Rheinische Post Langenfeld

Illegales Tuning ist Männersach­e

202 Autos hat die neue „AG Tuning“der Düsseldorf­er Polizei bei ihren Sommerakti­onen kontrollie­rt. Nur zwei Mal saßen Frauen am Steuer. Das verbotene Aufmotzen der Autos kann teuer werden.

- VON UWE-JENS RUHNAU Die Zahlen Die Verstöße Die Fahrer

Es sind fast immer Männer. Sie posen mit ihren schnellen Autos auf der Königsalle­e und den Straßen drumherum. Sie lieben es, schon auf kurzen Straßenabs­chnitten so richtig aufs Gaspedal zu treten und Krach zu machen. Wer kontrollie­rt wird, bekommt meist ein Knöllchen oder mehr. Und sie wissen oft nicht, welches Risiko sie eingehen, wenn sie ihre Autos aufmotzen. Das ist das Ergebnis der Sommerkont­rollen der neuen „AG Tuning“der Düsseldorf­er Polizei. Die Ergebnisse im einzelnen:

Nach ersten kleineren Aktionen rund um Ostern organisier­te die Polizei ab Mai vier Großkontro­llen in der City, meist an der Kö. „Das ist der Laufsteg von NRW“, sagt Ludger Walther (60). Der 1. Polizeihau­ptkommissa­r leitet die AG Tuning. 202 auffällige Fahrzeuge wurden kontrollie­rt, elf wurden zur Beweissich­erung sichergest­ellt. Es gab 27 Verwarngel­der vor Ort. In 123 Fällen stellten die Spezialist­en der Polizei eine Ordnungswi­drigkeit (Owi) fest. Der Fahrer muss in solchen Fällen meist 90 Euro bezahlen, der Halter 135 Euro. Weil es meist um Vorsatzdel­ikte geht, werden die Bußgelder verdoppelt.

Vor einem Jahr häuften sich die Beschwerde­n über PS-Protze am Rheinufer und auf der Kö. „Es geht eher um Angeber als um die Raserszene“, sagt Polizeirat Jan Baumann, Vizechef der Direktion Verkehr. Walther, ein technisch versierter Autoliebha­ber und Besitzer unter anderem eines Porsche 911, übernahm die Leitung der neuen AG Tuning. „Es geht um Lärm und um Umbauten“, lautet sein Resümee der Verstöße. Auch mit Unterstütz­ung von Radpolizis­ten, die sich an der Kö postieren, wurden Lärmsünder herausgefi­scht. Es folgten Messungen, die später von Gutachtern bestätigt wurden. Die Autos wurden teils durch Manipulati­onen an der Abgasanlag­e lauter gemacht. Walther schildert den unglaublic­hen Fall eines Mannes, der die Auspuffroh­re mitten unter dem Auto wegen des Sounds geöffnet hatte. Risiko: Die Gase könnten sich entzünden oder ins Fahrzeugin­nere eindringen.Zudem beliebt: Veränderte Fahrwerke, zu große Felgen für die Reifen, weil’s schnittige­r aussieht. Walther berichtet von Veränderun­gen, die im Extremfall schnell dazu führen können, dass ein Auto nicht mehr beherrschb­ar ist. In einem Fall hatte der Fahrer sein Kleinkind dabei.

Unter den 202 Kontrollie­rten waren nur zwei Frauen. Die Halter sind meist 45 Jahre und älter. Handelt es sich um junge Männer, gehört das teure Auto meist dem Papa. Die Fahrer im Fall der Owis stammten zu 44 Prozent aus Düsseldorf, dahinter folgen Duisburg (11 Fälle) sowie Essen und Mönchengla­dbach (je 10).

Für Polizeirat Baumann ist klar: „Die Kontrollen der Tuning-Szene sind ein Erfolg, wir setzen sie in jedem Fall fort.“

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RP-FOTO : ANDREAS ENDERMANN Ludger Walther vor seinem Porsche Carrera. Der 60-Jährige ist ein technisch versierter Autoliebha­ber und leitet als erfahrener Experte die neue AG Tuning der Düsseldorf­er Polizei.

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