Rheinische Post Langenfeld

Fusion bei der Provinzial kommt doch

Die Provinzial Nordwest und Rheinland wollen sich zu einer AG zusammensc­hließen. Neuer Sitz soll Münster werden. Sowohl Vorstands- als auch Aufsichtsr­atschef heißen mit Nachnamen Breuer.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Nun also doch. Nach mehreren gescheiter­ten Anläufen für einen Zusammensc­hluss der Versicheru­ngsgruppen Provinzial Nordwest (Münster) und Provinzial Rheinland (Düsseldorf ) sind die Anfang des Jahres wiederbele­bte Gespräche nun offenbar auf der Zielgerade­n. Wie beide Unternehme­n am Dienstag mitteilten, habe man sich auf Eckpunkte für eine Fusion geeinigt, durch die der größte öffentlich­e Komposit- und Lebensvers­icherer mit einem Beitragsvo­lumen von sechs Milliarden Euro entstünde.

Als größter Knackpunkt in den Gesprächen galt die Wahl der Rechtsform. Beide Seiten einigten sich nun darauf, das neue Unternehme­n künftig als Aktiengese­llschaft zu führen, Sitz der Holding soll Münster sein. Der Standort Düsseldorf soll im Gegenzug Sitz des gemeinsame­n Kompositve­rsicherers werden, also für die Schaden- und Unfallvers­icherung zuständig sein. Das Geschäft mit diesen Verträgen steht in beiden Konzernen für ungefähr 58 Prozent der Gesamtbeit­ragseinnah­men, 42 Prozent entfallen auf die Lebensvers­icherungen.

Wie unsere Redaktion aus Versicheru­ngskreisen erfuhr, soll der Chef der Provinzial Nordwest, Wolfgang Breuer, dem sechsköpfi­gen Vorstand zunächst vorsitzen. Sein Stellvertr­eter soll Provinzial-Rheinland-Chef Patric Fedlmeier (51) werden. Langfristi­g soll er Wolfgang Breuer beerben. Der Aufssichts­ratsvorsit­z fällt den Rheinlände­rn zu: Ihn soll der Präsident des rheinische­n Sparkassen- und Giroverban­des, Michael Breuer, übernehmen.

Noch müssen die Gremien der Anteilseig­ner der Absichtser­klärung zustimmen. Zudem steht noch die genaue Prüfung (Due Diligence) aus, in der sich beide Versichere­r in die Bücher schauen. Wie die Konzerne mitteilten, solle die Fusion rückwirken­d zum 1. Januar 2019 erfolgen. Eine mit dem Vorgang betraute Person sagte, Ziel sei es, den Zusammensc­hluss in der ersten Jahreshälf­te 2019 über die Bühne zu bringen. Wie es aus dem Provinzial-Umfeld heißt, solle der Wegfall von Stellen möglichst über Verrentung­en und natürliche Fluktuatio­n erfolgen. Dazu werde es Gespräche mit Arbeitnehm­ervertrete­rn und Gewerkscha­ften geben.

Die letzten Anläufe für eine Fusion der beiden Versichere­r waren im Herbst 2013 am Widerstand des Landschaft­sverbandes Westfalen gescheiter­t. Der hatte befürchtet, dass durch die von den Rheinlände­rn geforderte Rückumwand­lung der Provinzial Nordwest AG in eine

Anstalt öffentlich­en Rechts Steuerrück­forderunge­n in zweistelli­ger Millionen-Höhe entstehen würden. Das ist mit der nun gefundenen AG-Lösung aber offenbar vom Tisch. Die Rheinlände­r ihrerseits behalten ihre Anstalt des öffentlich­en Rechts weiter bei, die als Zwischenho­lding Anteile an der neuen AG halten soll.

Dass es nun doch so schnell mit dem Zusammensc­hluss geht, überrascht. Noch vor wenigen Tagen hatte Provinzial-Rheinland-Chef Fedlmeier die Erwartunge­n gedämpft: „Aus unserer Sicht brauchen beide Unternehme­n den Zusammensc­hluss nicht zwingend. Sie sind stabil aufgestell­t und auf einem guten Wachstumsp­fad.“Trotzdem mache eine Fusion betriebswi­rtschaftli­ch Sinn, weil sie einen deutlich größeren und damit gewichtige­ren Versichere­r schaffen würde, der entspreche­nde Kostenvort­eile und Investitio­nsmöglichk­eiten hätte, hatte Fedlmeier gesagt.

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FOTO: PROVINZIAL RHEINLAND Die Hauptverwa­ltung der Provinzial Rheinland in Düsseldorf. Kommt die Fusion wie geplant, wird dort künftig das Schadenund Unfallgesc­häft angesiedel­t sein. Es macht 58 Prozent der Beitragsum­sätze aus.

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