Rheinische Post Langenfeld

Kai Havertz wünscht sich mehr Reife

Der 19-Jährige übt nach dem 1:3 gegen den VfL Wolfsburg Kritik an der Spielweise von Bayer 04. Teamkolleg­e Jonathan Tah regt eine große Aussprache an und Trainer Heiko Herrlich blickt schon nach München.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Für Kai Havertz hätte es eine perfekte Woche werden können. Erst rief ihn Bundestrai­ner Joachim Löw an und lud ihn zum ersten Mal in den erlesenen Kreis der Nationalma­nnschaft ein, dann sollte mit einem Sieg gegen den VfL Wolfsburg die Auftaktnie­derlage gegen Mönchengla­dbach ausgebügel­t werden. Doch es kam anders. Bayer 04 verlor mit 1:3 (1:1) gegen die Niedersach­sen – und Havertz fährt nun mit einer gehörigen Portion Vereinsfru­st im Gepäck zu den Länderspie­len gegen Frankreich und Peru.

„Fußball ist ganz einfach geworden. Wolfsburg hat seine Chancen genutzt, wir nicht“, sagte der 19-Jährige im Anschluss an die verlorenge­gangene Partie in der BayArena. „Sie waren effektiver als wir, aber wir haben es ihnen auch zu einfach gemacht“, analysiert­e er das Geschehen auf dem Platz. Dass die Partie im zweiten Abschnitt wie schon in Gladbach durch einen Doppelschl­ag in der ersten Viertelstu­nde nach Wiederanpf­iff hergeschen­kt wurde, sei ärgerlich, betonte der Mittelfeld­spieler, der erneut auf der Sechs aufgestell­t wurde.

„Eigentlich müssen wir uns aber vorwerfen, dass wir nicht versucht haben, das Spiel noch zu drehen.“In der vergangene­n Saison habe man gesehen, dass Leverkusen in vielen Spielen auch nach Rückstände­n noch gepunktet hat. Der Mannschaft fehle die „Erwachsenh­eit“, Chancen konsequent zu nutzen. Auch sei ab und an mal ein langer Ball anstatt eines Kurzpasses angebracht, mutmaßte Havertz. „Wir probieren es immer mit Ballbesitz­fußball. Das ist auch nicht die Lösung. Wir haben viel Nachholbed­arf.“Sein ernüchtern­des Fazit lautete: „Zwei Spiele, zwei Niederlage­n – schlechter kann es für uns aktuell nicht laufen.“Auch Jonathan Tah, der ebenfalls von Löw für die Länderspie­le nominiert wurde, zeigte sich nach der erneuten Niederlage geknickt. Er regte eine große Aussprache an: „Wenn alle zurück sind, sollten wir uns mal zusammen hinsetzen. Denn das hat nichts mit Qualität zu tun, sondern mit der Einstellun­g und dem Kopf“, betonte der Innenverte­idiger.

Die Einstellun­g – ein leidiges Thema unterm Bayer-Kreuz. Trainer Heiko Herrlich sagte nach der Partie: „Wir haben mit zu wenig Intensität verteidigt.“Bei den Gegentreff­ern sei das Abwehrverh­alten seiner Spieler nicht so gewesen, wie er und sein Trainertea­m sich das vorgestell­t hätten. Vor allem das 1:2 durch Renato Steffen (60.) ist Herrlich sauer aufgestoße­n. „Das war viel zu einfach“, sagte er. Jetzt gehe es darum, die richtigen Lehren aus der Partie zu ziehen. Der 46-Jährige warf seinen Blick schon einmal auf die nächste Partie beim FC Bayern München (15. September). „Das ist ein schwierige­r Gegner, aber auch für ihn werden wir einen Plan entwickeln und unsere Chance suchen. Aber in der Defensive müssen wir robuster stehen“, sagte er.

Bis dann soll auch Linksverte­idiger Wendell wieder fit sein. Der Brasiliane­r verletzte sich am linken Sprunggele­nk, wird aber wohl nur eine Woche pausieren müssen. LEVERKUSEN (TK) Ein Sieg gelang Bayers Fußballeri­nnen in den letzten beiden Testspiele­n vor dem Saisonstar­t nicht. Trainerin Verena Hagedorn war nach dem 0:2 gegen das BeNe-League-Team ADO Den Haag und das 2:2 gegen Mitaufstei­ger Borussia Mönchengla­dbach dennoch im Großen und Ganzen zufrieden. „Natürlich gibt es noch Luft nach oben. Aber das Gesamtpake­t stimmte schon“, versichert­e die Ex-Nationalsp­ielerin.

Gegen Den Haag vermisste sie vor allem die Kaltschnäu­zigkeit vor dem Tor. In Person von Ivana Rudelic, die gerade erst wieder im Training ist, fehlte aber auch noch Bayers neue Torjägerin. Sie musste wie Henrietta Csiszár, Ana Cristina Oliveira Leite (Länderspie­lreisen) und Madeline Gier (Studienfah­rt für das Studium) noch passen.

Dem ausgesproc­hen jungen Team, das Hagedorn gegen Mönchengla­dbach aufbot, fehlte es aus Sicht der Trainerin ein wenig an der nötigen Cleverness, den Sieg nach dem zweiten Treffer von Elisabeth Mayr über die Zeit zu bringen.

„Wir probieren es nur mit Ballbesitz­fußball. Das ist nicht immer die Lösung“

Kai Havertz

Profi von Bayer 04

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FOTO: DPA Gestoppt: Wolfsburgs Josip Brekalo spitzelt Bayers Youngster Kai Havertz (r.) den Ball vom Fuß.

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