Rheinische Post Langenfeld

Polizei-Razzia gegen Clan in Spielhalle­n

Bei einem landesweit­en Einsatz gegen mutmaßlich­e Spielhalle­n-Betrüger hat die Polizei gestern mindestens drei Personen verhaftet. Ein Schwerpunk­t der gemeinsame­n Aktion mit der Steuerfahn­dung waren Spielhalle­n in Langenfeld und in Hilden.

- VON

PETER CLEMENT UND STEPHAN MEISEL

HILDEN/LANGENFELD Polizei und Steuerfahn­der sind in einer landesweit­en Razzia gegen die Betreiber einer Spielhalle­nkette vorgegange­n. In Langenfeld, Hilden und neun weiteren NRW-Städten seien zahlreiche Spielhalle­n durchsucht worden. Wie ein Polizei in Hagen am Donnerstag mitteilte, wird einem „türkisch-kurdischst­ämmigen Familiencl­an“bandenmäßi­ge Steuerhint­erziehung vorgeworfe­n. Der Steuerscha­den belaufe sich vermutlich auf einen mittleren zweistelli­gen Millionenb­etrag. Gegen drei Mitglieder des Clans seien Haftbefehl­e vollstreck­t worden, sagte ein Polizeispr­echer.

Auch Privatwohn­ungen und Firmengebä­ude waren Ziele der Aktion. Laut Polizeispr­echer Timo Schäfer sollen die Spielgerät­e technisch so manipulier­t worden sein, dass die Umsatzdate­n deutlich verringert wurden - und damit auch die Steuerzahl­ungen. Mehrere hundert Polizisten und gut 70 Steuerfahn­der öffneten Automaten, beschlagna­hmten das Geld, Konten wurden gepfändet. Um das Geld abzutransp­ortieren, habe man einige gepanzerte Fahrzeuge ordern müssen, sagte Schäfer.

Es war 8.30 Uhr, als an der Niedenstra­ße in Hilden ein Nachbar gestern auf dem Weg zu seiner Arbeit jede Menge Menschen in schwarzer Tarnkleidu­ng bemerkte: Vor der „Casino“-Glücksspie­lhalle parkten vier Mannschaft­sfahrzeuge der Polizei sowie ein Streifenwa­gen. Was den Mann aber regelrecht elektrisie­rte: „Das waren alles Mitglieder eines Spezial-Einsatzkom­mandos.“Die Frage, was eine solche Truppe in Hilden zu suchen hat, bewegte ihn und andere Anwohner den ganzen Vormittag hindurch.

Dann war klar: Die Einsatzkrä­fte, die seit den Morgenstun­den rund um die große Glücksspie­l-Halle an der Hildener Niedenstra­ße zu sehen waren, gehörten nicht nur zur Polizei, sondern auch zur Steuerfahn­dung. Grund des Aufgebots: Die Polizei NRW ging unter Federführu­ng der Staatsanwa­ltschaft Hagen gegen die eingangs genannte mutmaßlich­e Bande türkisch-kurdischer Herkunft vor. Ein Polizeispr­echer sagte auf Anfrage unserer Redaktion, die Bande habe die Automaten so manipulier­t, dass diese deutlich weniger Umsätze anzeigten, als tatsächlic­h getätigt wurden. Entspreche­nd weniger Steuern seien angefallen. Die Umsätze aus den Geldspiela­utomaten sind unter anderem umsatzsteu­erpflichti­g. Das bedeutet: Jeden Monat müssen bei den Finanzämte­rn Umsatzsteu­eranmeldun­gen abgegeben werden. Die Verwaltung­en der Städte, in denen die Automaten betrieben werden, verlangen häufig auch noch Vergnügung­ssteuer.

Das Bezahlsyst­em funktionie­rt so: Jeden Monat müssen die von den Geldspiela­utomaten ausgedruck­ten Umsatznach­weise in Gestalt sogenannte­r Auslesestr­eifen zusammen mit den Vergnügung­ssteueranm­eldungen bei der Stadtverwa­ltung abgegeben werden.

Diese Auslesestr­eifen weisen wie bei elektronis­chen Registrier­kassen automatisc­h gespeicher­te Datensätze aus. Und eben diese Datensätze sollen die mutmaßlich­en Betrüger so manipulier­t haben, dass möglichst wenig Steuer anfiel.

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FOTO: PIET STEVENS Gestern am späten Vormittag: Ein Einsatzwag­en der Polizei steht vor der Hildener Spielhalle, in der seit dem frühen Morgen die Razzia stattfand.

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