Echter Augenaufschlag, falsche Wimpern
Prominente Frauen gehen kaum noch ohne aus dem Haus, mittlerweile gibt es sie sogar in jeder Drogerie: künstliche Wimpern. Der Trend kommt aus den USA. Je echter die Härchen aussehen, desto teurer wird es.
DÜSSELDORF Heidi Klum trägt sie, Kim Kardashian sowieso, und Katy Perry hat sogar eine eigene Kollektion herausgebracht: Falsche Wimpern liegen im Trend. Und das nicht nur bei den Stars. Im Drogeriemarkt und in der Parfümerie gibt es günstige Modelle, dazu bieten inzwischen sogenannte Wimpernstylistinnen in Kosmetikstudios ihre Dienste an. „Immer mehr Frauen interessieren sich dafür“, sagt Nicola Weidemann, Inhaberin eines solchen Studios in Düsseldorf. Mehrere Termine seien es mittlerweile pro Woche.
Dabei ist das Phänomen nicht neu, falsche Wimpern gibt es schon seit mehr als 100 Jahren. Als Pionier gilt der berühmte Kosmetiker Max Factor, der 1927 Schauspielerin Phyllis Haver für die Verfilmung des Musicals „Chicago“künstliche Wimpern aufklebte. Danach kamen die Schönheitshelfer lange vor allem in der Mode- und Filmindustrie zum Einsatz.
So posierten Stars wie Marilyn Monroe und Rita Hayworth bei vielen Fotoshootings in den 40er und 50er Jahren mit künstlichen Wimpern. Ein weiteres berühmtes Beispiel ist Model Twiggy. Die britische Stilikone machte besonders dichte und auffällige falsche Wimpern in den 60ern berühmt. Dann waren sie zeitweise eher unpopulär, bis Supermodels wie Cindy Crawford ihnen in den 90ern wieder zu neuem Aufschwung verhalfen.
Inzwischen sind künstliche Wimpern im Alltag vieler Frauen angekommen, auch in Deutschland. „Lange wurden sie nur zu speziellen Anlässen wie Hochzeiten oder Festen getragen, momentan werden sie aber von vielen Frauen täglich genutzt“, sagt Christiane Fehrle, Inhaberin der Make up Academy, die an den Standorten Freiburg und Düsseldorf Visagisten ausbildet.
Zu den täglichen Nutzerinnen gehört auch Corina Chirila, die seit zwei Jahren falsche Wimpern trägt. „Ich fühle mich einfach toll damit“, sagt die 31-Jährige aus Düsseldorf. Aufwendiges Schminken am Morgen sei damit oft nicht mehr nötig. „Nach dem Aufstehen braucht man keine Wimperntusche mehr, die Augen sehen so schon gut aus“, sagt Chirila.
Alle vier bis sechs Wochen lässt sie sich ihre Wimpern im Studio von Nicola Weidemann erneuern. Rund zwei Stunden dauert das im Durchschnitt. Weidemann zufolge ist der Preis unter anderem abhängig von der Stärke der Verdichtung, los geht es ab 60 Euro.
Künstliche Wimpern gibt es aus verschiedenen Materialien, erklärt Visagistin Christiane Fehrle: Synthetische Seidenwimpern zum Beispiel, aber auch Echthaarwimpern aus den Haaren von Nerzen oder Zobeln, auch Mink Lashes genannt. Diese sehen besonders echt aus und sind entsprechend teuer. Etwas günstiger und tierschutzverträglicher sind die sogenannten Faux Mink Lashes, die aus künstlichem Material bestehen, den Tierhaarwimpern aber ähnlich sehen. Grundsätzlich gelte: „Je natürlicher jedes einzelne Haar aussieht, desto mehr kosten die Fake Lashes.“
Eine preiswerte Alternative zum regelmäßigen Besuch im Kosmetikstudio sind falsche Wimpern, die man sich zu Hause ankleben kann. Diese gibt es bereits ab drei Euro in vielen Drogerien und Parfümerien. „Wenn man ein bisschen Gefühl dafür mitbringt, sind falsche Wimpern in der Handhabung einfach“, sagt Christiane Fehrle. Man müsse aber stets vorsichtig sein – und am besten nicht zu billige Produkte verwenden, vor allem auch beim Wimpernkleber. „Dieser muss schnell trocknen und sehr gut haften.“Dieser werde auf das falsche Wimpernband aufgetragen, das man anschließend so nah wie möglich am eigenen Wimpernkranz anlege. Auch zu Hause ist es möglich, einzelne Wimpern anzukleben. Das kann dann aber mehrere Stunden dauern.
Auch beim Profi nimmt eine Wimpernverdichtung viel Zeit in Anspruch.„DieWimpernstylistinmuss zudem sauber und ordentlich arbeiten, die Wimpern der Kundin dürfen nicht zusammengeklebt werden“, erklärt Weidemann. In den 48 Stunden danach sollte der Kontakt mit Wasser vermieden, danach auf ölhaltige Cremes verzichtet werden.
Zudem sollte man beim Waschen wirklich sehr vorsichtig sein. Das Ergebnis sei ein wahnsinnig schöner Augenaufschlag – dass dieser nicht ganz natürlich ist, falle meist gar nicht auf: „Wenn es gut gemacht ist, sieht man nicht, dass nachgeholfen wurde.“
Diesen Effekt schätzt auch Corina Chirila. „Hochwertige Wimpern haben ein leichtes und weiches Tragegefühl“, sagt die 31-Jährige, im Alltag fiele das deshalb kaum auf. Schließlich werde – außer es ist explizit von der Kundin gewünscht – darauf geachtet, dass kein Puppeneffekt entsteht und die künstlichen Wimpern zur Augenform passen: „Falsche Wimpern sollen letztlich die natürliche Schönheit der Frau und die ihrer Augen unterstreichen.“