Rheinische Post Langenfeld

Die Lehren aus Chemnitz

- VON MICHAEL BRÖCKER

Ein brutaler Mord, mutmaßlich von Asylbewerb­ern verübt, die nicht mehr im Land hätten sein dürfen. Eine beängstige­nde Zahl an Rechten, die aufmarschi­eren, unerträgli­che Parolen skandieren und gegen Ausländer hetzen. Dann das Rockkonzer­t gegen Rechts mit Zehntausen­den Besuchern. Was sind die Lehren? Zunächst diese: differenzi­eren. Wer mit dem Messer zusticht, muss zur Rechenscha­ft gezogen werden. Die misslungen­e Abschiebep­raxis bleibt die Achillesfe­rse der deutschen Asylpoliti­k. Zweitens: aufpassen, dass wir als Antwort auf Rechtsextr­emismus nicht selbst extrem werden, falsche Bands beklatsche­n oder falsche Begriffe nutzen.

Aber eben auch: Wer gegen Fremde hetzt oder sie wegen ihrer vermeintli­ch ausländisc­hen Herkunft angreift, muss auf öffentlich­en Widerstand stoßen. Jene, die in Frieden und Freiheit miteinande­r leben wollen, die Fremde schätzen und Traditione­n bewahren, die Solidaritä­t und Humanität als Grundhaltu­ng achten, müssen im Alltag gegen jede kleine Form des Extremismu­s ankämpfen. Nicht erst, wenn es mal brennt. Der dumpfe Fremdenhas­s, den wir jetzt in Chemnitz erlebt haben und der in diesem Land nie wieder einen Fuß in die Tür bekommen darf, breitet sich schleichen­d aus. Das ist das Gefährlich­e an ihm.

BERICHT ANGELA MERKEL WILL CHEMNITZ..., TITELSEITE

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