So funktioniert die Nations League
Am Donnerstag spielt Deutschland zum ersten Mal in dem neuen Wettbewerb. Was hat es damit auf sich?
DÜSSELDORF Das erste Pflichtspiel für die deutsche Nationalmannschaft nach dem WM-Debakel in Russland steht an. Am Donnerstag trifft das DFB-Team auf Weltmeister Frankreich (20.45 Uhr/ ZDF). Die Partie ist Auftakt der ganz neu gegründeten Nations League, bei der alle 55 Mitgliedsländer der europäischen Fußball-Union Uefa mitmachen. Gespielt wird in Gruppen und Ligen, mit Auf- und Abstiegen, weiteren Play-off-Runden in 2019 und 2020, es gibt eine Trophäe und sogar Startplätzen für die nächste Europameisterschaft. Hört sich kompliziert an? Ist auch so. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick. Die Nations League soll die bisherigen Testspiele, die oft Freundschaftsanstatt Wettkampf-Charakter hatten, ersetzen. Das verspricht mehr Spannung. Dafür sorgen Gruppenspiele um Punkte und mehrere sich anschließende K.o-Runden. Die Idee zur Nations League stammt vom ehemaligen Uefa-Präsidenten Michel Platini. Der Franzose wollte kleinen Nationen in Osteuropa verlässliche Einnahmen aus der Zentralvermarktung eines neuen Wettbewerbs bescheren. Es gibt vier Ligen (A bis D), die jeweils aus vier Gruppen bestehen. In Liga A treten die besten Teams (Uefa-Rangliste Platz eins bis zwölf ) gegeneinander an, in den darauf folgenden Ligen die entsprechend schlechter platzierten Länder. Drei oder vier Nationalmannschaften bilden innerhalb ihrer Liga eine Gruppe, in der sie gegeneinander antreten. Die Gruppenzuteilung Liga A in den Ligen wurde ausgelost. In ihren Gruppen spielen die Teams den Gruppenbesten beziehungsweise den Tabellenletzten aus. Am Ende gibt es demnach aus jeder Liga vier Gruppenerste, die entweder um den Gesamtsieg der Nations League spielen oder eine Liga aufsteigen. Die Tabellenletzten steigen ab. Wird Deutschland Gruppenerster in Liga A, qualifiziert sich die Löw-Auswahl für das Finalturnier der Nations League. Daran nehmen vom 5. bis 9. Juni 2019 die vier Gruppensieger der Liga A teil. Der Titelträger wird in Halbfinals und Endspiel ermittelt und erhält einen zu Liga B Liga einer Flamme stilisierten Silberpokal. Als Gruppenzweiter oder Gruppendritter ist die Nations League für die DFB-Auswahl beendet – als Schlusslicht aber mit einem bitteren Beigeschmack. Die Gruppenletzten aus den Ligen A bis C steigen nämlich ab und müssen bei der nächsten Auflage im Jahr 2021 eine Klasse weiter unten starten. Dementsprechend gibt es aus den Ligen B bis D je vier Aufsteiger, die bei der nächsten Nations League eine Klasse höher spielen. Die deutsche Nationalmannschaft will aber in keinem Fall mit einem Team aus Liga B tauschen. Es wäre der nächste Imageschaden für den deutschen Fußball nach dem Vorrunden-Aus in Russland. „Wir müssen schon das Level C Liga D A halten“, machte DFB-Präsident Reinhard Grindel die Zielvorgabe deutlich. Zunächst einmal gar nichts. Im Dezember werden wie gewohnt zehn Ausscheidungsgruppen gelost, in denen sich die die Nationalmannschaften in Hin- und Rückspielen duellieren – völlig losgelöst von der Nations League. Die Sieger und Zweiten der EM-Quali-Gruppen sind bei der Endrunde 2020 dabei. Da diese aus 24 Teams besteht, sind noch vier Plätze offen. Und da kommt die Nations League ins Spiel. Die je vier Gruppensieger aus allen vier Ligen bekommen das Startrecht für eine Play-off-Runde im März 2020. Dort spielen die besten vier Teams jeder Liga in Halbfinals und Finale untereinander je einen Sieger aus, der dann an als Meister seiner Liga an der EM teilnehmen darf. Somit ist sichergestellt, dass auch kleine Fußball-Nationen wie etwa Litauen und Norwegen aus der Liga C oder Aserbaidschan und Malta aus der Liga D bei der EM dabei sein können. Deutschland wurde als Erster der Uefa-Nationenwertung im Januar in der Liga A der zwölf besten Teams in die Gruppe 1 mit Frankreich und den Niederlanden gelost. Hin- und Rückspiele werden bis November ausgetragen. Dem Auftakt am Donnerstag gegen die Équipe tricolore in München folgen die Auswärtsspiele in Amsterdam gegen Oranje am 13. Oktober und in Paris am 16. Oktober gegen Frankreich. Abgeschlossen wird die Gruppenphase mit dem Duell mit den Niederlanden am 19. November in Gelsenkirchen. Im Gegensatz zur EM-Qualifikation, an der RTL die Übertragungsrechte hat, sind die deutschen Partien der Nations League im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen. Das Finale wird auch ohne deutsche Beteiligung übertragen. Ausgewählte internationale Spiele gibt es beim kostenpflichtigen Streamingdienst DAZN. Doch. In der Nations League gibt es spielfreie Termine. Deutschland nutzt das zum Beispiel für ein Testspiel gegen Peru am kommenden Sonntag (20.45 Uhr/RTL).
Mit dpa.