Zurück zu Tulpenapfel und Nimmermür
Die Biologische Station Haus Bürgel kultiviert alte Apfelsorten. Das können Hobby-Gärtner im eigenen Garten auch.
MONHEIM Zumindest Trauben, Birnen, Pflaumen und Äpfeln hat der heiße, trockene Sommer genutzt. In der Urdenbacher Kämpe biegen sich die Äste schon seit Wochen unter der Last der Äpfel. „Einige sind sogar abgebrochen“, sagt Elke Löbke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel. Auf den Wiesen sammelt sich das Fallobst. 30 Apfelsorten verteilt auf 800 Bäume gedeihen hier unter rein ökologischen Umständen. Zu keiner Zeit Düngung und alle drei Jahre ein Baumschnitt, heißt das. „Uns interessiert nicht die Maximierung der Ernte“, sagt Löbke, „sondern der Lebensraum Obstwiese, die Tiere, die dort existieren, und dann natürlich der Erhalt alter Apfelsorten.
Wer das Glück hat, beim Pflücken und Schütteln am 21. Und 28. September auf den Obstwiesen in der Urdenbacher Kämpe mitzumachen und den ein oder anderen Apfel zu probieren, der wird schnell merken: Mit einem importierten Supermarkt-Produkt hat das Obst rund um die Biologische Station nicht das Geringste zu tun. Hier gibt es Äpfel, die nach Ananas schmecken oder nach Orange, die sauer und saftig sind und den Raum mit ihrem Duft füllen wie zu Großmutters Zeiten. Sie heißen Bratschapfel oder Förster Sauer, Luxemburger Renette, Eifeler Rambur, Tulpenapfel und Nimmermür. Letzterer beispielsweise ist bis in den Juni hinein lagerfähig. Für Elke Löbke sind die Obstwiesen am Rhein ein wichtiger Genpool. Von einigen Sorten, wie Förster Sauer, gibt es nur noch gezählte Bäume in der Region. Wenn sie nicht neu gepflanzt werden, verschwinden sie aus dem rheinischen Obst-Repertoire.
Moritz Schulze, Landschaftsgärtner und Ökologe, ist in der Biologischen Station für die Obstwiesen zuständig. „Man muss schauen, dass die Baumscheibe niedrig bewachsen bleibt. Die Pflanzen unter dem Baum dürfen nicht in Konkurrenz zu ihm treten“, sagt Schulze. Deshalb werden die Wiesen regelmäßig gemäht - vom Menschen oder vom Schaf. 20 Hektar Obstwiesen gehören zur Biologischen Station. Das Gelände gehört der Stiftung Haus Bürgel und der Stadt Düsseldorf. Am 21., 28. Und 29. September haben Alte und Junge die Möglichkeit, die vielen alten Apfel- und auch Birnensorten kennenzulernen. Unter dem Titel „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“gibt es Veranstaltungen für Eltern, Großeltern und Kinder von drei bis zwölf Jahren. Sie können Bäume schütteln, Früchte auflesen, etwas über sie erfahren und frisch gepressten Apfelsaft trinken.
Wer Interesse hat, eine Parmäne oder einen Nimmermür im heimischen Garten zu pflanzen, kann seine Wunsch-Exemplare über die Biologische Station in einer speziellen Gärtnerei bestellen. „Wir beraten, ob Busch, Hoch- oder Niedrigstamm sinnvoll sind“, sagt Löbke. Bis Ende September gehen dann die Bestellungen fürs Frühjahr raus. „Es ist einfach toll, wenn uns Privatleute beim Erhalt der alten Sorten unterstützen, indem sie so einen Baum bei sich zu Hause setzen“, sagt Löbke.
Wer sich vorher schon über die historischen Apfelsorten in der Region informieren will, kann über den Landschaftsverband oder die Biologische Station ein Handbuch mit über 100 Steckbriefen heimischer Äpfel erwerben. Dort kann man dann erfahren, welche Sorten sich zum Lagern, sofort Essen, für Kuchen oder Apfelmus eignen. Woher die Zuchten stammen und was ihre besonderen Merkmale sind. Auch Birnen und Kirschen sind aufgeführt.
Trotz der etwas früheren Reife des Obstes durch den sonnigen Sommer bleiben die Termine zur Obsternte auf dem Gelände von Haus Bürgel wie gewohnt im September bestehen. Am Sonntag, 30. September, ist die Biologische Station außerdem von 10 bis 18 Uhr auf dem Stadthallenvorplatz in Langenfeld bei der Messe Familienwelt Langenfeld vertreten und informiert über alte Obstsorten. Alle Termine rund um das Obst der Biologischen Station unter www.biostation-d-me.de