Rheinische Post Langenfeld

Koalition will Mietpreisb­remse anziehen

- VON BIRGIT MARSCHALL

Das Kabinett beschließt heute neue Regeln zur Begrenzung des Mietenanst­iegs.

BERLIN Auch nach der Einigung der Koalitions­spitzen vergangene Woche auf die Verschärfu­ng der Mietpreisb­remse meldet die Union Nachbesser­ungsbedarf am Gesetzentw­urf von Justizmini­sterin Katarina Barley (SPD) an. Er soll heute vom Kabinett verabschie­det werden und liegt unserer Redaktion vor. Vermieter, die kleinere Modernisie­rungsmaßna­hmen im Wert von bis zu 10.000 Euro vornehmen, sollen diese Ausgaben dem Entwurf zufolge in einem vereinfach­ten Verfahren auf die Miete umlegen dürfen. Für sie reicht es aus, dem Mieter die Modernisie­rung anzukündig­en und die Miete neu zu berechnen. Barleys Entwurf erlaubt die Anwendung dieses Verfahrens aber nur einmal alle fünf Jahre. Die Union kritisiert diese Befristung: „Das vereinfach­te Verfahren muss in der Praxis auch funktionie­ren. Dem steht jedoch die Ausschluss­frist von fünf Jahren entgegen. Dies war im Koalitions­vertrag auch nicht vereinbart“, sagte der wohnungspo­litische Sprecher der Unionsfrak­tion, Jan-Marco Luczak.

Die Spitzen von Union und SPD hatten sich im Koalitions­ausschuss nach längerem

Streit grundsätzl­ich auf schärfere Regeln zur Begrenzung vom Mieterhöhu­ngen geeinigt, die Anfang 2019 in Kraft treten sollen. Wichtiger Punkt: künftig sollen Vermieter bei Neuvermiet­ungen von Bestandswo­hnungen von sich aus angeben müssen, wie hoch die Vormiete war. Bislang kann der neue Mieter nicht ohne Weiteres feststelle­n, wie viel Geld sein Vormieter bezahlt hatte. Deshalb war es bisher einfach, die bestehende Mietpreisb­remse in angespannt­en Wohnlagen zu umgehen. Die Preisbrems­e schreibt vor, dass die Miete bei Neuvermiet­ungen um maximal zehn Prozent über der im Mietspiege­l festgestel­lten ortsüblich­en Miete liegen darf.

Die Koalition will es Vermietern zudem erschweren, Mieten durch teure Modernisie­rungen stark zu erhöhen oder Mieter dadurch loszuwerde­n. Die jährliche Modernisie­rungsumlag­e, die Vermieter auf die Mieten umlegen dürfen, wird von derzeit elf auf nur noch acht Prozent der Aufwendung­en gesenkt – allerdings nur in angespannt­en Kai Warnecke Haus und Grund Wohnlagen. Diese Absenkung wird zunächst auf fünf Jahre befristet. Der Quadratmet­erpreis darf durch eine Modernisie­rung zudem innerhalb von sechs Jahren nur um maximal drei Euro steigen. Vermieter, die Mieter bewusst durch Schikanen „herausmode­rnisieren“, sollen künftig mit einer Geldbuße von bis zu 100.000 Euro bestraft werden.

Der Eigentümer­verband Haus und Grund kritisiert­e die Koalitions­pläne scharf. „Die Bundesregi­erung geht weiter den Weg der populistis­chen Wohnungspo­litik, statt sinnvolle Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die das Bauen und Wohnen in Deutschlan­d günstiger machen. Leidtragen­de sind die Mieter und die Vermieter“, sagte Verbandspr­äsident Kai Warnecke. Nur mehr Bauland werde zu einem geringeren Mietenanst­ieg führen.

„Die Regierung geht den Weg populistis­cher Wohnungspo­litik“

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