Rheinische Post Langenfeld

Zwei Frauen knacken Männerdomä­ne

- VON STEFAN MÜLDERS

Sandra Jachmann hat die Spedition ihres Großvaters von der Mutter übernommen.

KREIS METTMANN Sich in einer Männerdomä­ne durchsetze­n zu müssen, hat in der Familie Jachmann schon fast Tradition. Heike Jachmann übernahm bereits 2002 die Geschäfte ihres zu früh verstorben­en Mannes, 2013 trat Tochter Sandra in ihre Fußstapfen. Zuvor hatte sie bereits drei Jahre lang im Mettmanner Familienun­ternehmen, der Spedition Jachmann, als Assistenti­n der Geschäftsf­ührung mitgearbei­tet.

Sandra Jachmann und ihre Zwillingss­chwester Tanja waren gerade mal 18 Jahre jung, als sie gemeinsam mit ihrer Mutter die erste gesellscha­fterische Entscheidu­ng zu treffen hatten. Nach dem Tod des Vaters, der aufgrund seiner schweren Erkrankung absehbar war, übernahm dessen Frau das von ihrem Schwiegerv­ater gegründete Speditions­unternehme­n. Sie biss sich im von Männern bestimmten Logistik-Business durch und ebnete damit auch ihrer Tochter den Weg zur Unternehme­nsnachfolg­e.

Doch die Wirtschaft­s- und Finanzkris­e Ende des vergangene­n Jahrzehnts ging auch an der Spedition Jachmann nicht spurlos vorüber. Familie Jachmann entschied sich dazu, einen strategisc­hen Partner zu suchen, der 2010 in der CI-Gruppe gefunden wurde. 50 Prozent der Anteile sind weiterhin im Familienbe­sitz. Grundstück­e und Immobilien wurden in eine eigene Gesellscha­ft ausgeglied­ert.

Sandra Jachmann stieg, nachdem sie an der Berufsakad­emie studiert und einige Jahre für „eismann“im internatio­nalen Marketing gearbeitet hatte, als Assistenti­n der Geschäftsf­ührung ins Familienun­ternehmen ein. „Ich bin die kaufmännis­chen Abteilunge­n durchlaufe­n und habe alle Bereiche kennen gelernt“, erinnert sich die damals 25-Jährige. Drei Jahre später stieg sie neben Peter Günzel in die Geschäftsf­ührung ein und leitet seitdem die Geschicke zweier insgesamt 80 Mitarbeite­r starken Logistikbe­triebe. Als Full-Service-Dienstleis­ter, der seinen Kunden von der Planung angefangen alle Aufgaben rund um Transport und Lagerung seiner Produkte abnimmt, verfügt Jachmann über 40 eigene, ziehende Einheiten, 60 Sattelaufl­ieger für verschiede­nste, auch spezialisi­erte Anwendunge­n, 15.000 Quadratmet­er temperiert­en Lagerplatz, eine Werkstatt und Betriebsta­nkstelle.

Inzwischen ist Sandra Jachmann 33 und längst vollständi­g in der Führungsro­lle angekommen. „Zu Beginn musste ich mich gerade gegenüber den männlichen Mitarbeite­rn erst einmal beweisen, um zu zeigen, dass ich durchaus mit fundiertem Wissen das Unternehme­n nach vorne entwickeln kann. Nach einigen arbeitsint­ensiven Monaten haben mich unsere Mitarbeite­r akzeptiert und respektier­t und es hat sich alles gut eingespiel­t.“Auch Kunden gegenüber war es wichtig, die eigenen Fähigkeite­n und Kompetenze­n herauszust­ellen, um nicht als „die Tochter von“zu gelten.

Eine künftige Herausford­erung sieht Jachmann im Fachkräfte­mangel. „Es ist für uns schwierige­r geworden, zuverlässi­ge und qualifizie­rte Fahrer zu finden“Mit eigenen Ausbildung, Kooperatio­nen und Rekrutieru­ng auch ausländisc­her Kräfte mit hinreichen­der Qualifikat­ion wird versucht, dem entgegen zu wirken.

Über die eigene Branche hinaus pflegt Sandra Jachmann den unternehme­rischen Austausch in regionalen Netzwerken. So engagiert sie sich beispielsw­eise bei den Wirtschafs­junioren (WJ) Niederberg, einem Verband junger Unternehme­r und Führungskr­äfte.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Sie setzen die Familientr­adition im Unternehme­n fort: Sandra Jachmann und ihre Mutter Heike.

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