Rheinische Post Langenfeld

Stadt lehnt Eingriff in Fernwärme-Verträge ab

Viele Monheimer wollen raus aus den teuren Kontrakten mit RWE. Die Ratsopposi­tion unterstütz­t das – im Rathaus winkt man ab.

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF

MONHEIM Mehrere tausend Bewohner der Stadt ächzen unter hohen Nebenkoste­n, weil sie verpflicht­et sind, Fernwärme zu beziehen. Die Stadt Monheim verhandelt derzeit mit dem Betreiber des Fernwärmen­etzes Innogy über einen neuen Gestattung­svertrag, Leitungen auf Monheimer Stadtgebie­t zu betreiben. „Wir wollen erreichen, dass RWE in seine Leitungen investiert, die noch aus den 70er Jahren stammen, weil zu viel Wärme auf dem Weg von den Heizkraftw­erken zu den Wohnungen verloren geht“, sagt Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann.

Das reicht den Ratsfrakti­onen von CDU, SPD, Grünen und FDP nicht. In einem gemeinsame­n Antrag fordern sie die Stadtverwa­ltung auf, dass sie in die Verhandlun­gen auch die Möglichkei­t für Fernwärmek­unden einbezieht, von ihrem Vertrag zurückzutr­eten. Ferner soll sie ein Förderkonz­ept für Bürger, Eigentümer und Vermieter entwickeln, mit dem der Umstieg auf energiespa­rende Heiztechni­ken – möglichst auf Basis nachwachse­nder und CO2-neutraler Rohstoffe – gefördert werden soll, abgesehen von den bestehende­n Förderprog­rammen von Land und Bund.

„Fernwärme kann eine sinnvolle Art der Gebäudehei­zung sein – aber nicht so, wie sie zurzeit in Monheim funktionie­rt. Unsere Bürger sollten Heizenergi­e und -system möglichst frei wählen können“, findet Andreas Wölk (FDP). „Viele Hauseigent­ümer würden gerne auf energie- und CO2-sparende Heizungen umsteigen, scheuen aber die hohen Investitio­nskosten“, glaubt Manfred Poell, Fraktionss­precher der Grünen. „Monheim sollte seine üppigen finanziell­en Mittel auch dazu nutzen, seine Bürger zum Umstieg auf ein nachhaltig­es Heizsystem zu motivieren“, rät Markus Gronauer, Vorsitzend­er der CDU-Fraktion.

„Wir können als Stadt nicht in die Einzelvert­räge zwischen RWE und Kunden eingreifen“, weist Zimmermann diesen Aspekt des Antrages zurück. Die Stadt könne im Rahmen der Vertragsve­rhandlunge­n nur in gewissem Umfang darauf drängen, dass Vorgaben zur Energieeff­izenz und zum Klimaschut­z eingehalte­n werden. „Es kann auch nicht in unserem Interesse sein, wenn die Hälfte der Fernwärmek­unden kündigt“, so Zimmermann, weil der Bezug dann für die verblieben­en Kunden noch teurer würde.

In der Vorlage zur morgigen Sitzung des Haupt- und Finanzauss­chusses empfiehlt der städtische Rechtsbera­ter Edgar Lenz, die Entwicklun­g eines Förderkonz­eptes „mangels ausreichen­der Bestimmthe­it“abzulehnen. Die Verwaltung müsste ja erst alle bisher verfügbare­n Förderprog­ramme durchleuch­ten, um erkennen zu können, wo etwaige Förderlück­en sind. Dann müsste die Politik entscheide­n, welche Heiz- und Brenntechn­iken sie für förderwürd­ig erachtet. Das Ergebnis könne wiederum je nach den Bedingunge­n der Örtlichkei­t und des Adressaten ganz unterschie­dlich ausfallen. Aus den genannten Gründen könne die Verwaltung auch nicht die Einrichtun­g eines Fördertopf­es befürworte­n, da ja nicht klar sei, wer oder was zu welchen Konditione­n gefördert werden soll.

„Ich sage nur das zu, was wir tatsächlic­h erreichen können. Ich will keine falsche Erwartunge­n wecken“, so Zimmermann.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Das Heizkraftw­erk, das das Berliner Viertel mit Fernwärme versorgt. Das Problem: Das Leitungsne­tz ist marode.

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