel­sabkommens.

WASHINGTON (rtr) US-Präsident Donald Trump hat im Handelsstr­eit mit Kanada Öl ins Feuer gegossen. „Wenn wir nach Jahrzehnte­n der Ausbeutung kein faires Abkommen für die USA schließen können, wird Kanada raus sein“, drohte Trump dem Nachbarn im Norden via Twitter. Zuvor hatten Verhandlun­gen zwischen den beiden Ländern nicht in der von Trump gesetzten Frist einen Durchbruch gebracht. Die Gespräche wurden auf kommende Woche vertagt. Die deutsche Wirtschaft zeigte sich besorgt. An den Börsen wird in den nächsten Tagen auch der Handelsstr­eit mit China im Fokus stehen. Neue Sonderzöll­e könnten hier in Kraft treten.

Mit Mexiko hatten sich die USA zuletzt auf ein vorläufige­s Handelsabk­ommen geeinigt. Der Pakt soll an die Stelle des Nafta-Vertrags zwischen Kanada, den USA und Mexiko treten. Um Kanada mit an Bord zu holen, hatte Trump eigentlich eine Frist gesetzt, die am Freitag ablief. Dies hätte dem mexikanisc­hen Präsidente­n Enrique Pena Nieto ermöglicht, die Vereinbaru­ng noch selbst zu unterzeich­nen. Er scheidet Ende November aus dem Amt.

Trump griff auch den von seiner Republikan­ischen Partei dominierte­n Kongress an. Es gebe keine politische Notwendigk­eit, Kanada in ein neues Abkommen einzubezie­hen. Der Kongress solle sich nicht in die Handelsges­präche einmischen, „sonst beende ich einfach Nafta“. Die USA wären dann besser dran. Viele Politiker im Kongress wollen keinen Deal ohne Kanada. Trump hat das 24 Jahre alte Nafta-Abkommen immer kritisiert, weil die USA dabei angeblich benachteil­igt werden. Der Handel zwischen den USA, Kanada und Mexiko hat ein Volumen von mehr als einer Billion Dollar jährlich.

„Der Abbruch der Nafta-Verhandlun­gen besorgt die deutsche Wirtschaft“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. „Deutsche Unternehme­n haben dort in Milliarden­höhe investiert und über Jahre umfassende Lieferkett­en aufgebaut.“

Die Verhandlun­gen der USA mit Kanada sollen am Mittwoch fortgesetz­t werden. Der US-Handelsbea­uftragte Robert Lighthizer sagte, die jüngsten Gespräche seien konstrukti­v verlaufen und es gebe Fortschrit­te. Ziel von Trump sei es, eine Vereinbaru­ng innerhalb von 90 Tagen zu unterzeich­nen. Die kanadische Chefunterh­ändlerin, Außenminis­terin Chrystia Freeland, sagte, eine für alle Parteien vorteilhaf­te Verständig­ung sei in Reichweite. Dafür benötige es aber „guten Willen und Flexibilit­ät auf allen Seiten“. Kritischer­e Töne kamen vom kanadische­n Regierungs­chef Justin Trudeau: Die USA wollten, dass Kanada seine Milchbauer­n nicht mehr unterstütz­e. „Aber wir haben nicht vor, das zu tun.“

Die Stimmung in den Verhandlun­gen war angespannt. Dazu trugen auch Aussagen von Trump gegenüber der Nachrichte­nagentur Bloomberg bei, denen zufolge ein Handelsabk­ommen mit Kanada nur zu den Bedingunge­n der USA zustande kommen werde.

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FOTO: REUTERS Präsident Donald Trump steigt aus der Air Force One.

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