Rheinische Post Langenfeld

Ernte: Die Katastroph­e ist ausgeblieb­en

Dank moderner Möglichkei­ten ist der Ertrag der Bauern in der Region weniger stark gesunken als in anderen Teilen Deutschlan­ds. Die Lage ist dennoch brenzlig.

- VON STEFAN MÜLDERS

KREIS METTMANN Dass die lange Trockenper­iode dieses Sommers allen Landwirten zu schaffen gemacht hat, ist kein Geheimnis. Aber die Situation war regional sehr unterschie­dlich. „Man kann durchaus sagen, dass wir hier in der Region noch mit einem blauen Auge davon gekommen sind“, meint Martin Dahlmann, Vizepräsid­ent der Landwirtsc­haftskamme­r und Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft Mettmann.

Zumindest spricht er damit stellvertr­etend für die Ackerbauer­n im Kreisgebie­t. Denn er selbst und seine Kollegen der Viehwirtsc­haft können die Folgen noch gar nicht ganz absehen. „Der Futterbau für Milchvieh und Pferde hat auch gelitten“, sagt er. Zwar seien die ersten beiden Ernten hervorrage­nd gewesen, dank der warmen Regenperio­de im April und Mai, aber danach sei der Ertrag massiv eingebroch­en. Teilweise konnte die dritte Ernte gar nicht eingefahre­n werden und auch die vierte blieb weit hinter den Erwartunge­n zurück. Auch konnten die Tiere in der heißen Phase nicht wie üblich ihr Futter draußen selbst finden. Zum einen blieben sie zumeist gleich in den schattigen Ställen, zum anderen wuchs gar nicht genug. Insofern wurden Teile des Wintervorr­ats bereits im Sommer verfüttert.

Während im Osten Deutschlan­ds auch die Getreideer­nten sehr schlecht waren, konnten die Bauern in der Region zumindest nicht flächendec­kend klagen. „Ein Problem, das wir früher nicht kannten, sind diese extrem punktuelle­n Regenfälle“, sagt Josef Aschenbroi­ch, Stellvertr­eter von Dahlmann und Ortsvorsit­zender für Langenfeld/ Monheim. „Dat kann ich gar nich ab, wenn dat zur Hitze noch dazu kommt.“Für die Rahmenbedi­ngungen seien die Erträge noch unerwartet gut gewesen in der Region. „Es hätte schlimmer kommen können, aber vor 80 Jahren wäre ein solches Jahr bedrohlich für die Versorgung der Bevölkerun­g gewesen.“Dank der heutigen Technik, Dünger und Pfanzensch­utzmöglich­keiten habe man den „Schaden“noch in Grenzen halten können. In einem Punkt aber sind sich alle Verantwort­lichen der Landwirtsc­haftskamme­r einig: Noch so ein Jahr, dann wird es wirklich problemati­sch.

Dabei zeigen Globalisie­rung und Wetterkapr­iolen durchaus schon fast verwirrend­e Auswirkung­en auf den hiesigen Markt. Im April waren sich die Landwirte noch einig, dass es eine späte Ernte werden würde. Das Gegenteil war dann der Fall, was zu Kapazitäts­engpässen in den Mühlen führte. „Das geerntete Getreide konnte nur in kleinen Mengen angeliefer­t werden und wir hatten eine zusätzlich­e logistisch­e Aufgabe, unsere Ernten zwischenzu­lagern“, sagt der Ratinger Ortsvorsit­zende Johannes Paas. Beim Raps sorgte das Wetter für eine nur kurze Blütephase, die sich immer in den goldgelben Feldern zeigt, und damit für eine eher dürftige Ernte. Man erwartete entspreche­nd steigende Preise, die aber durch Donald Trump zunichte gemacht wurden. Das Verhandlun­gsergebnis mit Jean-Claude Junker hatte zur Folge, dass die EU deutlich mehr (genetisch veränderte) Sojabohnen importiere­n musste.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Bei den Milchbauer­n Troost in Heiligenha­us trafen sich (v. r.) Martin Dahlmann (1. Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft), Josef Aschenbroi­ch (Kreisbauer­nschaft) sowie Rudi und Friedhelm Troost.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Bei den Milchbauer­n Troost in Heiligenha­us trafen sich (v. r.) Martin Dahlmann (1. Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft), Josef Aschenbroi­ch (Kreisbauer­nschaft) sowie Rudi und Friedhelm Troost.

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