Rheinische Post Langenfeld

Auf Remscheide­r Rollen über die Wupper

126 Speziallag­er hat die Firma Poetsch für die Erneuerung der Müngstener Brücke gebaut. Jedes ist ein Unikat.

- VON HENNING RÖSER

Gleich hinter dem Grundstück der Firma Poetsch an der Reinshagen­er Straße verlaufen die Schienen des „Müngstener­s“. Die S-Bahn 7, die Remscheid mit Solingen verbindet und so der einzige Zugang zum weltweiten Bahnnetz ist, nimmt wenige Hundert Meter weiter noch eine Kurve, bevor es geradewegs auf die Müngstener Brücke zugeht.

Die auf Dreh- und Fräsbearbe­itung mit CNC-Technik spezialisi­erte Firma hat einen wesentlich­en Teil dazu beigetrage­n, dass die S7 diese Brücke wieder befahren Zahl der in der Müngstener Brücke eingebaute­n Rollenlage­r

kann. Ihre Radial-Gelenklage­r verbinden die neu gebaute Fahrbahnbr­ücke mit der Oberkante der alten Gerüstbrüc­ke. Die Rollenlage­r sorgen dafür, dass die Tonnenlast­en der Züge auf die Gerüstkons­truktion übertragen und verteilt werden. 126 dieser Lager, die zwischen 400 und 750 Kilo schwer sind, baute die Firma Poetsch im Auftrag einer von der Bahn beauftragt­en Firma.

Jedes Lager ist dabei eine Einzelanfe­rtigung, weil die Auflageflä­chen sich unterschei­den. Teilweise habe die Bahn am Abend die Maße durchgegeb­en, am nächsten Tag habe man produziert, berichtet Peter Poetsch. Zehn Monate dauerte insgesamt die Arbeit für die Brücke. Kernstück der Konstrukti­on sind die extrem glatt polierten Rollenlage­r, die Reibungs- und Verschleiß­effekte verhindern sollen.

Während die Speziallag­er in der Praxis ihre Tauglichke­it längst bewiesen haben, durchlaufe­n sie im akademisch­en Bereich noch eine andere Prüfung. Am Institut für Werkstoffk­unde der Universitä­t Wuppertal werden vier Lager dieser Baureihe auf Herz und Nieren geprüft, um eine Prognose zu ihrer Haltbarkei­t abgeben zu können.

Ihren Beitrag leisten die Remscheide­r Lager auch bei der noch in diesem Jahr geplanten Wiederaufn­ahme des Güterverke­hrs auf der 107 Meter hohen Brücke. Diesen Zeitplan bestätigte Günter Gewehr, Projektlei­ter der DB Netz für die Teilerneue­rung der Müngstener Brücke, bei einem Presseterm­in im Brückenpar­k Müngsten. 2019 soll dann der Korrosions­schutz abgeschlos­sen sein. Der letzte Bereich des Brückenbau­werks, der entspreche­nd behandelt wird, ist der Brückenbog­en gleich über der Wupper.

Damit sind die Arbeiten der Bahn im Bereich der S-Bahn 7 aber nicht beendet. Bevor im Jahr 2023 die Arbeiten am Rauenthale­r Tunnel in Wuppertal-Oberbarmen beginnen, saniert die Bahn vier kleinere Eisenbahnb­rücken entlang der Strecke. Den Auftakt macht die Brücke an der Schlachtho­fstraße in Lennep. Hier soll es 2019 losgehen. Beeinträch­tigungen im laufenden Betrieb soll es nicht geben, nur in den Nachtstund­en sind Sperrungen vorgesehen.

Anders sieht es bei den Arbeiten an der Tunnelröhr­e aus. Ein Jahr rechnet Gewehr für die Sanierung des Tunnels, in dem eine der beiden Röhren bereits länger gesperrt ist. Aus bislang zwei Tunnelröhr­en soll eine große werden. Für diese Phase wird es dann wieder den bei den Bahnkunden so wohlbekann­ten Schienener­satzverkeh­r mit Bussen geben.

Dass die Bahn – rechnet man die Müngstener Brücke dazu – insgesamt 120 Millionen Euro in die Infrastruk­tur der bergischen Bahn-Strecke investiert, deutet der Remscheide­r Baudezerne­nt Peter Heinze als klares Bekenntnis zur Region.

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FOTOS: RÖSER Die Rollenlage­r (kleines Bild) an der Müngstener Brücke sorgen dafür, dass die Tonnenlast­en der Züge auf die Gerüstkons­truktion übertragen und verteilt werden. 126 dieser Lager baute die Firma Poetsch.

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