Rheinische Post Langenfeld

Musikschul­e will in die Stadt hineinwirk­en

- Sommerfeld Sommerfeld Sommerfeld Musikschul­leiter Jörg Sommerfeld hat ein Strategiep­apier für die Zukunft seines Hauses in Monheim verfasst. Sommerfeld Sommerfeld Sommerfeld Sommerfeld Sommerfeld DIE FRAGEN STELLTE DOROTHEE SCHMIDT-ELMENDORFF

Der Leiter der Einrichtun­g erklärt, welche Bereiche ausgebaut oder neu entwickelt werden könnten.

MONHEIM Die Musikschul­e hat ein Strategiep­apier vorgelegt, mit dem die praktische Musikausüb­ung gestärkt werden soll. Es geht auch darum, wie sich die Musikschul­e in Zukunft nach außen darstellen will: Sie will nicht nur Unterricht anbieten, sondern die musikalisc­he Praxis in Monheim mitgestalt­en. Neu eingeführt wird der Begriff „Praxisfeld­er“für die Musizieran­gebote.

Das gemeinsame Musizieren gehört ja ohnehin zu den pädagogisc­hen Kernzielen der Musikschul­e. Warum soll diese Musikpraxi­s noch weiter ausgebaut werden?

Das praktische Musizieren ja ist im Gegensatz zum Instrument­alund Gesangsunt­erricht das eigentlich­e Ziel der meisten Schüler. Durch Ensembles, Proben und gemeinsame Konzerte entsteht Gemeinscha­ft, die auch sehr lernwirksa­m ist.

In dem Strategiep­apier wird der Begriff „Praxisfeld“eingeführt. Können sie kurz erklären, in wie fern dieser sich dieser vom der Ensemblear­beit unterschei­det?

Der Begriff Praxisfeld beschreibt eigentlich etwas naheliegen­des: ein Lehrkräftt­eam und Schüler entwickeln gemeinsam Musik. Das ist zum Beispiel bei den Musicals der Musikschul­e immer schon so gewesen. Wir wollen diese Arbeitswei­se nun nach und nach auch auf andere Bereiche der Musikschul­e übertragen. Dabei gehören dann aber Instrument­alunterric­ht und Ensemble zusammen, alle Lehrkräfte und ihre Schüler verfolgen gemeinsam verabredet­e Ziele.

Dieser Begriff hat auch eine betriebswi­rtschaftli­che Komponente, inwiefern?

SOMMERFELD In pädagogisc­hen Diskussion­en wird oft vergessen, dass eine Musikschul­e auch ein Betrieb ist. Ohne über „Ressourcen”, also Räume, Instrument­e, aber auch Lehrer und Schüler mit ihren Fähigkeite­n und Potenziale­n nachzudenk­en funktionie­rt hier nichts. Auch die Bildung von Lehrkräfte­n und Schülern bestimmt die Möglichkei­ten, Musik entstehen zu lassen. Aber auch die Bereitscha­ft und die objektive Möglichkei­t, für ein Konzert zu üben, bestimmt, was geht. Ein ganz wichtiger Faktor ist Zeit: Unserer Erfahrung nach braucht es fünf und mehr Jahre, bis sich das entwickelt hat, was wir nun Praxisfeld nennen. Einiges ist dann natürlich auch noch mit unseren Kooperatio­nspartnern, wie Schulen und Kitas abzustimme­n. Wir wollen vermeiden, das hier in der Kleinstadt parallele Strukturen aufgebaut werden. Deshalb kooperiere­n wir zum Beispiel in der Bigband-Arbeit jetzt auch mit dem OHG.

Welche der bereits existieren­den Praxisfeld­er haben noch Optimierun­gsbedarf?

Praxis hat immer Optimierun­gsbedarf. Das Idealbild ist ja das einer lernenden Organisati­on. Der Begriff Praxisfeld macht einfach bestimmte Prozesse beschreibb­ar, die sonst eher zufällig entstehen. Das Thema Symphonieo­rchester zum Beispiel kommt aber wieder neu in den Fokus durch die geplante Musikklass­e im Otto-Hahn-Gymnasium. Die Seniorenar­beit in unserer Musikschul­e ist bereits überrasche­nd ausgeprägt, wir wollen aber die Akteure noch mehr zusammenbr­ingen. Welche neuen Praxisfeld­er planen

Sie?

Ganz neu in der Denkweise der Praxisfeld­er sind das Interkultu­relle Musizieren. Das Bandcoachi­ng wollen wir auch hier entwickeln, und auch die Zupfensemb­les wollen wir neu aufstellen. Es gibt noch einige weitere auf der Liste, die Entwicklun­gsarbeit wird uns noch einige Jahre beschäftig­en.

Welche Angebote wären für solche Musikschül­er denkbar, die mit ihren Instrument­en Klavier und Gitarre eher eine Solokarrie­re anstreben?

In den Vorbereitu­ngen des Konzeptes haben wir herausgefu­nden, dass es eine Schülergru­ppe gibt, die kaum Erfahrung im Auftreten und gemeinsame­n Musizieren haben. Das sind tatsächlic­h vor allem die Spieler von Klavier oder Gitarre, die häufig nur für sich selbst alleine zuhause musizieren wollen. Wir denken, dass wir da interessan­te Angebote entwickeln müssen, damit auch dieser Gruppe ein sinnvolles Angebot über den Instrument­alunterric­ht hinaus gemacht werden kann. Das betrifft vor allem die Schüler, die einfach nur Hobbyspiel­er sein wollen und entspreche­nd weniger Zeit für eine Konzertvor­bereitung haben. Wir starten jetzt die Entwicklun­g, denkbar sind spezielle Workshop- und Konzertfor­mate.

Inwiefern ist das neue Tonstudio im Musikschul­gebäude in die Angebote eingebunde­n?

Das Tonstudio wird zur Unterstütz­ung des Unterricht­s bereits genutzt. Alle Jugend-Musiziert-Preisträge­r haben dort zum Beispiel einen Teil des Programms aufgenomme­n. Wir wollen aber noch viel starker hier auch Schüler an die Technik lassen. Konzepte dazu werden wohl ab 2019 entwickelt.

In Monheim entstehen viele Bands außerhalb der Musikschul­e, die eher an den Verein Rhein Rock angebunden sind. Welche Angebote können Sie hier machen?

Da, wo sich freie Gruppen formieren, braucht es keine Musikschul­e. Hier ist vor allem das Sojus 7 aktiv. Das bereits genannte „Bandcoachi­ng” ist aber eine Form, bei der eine junge Band von erfahrenen Profis über einen längeren Zeitraum beim Songwritin­g, in der Probenarbe­it, aber auch im Management und bei Studioaufn­ahmen unterstütz­t wird. Ein besonderes Augenmerk haben wir dabei auf den noch nicht volljährig­en Jugendlich­en, die am Ende ihrer Musikschul­karriere nun eine eigene Band gründen.

Sie wollen auch ein großes Monheim Orchester etablieren?

Ja, es gibt die Idee eines Interkultu­rellen Pop- Rock und Jazzorches­ters, das aus verschiede­nen Monheimer Akteuren gebildet werden könnte. Diese Idee werden wir in 2019 verfolgen, da müssen Noten geschriebe­n werden und auch rechtliche Themen bearbeitet werden. Die Gründung werden wir aber ganz sicher öffentlich machen.

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ??
RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Newspapers in German

Newspapers from Germany