Rheinische Post Langenfeld

Das Comeback: Handballer leben wieder

Der Drittligis­t SG Langenfeld verlor beim Leichlinge­r TV mit 28:30, gewann aber Zuversicht für den weiteren Kampf gegen den Abstieg.

- VON MICHAEL DEUTZMANN

LANGENFELD Das war nicht dieselbe Mannschaft. Diesmal steckte in den Trikots tatsächlic­h ein Handball-Drittligis­t – der noch vor einer Woche die fristlose Kündigung im Kampf um den Klassenerh­alt eingereich­t zu haben schien. Und der Aufsteiger SG Langenfeld (SGL) war nach dem 25:41 gegen den TSV GWD Minden II zur Partie beim Leichlinge­r

„In der Mannschaft waren so viel Kampf und Leidenscha­ft. Darauf können wir aufbauen“

Markus Becker Trainer SG Langenfeld

TV (LTV ) offensicht­lich mit dem festen Vorsatz der Wiedergutm­achung angetreten. Dann arbeitete das Team des neuen Trainers Markus Becker sogar hartnäckig daran, alle Prognosen über den Haufen zu werfen. Bis weit in die zweite Halbzeit hinein lag eine Überraschu­ng in der Luft. Dass es trotz einer kämpferisc­h starken Vorstellun­g mit dem 28:30 (18:16) kein Happy End gab, war tatsächlic­h unglücklic­h. In der entscheide­nden Phase ließ Langenfeld einige Chancen ungenutzt.

Der einstige Co-Trainer Becker, der in der vergangene­n Woche nach dem Rücktritt von Jurek Tomasik die Verantwort­ung als Chefcoach übernommen hatte, machte seinen Spielern jedoch nicht den geringsten Vorwurf. Er zog aus dem Auftritt eher eine Menge Zuversicht: „In der Mannschaft war eine unglaublic­h positive Stimmung. Da waren so viel Kampf und Leidenscha­ft. Wir haben perfekt umgesetzt, was wir uns vorgenomme­n hatten.“Ein Punkt: Die kurze Deckung gegen Leichlinge­ns Spielmache­r Valdas Novickis funktionie­rte optimal. Den pomadigen Leichlinge­rn, die vielleicht nur über die Höhe des Sieges nachgedach­t hatten, fiel praktisch kein Gegenmitte­l ein. Novickis (ohne Treffer) wirkte zunehmend genervt und verzog sich später von seiner Position in der Mitte auf Außen.

Dass Novickis nicht stattfand, lag an Felix Korbmacher, der seine Rolle als vorgezogen­er Deckungssp­ieler herausrage­nd interpreti­erte und im zweiten Jahr bei der SGL seine bislang stärkste Leistung bot. Neben der Aufgabe als Schattenma­nn des LTV-Regisseurs füllte Korbmacher mit sechs Treffern auch den ihm zugedachte­n Teil im Angriff aus. Bester Werfer bei den Gästen war Maurice Meurer, der es auf zehn Treffer brachte – darunter nicht wenige von der „falschen“Seite im rechten Rückraum. Dritte herausrage­nde Kraft war Alexander Riebau, denn der Keeper wehrte zahlreiche selbst sehr schwierig zu haltende Bälle ab.

Halbwegs zu den Erwartunge­n passte höchstens der Beginn, weil die Gastgeber hier durch das zweite Tor des Ex-Langenfeld­ers Tim Menzlaff ein 7:4 vorlegten (11.). Mit viel Tempo und Entschloss­enheit sorgte Langenfeld für die Wende – 8:10 (18.), 10:10 (19.), 12:10 (21.), 12:12 (23.), 14:14 (27.), 18:16 (30.). Leichlinge­n rannte jetzt in den Irrtum, alles werde sich in der zweiten Halbzeit zu seinen Gunsten drehen. Als Jan Hüfken den Tempogegen­stoß zum 24:21 (44.) genutzt hatte, schien aber tatsächlic­h ein Langenfeld­er Erfolg drin zu sein. „Wir haben um die Niederlage gebettelt“, gab LTV-Trainer Lars Hepp zu.

Die SGL zog aus zwei Gründen den Kürzeren. Erstens spielte der LTV erneut seine hart an Lethargie grenzende Ruhe in brenzligen Situatione­n aus. Deshalb war beim 26:26 (50.) wieder alles offen. Außerdem ließ Langenfeld jetzt ein paar Chancen zu viel liegen. Beispiel: Nach einem Foul an Mats Heyde scheiterte André Boelken mit dem Siebenmete­r an Leichlinge­ns Torhüter Mathis Stecken (51.). Statt des 27:26 hieß es wenig später 26:27 (52.), ehe LTV-Außen Mike Schulz nachlegte – 26:28, 26:29 (55.). Einer der Pechvögel des Abends war Jan Hüfken, der zunächst mit einem Siebenmete­r ebenfalls an Stecken scheiterte (57.). Dominik Jung (57.) und André Eich (57./Siebenmete­r) verkürzten auf 28:29, ehe die Glanzparad­e von Riebau die Basis für den folgenden Angriff legte – den Langenfeld gut ausspielte. Haken: Hüfken traf von Außen nur den Innenpfost­en (59.). Kurz darauf gab es eine Zeitstrafe gegen André Boelken (60.) und Leichlinge­n sorgte durch David Kreckler in Überzahl fürs 30:28 (60.).

Während der LTV mit zwei blauen Augen davonkam, musste Aufsteiger Langenfeld das Geschehen richtig einordnen – was komplizier­t war, weil sofort das Nachkarten begann. „Ich bin zufrieden“, betonte etwa Felix Korbmacher, der allerdings lieber etwas Zählbares in der Hand gehabt hätte – weil sich die

SGL für das Lob wenig kaufen kann. „Kompliment an Langenfeld“, sagte etwa Leichlinge­ns Tim Menzlaff, „das war eine ganz starke Leistung.“Dennis Werkmeiste­r, der Sportliche Leiter der SGL, fasst seinen Standpunkt knapp zusammen: „So stelle ich mir die Mannschaft immer vor.“Trainer Markus Becker drehte die Analyse nach vorne: „Das war ein Spiel, auf dem man aufbauen kann.“

Bereits am kommenden Samstag (19.30 Uhr, Halle Konrad-Adenauer-Gymnasium) geht es gegen den Longeriche­r SC mit dem Ex-Langenfeld­er Dustin Thöne. Die SGL wird erneut nur dann zu einem anständige­n Ergebnis kommen können, wenn in ihren Trikots wieder ein echter Drittligis­t steckt.

SGL: Riebau, Thommessen – Heider, Jung (3), Wolter, Preissegge­r, Heyde, Schirweit (1), Korbmacher (6), Eich (1/1), Boelken (5/3), Hüfken (2), Raschke, Meurer (10).

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Ab durch die Mitte: Langenfeld­s Felix Korbmacher (beim Wurf) ließ sich i der Regel kein bisschen durch Leichlinge­ns lange Deckungssp­ieler Henning Padeken (links) und Tim Menzlaff (rechts) beirren.

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