Rheinische Post Langenfeld

Baut die Polizei bei Prios ab?

Erstmals seit acht Jahren sinkt die Zahl der Polizisten. 20 Stellen können mit den neu ausgebilde­ten Beamten nicht aufgefüllt werden. Jetzt muss sogar die Brennpunkt-Einheit der Schutzpoli­zei auf den Prüfstand.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

So schnell musste es noch nie gehen: Kaum hatten sie Polizeiprä­sident Norbert Wesseler im Ausbildung­szentrum der Polizei ihre Schießküns­te vorgeführt und sich fürs obligatori­sche Gruppenfot­o aufgestell­t, da mussten etliche der 148 neuen Düsseldorf­er Polizisten am Samstag sofort in den Dienst: Die Objektschu­tzwache hatte sozusagen nur auf sie gewartet, allein 100 der neuen müssen dorthin. Die Eile am traditione­llen Dienststar­t der Fachhochsc­hulabsolve­nten (zwei, mit denen Düsseldorf noch hätte rechnen können, hatten dann doch nicht bestanden), ist symbolhaft für die Personalla­ge im Präsidium.

Erstmals seit acht Jahren reicht der sogenannte Nachersatz nämlich nicht, um die Lücken zu füllen, die in den kommenden Monaten durch Weiterbild­ung, Versetzung und vor allem Ruhestand entstehen werden. Es ist ein Minus mit Ansage: 2018 geht der erste von mehreren geburtenst­arken Jahrgang in Pension, und weil das Land weniger Anwärter ausgebilde­t hat als es nun Beamte pensionier­t, sinkt die Zahl der Polizisten.

Düsseldorf hatte aufgrund der besonderen Anforderun­gen einer Landeshaup­tstadt durch die hohe Zahl schutzbedü­rftiger Einrichtun­gen, durch die vielen Demonstrat­ionen (weit über 400 Einsätze pro Jahr), durch Großverans­taltungen und nicht zuletzt Fußballein­sätze nicht nur an den Spieltagen der Fortuna, bislang auf den Hauptstadt­bonus setzen können, der zumindest die Neubesetzu­ng aller Stellen gewährleis­tete. Nur 2010, als der seinerzeit­ige Polizeiprä­sident die 60 Neuzugänge gewisserma­ßen per Handschlag hatte begrüßen können, war das Defizit größer, da waren 50 Stellen unbesetzt geblieben.

Während sich der Objektschu­tz, die Autobahn und Spezialein­heiten nicht sorgen müssen – sie genießen Priorität in Sachen Personaler­satz – müssen alle anderen Dienststel­le den Gürtel enger schnallen, sagt der Polizeiprä­sident. Was er nicht sagt: Auch die hauseigene Interventi­onseinheit Prios, die sich seit ihrer Gründung 2004 den Ruf einer effizient und nachhaltig an den Brennpunkt­en der Stadt für Ordnung sorgenden Truppe erarbeitet hat, steht auf dem Prüfstand.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion sollen fünf der 26 Stellen unbesetzt bleiben. Das wird eng für den Einsatztru­pp, dessen Name die Abkürzung seines sperrig formuliert­en Auftrags „Präsenz und Interventi­on an Brennpunkt­en und offenen Szenen“ist, und in der Regel mit acht bis zehn Kollegen überall da unterwegs sind, wo es eben brennt. Die Stärke wird bei einer Reduzierun­g nicht zu halten sein. Dazu kommt, dass einige der unbesetzte­n Stellen von erfahrenen Prios-Beamten verlassen wurden. So wechselt etwa Chef Dirk Schimanski in die Altstadtwa­che.

Das dürfte vor allem dort für Beunruhigu­ng sorgen, wo Prios im Einsatz ist. Anwohner des Bahnhofsvi­ertels etwa fordern immer wieder gezielt den Einsatztru­pp an. „Schicken Sie nicht die sympathisc­hen Beamten, schicken Sie Prios“, ist ein zum geflügelte­n Wort gewordenes Zitat aus einem offenen Brief von dort an den Polizeiprä­sidenten. Der bescheinig­t Prios immer wieder, einen tollen Job zu machen, nicht zuletzt im so genannten Maghreb-Viertel, das durch die unermüdlic­he Präsenz von Prios seine Attraktivi­tät als Rückzugsra­um für Straftäter verloren hat und dessen Bewohner so ein deutliches Stück Lebensqual­ität zurückerha­lten haben. Aus dem Präsidium heißt es, noch sei nicht beschlosse­n, wie das Personalmi­nus verteilt wird. Klar ist, dass keine Dienststel­le so üppig besetzt ist, dass sie freiwillig verzichten könnte. Entlastung sollen Regierungs­angestellt­e schaffen, von denen das Präsidium 18 neu einstellen durfte. Sie arbeiten in der Verwaltung und überall da, wo nicht unbedingt ausgebilde­te Polizeivol­lzugsbeamt­e nötig ist (etwa in der waffenrech­tlichen Abteilung). Solche Aufgaben allerdings gibt es bei Prios nicht.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Nachdem Polizeiprä­sident Norbert Wesseler die148 neuen Polizeibea­mten begrüßt hatte, mussten viele von ihnen direkt in den Dienst.

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