Musikschule will in die Stadt hineinwirken
Der Leiter der Einrichtung erklärt, welche Bereiche ausgebaut oder neu entwickelt werden könnten.
MONHEIM Die Musikschule hat ein Strategiepapier vorgelegt, mit dem die praktische Musikausübung gestärkt werden soll. Es geht auch darum, wie sich die Musikschule in Zukunft nach außen darstellen will: Sie will nicht nur Unterricht anbieten, sondern die musikalische Praxis in Monheim mitgestalten. Neu eingeführt wird der Begriff „Praxisfelder“für die Musizierangebote.
Das gemeinsame Musizieren gehört ja ohnehin zu den pädagogischen Kernzielen der Musikschule. Warum soll diese Musikpraxis noch weiter ausgebaut werden?
Das praktische Musizieren ja ist im Gegensatz zum Instrumentalund Gesangsunterricht das eigentliche Ziel der meisten Schüler. Durch Ensembles, Proben und gemeinsame Konzerte entsteht Gemeinschaft, die auch sehr lernwirksam ist.
In dem Strategiepapier wird der Begriff „Praxisfeld“eingeführt. Können sie kurz erklären, in wie fern dieser sich dieser vom der Ensemblearbeit unterscheidet?
Der Begriff Praxisfeld beschreibt eigentlich etwas naheliegendes: ein Lehrkräftteam und Schüler entwickeln gemeinsam Musik. Das ist zum Beispiel bei den Musicals der Musikschule immer schon so gewesen. Wir wollen diese Arbeitsweise nun nach und nach auch auf andere Bereiche der Musikschule übertragen. Dabei gehören dann aber Instrumentalunterricht und Ensemble zusammen, alle Lehrkräfte und ihre Schüler verfolgen gemeinsam verabredete Ziele.
Dieser Begriff hat auch eine betriebswirtschaftliche Komponente, inwiefern?
SOMMERFELD In pädagogischen Diskussionen wird oft vergessen, dass eine Musikschule auch ein Betrieb ist. Ohne über „Ressourcen”, also Räume, Instrumente, aber auch Lehrer und Schüler mit ihren Fähigkeiten und Potenzialen nachzudenken funktioniert hier nichts. Auch die Bildung von Lehrkräften und Schülern bestimmt die Möglichkeiten, Musik entstehen zu lassen. Aber auch die Bereitschaft und die objektive Möglichkeit, für ein Konzert zu üben, bestimmt, was geht. Ein ganz wichtiger Faktor ist Zeit: Unserer Erfahrung nach braucht es fünf und mehr Jahre, bis sich das entwickelt hat, was wir nun Praxisfeld nennen. Einiges ist dann natürlich auch noch mit unseren Kooperationspartnern, wie Schulen und Kitas abzustimmen. Wir wollen vermeiden, das hier in der Kleinstadt parallele Strukturen aufgebaut werden. Deshalb kooperieren wir zum Beispiel in der Bigband-Arbeit jetzt auch mit dem OHG.
Welche der bereits existierenden Praxisfelder haben noch Optimierungsbedarf?
Praxis hat immer Optimierungsbedarf. Das Idealbild ist ja das einer lernenden Organisation. Der Begriff Praxisfeld macht einfach bestimmte Prozesse beschreibbar, die sonst eher zufällig entstehen. Das Thema Symphonieorchester zum Beispiel kommt aber wieder neu in den Fokus durch die geplante Musikklasse im Otto-Hahn-Gymnasium. Die Seniorenarbeit in unserer Musikschule ist bereits überraschend ausgeprägt, wir wollen aber die Akteure noch mehr zusammenbringen. Welche neuen Praxisfelder planen
Sie?
Ganz neu in der Denkweise der Praxisfelder sind das Interkulturelle Musizieren. Das Bandcoaching wollen wir auch hier entwickeln, und auch die Zupfensembles wollen wir neu aufstellen. Es gibt noch einige weitere auf der Liste, die Entwicklungsarbeit wird uns noch einige Jahre beschäftigen.
Welche Angebote wären für solche Musikschüler denkbar, die mit ihren Instrumenten Klavier und Gitarre eher eine Solokarriere anstreben?
In den Vorbereitungen des Konzeptes haben wir herausgefunden, dass es eine Schülergruppe gibt, die kaum Erfahrung im Auftreten und gemeinsamen Musizieren haben. Das sind tatsächlich vor allem die Spieler von Klavier oder Gitarre, die häufig nur für sich selbst alleine zuhause musizieren wollen. Wir denken, dass wir da interessante Angebote entwickeln müssen, damit auch dieser Gruppe ein sinnvolles Angebot über den Instrumentalunterricht hinaus gemacht werden kann. Das betrifft vor allem die Schüler, die einfach nur Hobbyspieler sein wollen und entsprechend weniger Zeit für eine Konzertvorbereitung haben. Wir starten jetzt die Entwicklung, denkbar sind spezielle Workshop- und Konzertformate.
Inwiefern ist das neue Tonstudio im Musikschulgebäude in die Angebote eingebunden?
Das Tonstudio wird zur Unterstützung des Unterrichts bereits genutzt. Alle Jugend-Musiziert-Preisträger haben dort zum Beispiel einen Teil des Programms aufgenommen. Wir wollen aber noch viel starker hier auch Schüler an die Technik lassen. Konzepte dazu werden wohl ab 2019 entwickelt.
In Monheim entstehen viele Bands außerhalb der Musikschule, die eher an den Verein Rhein Rock angebunden sind. Welche Angebote können Sie hier machen?
Da, wo sich freie Gruppen formieren, braucht es keine Musikschule. Hier ist vor allem das Sojus 7 aktiv. Das bereits genannte „Bandcoaching” ist aber eine Form, bei der eine junge Band von erfahrenen Profis über einen längeren Zeitraum beim Songwriting, in der Probenarbeit, aber auch im Management und bei Studioaufnahmen unterstützt wird. Ein besonderes Augenmerk haben wir dabei auf den noch nicht volljährigen Jugendlichen, die am Ende ihrer Musikschulkarriere nun eine eigene Band gründen.
Sie wollen auch ein großes Monheim Orchester etablieren?
Ja, es gibt die Idee eines Interkulturellen Pop- Rock und Jazzorchesters, das aus verschiedenen Monheimer Akteuren gebildet werden könnte. Diese Idee werden wir in 2019 verfolgen, da müssen Noten geschrieben werden und auch rechtliche Themen bearbeitet werden. Die Gründung werden wir aber ganz sicher öffentlich machen.