Unfall-Bilder wühlen Schüler auf
In Richrath berichteten Einsatzkräfte und Betroffene vom Leichtsinn im Straßenverkehr und seinen tragischen Folgen.
LANGENFELD 500 Schüler blicken gebannt auf die Leinwand in der Schützenhalle Richrath. Ausnahmsweise sieht keiner auf sein Handy. Es herrscht absolute Stille, während Fotos von Autowracks gezeigt werden, bei denen nicht einmal mehr die Automarke zu erkennen ist. Solche erschreckenden Bilder zeigt die Kreispolizeibehörde Mettmann Schülern der Altersgruppe 17plus des Konrad-Adenauer-Gymnasiums und der Bettine-von-Armin Gesamtschule. Hintergrund ist das Projekt Crash Kurs NRW. Eine Präventionskampagne, um junge Autofahrer wachzurütteln und für Gefahren hinterm Steuer zu sensibilisieren. „Die meisten Unfälle im Straßenverkehr passieren durch Autofahrer zwischen 17 und 25 Jahren“, sagt Ilka Steffens, Verkehrssicherheitsberaterin. Fünf Personen erzählen von fünf verschiedenen Unfällen im Kreis Mettmann. Begleitet von realen Bildern.
Ein Trümmerfeld erwartet Markus Beuke von der Feuerwehr Hilden, als er vor einigen Jahren den Notarztwagen zu einer Unfallstelle in Erkrath fährt. „Man weiß nie, was auf einen zukommt, wenn man mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs ist“, sagt Beuke. Dieses Mal ist ein Auto in den Gegenverkehr geraten und frontal mit einem Kleinlaster kollidiert. Die junge Frau ist eingeklemmt. Nur mit Hilfe einer Narkose kann sie relativ schmerzfrei aus dem Auto gerettet werden. Dafür müssen das Autodach, sowie die tragenden Säulen entfernt werden. „Wie oft wird man im Straßenverkehr abgelenkt?“, fragt der Feuerwehrmitarbeiter deshalb auch die Schüler. „Unterhaltungsgeräte haben uns alle im Griff. Aber wie viel ist euch in dem Moment der Informationsaustausch wert? Euer Leben?“
Polizeibeamter Holger Radenbach erinnert sich noch gut an den 28. Juli 2014. Ein vollbesetztes Auto fährt nach einer Partynacht über die A46 nach Hause. Außer dem Fahrer sind alle betrunken. Zwei sind nicht angeschnallt. Einer der Jungs lehnt sich von der Rückbank nach vorne zum Fahrer, welcher daraufhin die Kontrolle über sein Auto verliert. Das Fahrzeug fährt gegen eine Leitplanke, überschlägt sich und die beiden unangeschnallten Beifahrer fliegen aus dem Auto. Einer der beiden Jungen ist sofort Tod. Der andere muss in Wuppertal notoperiert werden. Radenbachs Aufgabe ist es, den Eltern diese Nachricht zu überbringen. „Du weißt, das wird der schlimmste Tag ihres Lebens“, sagt er. „Wie sagt man einer Mutter, dass sie keinen Sohn mehr hat?“
Bei dieser Aufgabe werden Polizeibeamte von Notfallseelsorgern unterstützt. So wie Guido Boes. Er erzählt von einem 14-jährigen Mädchen, das in einem Auto mit alkoholisiertem Fahrer sitzt. Sie geraten in einen Unfall und das Mädchen kommt ums Leben.
„Die Mutter des Mädchens war allein zu Hause, als wir an der Tür klingelten. Als sie mich und die beiden Polizeibeamten neben mir sieht, weiß sie sofort was los ist.“Man wüsste nie, wie die betroffenen Menschen reagieren, sagt Boes. Die Menschen müssen ihre Emotionen ausleben. Dafür bietet er Unterstützung.
Nach der Veranstaltung ist die Stimmung etwas bedrückt. „Meine Schwester ist 14. Ich habe mir vorgestellt wie es wäre, wenn auf einmal jemand an unserer Tür klingeln würde“, sagt Jana (17).
Pauline, Nantke und Johanna haben noch keinen Führerschein, möchten aber in Zukunft den Fahrer eines Autos auf eine gefährliche Fahrweise hinweisen. „Die Bilder waren aber nicht so schlimm wie gedacht“, sagt Johanna.