Die CSU schwenkt in die Mitte
Zum Start der heißen Phase des Landtagswahlkampfs markiert Markus Söder die AfD als schärfsten Gegner.
MÜNCHEN Der Platz ist eng, die Luft stickig, die Zeit begrenzt, als die CSU sich an diesem Wochenende zu einem „Parteitag“im Münchener Postpalast trifft. Den knapp 800 Delegierten ist nach Einstimmigkeit. Zusammenstehen als natürliche Reaktion einer über Jahrzehnte an absolute Mehrheiten gewohnten Partei angesichts von Umfragen, die sie auf 35 Prozent taxieren. Alle Anträge werden vertagt, die Reden von Generalsekretär Markus Blume und Parteichef Horst Seehofer sind angelegt als Aufwärmübungen für die große Markus-Söder-Show.
Doch der Ministerpräsident soll es nicht allein reißen, auch wenn er die CSU mit seinem „unglaublichen“Einsatz im ganzen Land schwer beeindruckt. Hinzu kommt ein markanter Strategiewechsel. Die AfD soll nicht mehr kleingehalten werden, indem die CSU mit noch markigeren Sprüchen den rechten Rand beschallt. Söder positioniert die CSU als „letzte Volkspartei“in der Mitte der Parteienlandschaft und als Rettungsanker der Demokratie gegenüber Zersplitterungen. Und dazu gehört es, die AfD am schärfsten von allen zu attackieren.
Die Delegierten empfinden das offenbar als befreiend nach dem wiederholten Streit innerhalb der Union. Schon Blume bekommt den größten Beifall, als er die AfD frontal angeht. Ein Signal der Liberalität für die Ausrichtung der CSU und von „null Toleranz gegenüber Rechtsextremismus“sendet auch Seehofer. Und als Söder zum AfD-Wahlplakat „Strauß würde AfD wählen“in den Saal ruft: „Strauß würde die AfD bekämpfen und das sollten wir auch tun, verdammt noch mal“, da bricht tosender Applaus los.
Auf Koalitionsspiele lässt sich die CSU ebenfalls nicht ein. SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler macht Söder nieder, kreidet den Liberalen das Kneifen bei Jamaika an, das ihnen jetzt verbiete, „am gedeckten Tisch in Bayern Platz“zu nehmen. Auch eine Koalition mit den Grünen kann er sich „kaum“vorstellen. So setzt er darauf, den noch zu 50 Prozent nicht festgelegten Wählern Bayern als Erfolgsmodell nahezubringen, das zum „Problemfall“werden könne, wenn zu viele der CSU bei der Wahl einen Denkzettel geben. Die Wahlkämpfer der CSU sollten die Umfragen nicht ignorieren, aber auch nicht hyperventilieren und bis zum letzten Moment alles geben. Seehofer jedenfalls, der Söder lange Zeit verhindern wollte, ist nun begeistert von ihm und feiert ihn als „das Beste, was wir in Bayern haben“.