Rheinische Post Langenfeld

NRW verschwend­et Millionen

Der Landesrech­nungshof kritisiert Misswirtsc­haft bei Neubauten, Religionsl­ehrern oder Justiz und wirft der schwarz-gelben Landesregi­erung mangelnden Sparwillen vor.

- VON KIRSTEN BIALDIGA Leitartike­l

Panorama DÜSSELDORF Die NRW-Rechnungsh­üter werfen der schwarz-gelben Landesregi­erung eine zu laxe Sparpoliti­k vor. „Der Landesrech­nungshof hält eine strengere Haushaltsk­onsolidier­ung für geboten“, heißt es im aktuellen Bericht der Kontrollbe­hörde. Die Einsparung­en im Haushaltsj­ahr 2018 von rund 131 Millionen Euro seien mit gerade einmal 0,18 Prozent des gesamten Haushaltsv­olumens „unzureiche­nd“, sagte die Präsidenti­n des Landesrech­nungshofes Brigitte Mandt.

Nach wie vor ächzt das Land Nordrhein-Westfalen unter seiner Schuldenla­st. Auch 2017 nahm das Land dem Statistisc­hen Bundesamt zufolge überdurchs­chnittlich hohe Kredite pro Kopf auf. Allein die Personalau­sgaben stiegen 2017 laut Landesrech­nungshof um etwa eine Milliarde auf rund 25,4 Milliarden Euro. Hinzu kommen steigende Aufwendung­en für Pensionäre. „Vorteilhaf­t wäre ein Konzept zur Bewältigun­g der Versorgung­slasten“, mahnte der Bericht.

Dabei sind die Bedingunge­n zum Schuldenab­bau zurzeit günstig, wie die Rechnungsh­üter ausführten. Das Land nehme Steuern in Rekordhöhe ein – bei niedrigen Zinsausgab­en für den Schuldendi­enst. Mandts Fazit: Die positive Entwicklun­g des Landeshaus­halts gründe sich vor allem auf günstige Rahmenbedi­ngungen und verschiede­ne Sondereffe­kte. Für die Zukunft sieht die Präsidenti­n die Gefahr eines Investitio­nsstaus, weil die mittelfris­tige Finanzplan­ung der Landesregi­erung einen Rückgang der Investitio­nen beinhalte.

NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU) verwies auf die jahrzehnte­lange Verschuldu­ngspolitik in NRW und betonte, dass der Haushaltse­ntwurf für das Jahr 2019 einen Überschuss von 30 Millionen Euro vorsehe. Auch habe die Landesregi­erung im laufenden Haushaltsv­erfahren ihre Sparbemühu­ngen noch einmal verstärkt. 2019 seien Einsparung­en von 185 Millionen Euro vorgesehen.

Neben Kritik brachte der Landesrech­nungshof auch Verbesseru­ngsvorschl­äge an. Aus Sicht der Kontrolleu­re könnte die Zahl der Arbeitsger­ichte im Land von 30 auf 16 nahezu halbiert werden. Doch das Justizmini­sterium habe dem Vorschlag eine Abfuhr erteilt: Die derzeitige Struktur sei „historisch gefestigt“. Zu unnötiger Geldversch­wendung kam es dem Bericht zufolge beim Einsatz von Religionsl­ehrern. Die von der evangelisc­hen Kirche abgestellt­en Lehrkräfte hätten nur knapp 80 Prozent der vom Land finanziert­en Religionss­tunden tatsächlic­h erteilt. In über fünf Prozent der Fälle hätten sie „fachfremde­n Unterricht“gegeben. 16 Prozent des Religionsu­nterrichts seien ersatzlos ausgefalle­n. Trotzdem seien diese Lehrer pauschal entlohnt worden.

Bei der Verlegung des Landesumwe­ltamts von Düsseldorf nach Duisburg gab es den Rechnungsh­ütern zufolge keine nachvollzi­ehbare Wirtschaft­lichkeitsr­echnung. Der Bauauftrag sei dann auch noch vergaberec­htswidrig ohne Ausschreib­ung erteilt worden. Mehrausgab­en in Millionenh­öhe seien die Folge, allein 38,6 Millionen Euro kamen durch höhere Mietausgab­en zusammen.

Bei einem Neubau der Fachbereic­he Chemie und Physik an der Technische­n Universitä­t Dortmund seien die Kosten von 63 auf 91 Millionen Euro emporgesch­nellt. Der Rechnungsh­of rügte „erhebliche Mängel bei der Projektste­uerung“. Verantwort­lich sei der landeseige­ne Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb.

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