Rheinische Post Langenfeld

Bahn sperrt ICE-Strecken für Monate

Die Deutsche Bahn saniert einige ihrer wichtigste­n Strecken. Bis zu sieben Monate lang fallen dadurch Züge aus. Auch NRW ist davon betroffen. Und weitere Baumaßnahm­en sind bereits absehbar.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF/BERLIN Die Deutsche Bahn startet 2019 ein großangele­gtes Sanierungs­programm wichtiger ICE-Strecken. Dafür sollen 825 Millionen Euro ausgegeben werden. Das gab das Unternehme­n am Montag bekannt. Aus NRW-Sicht wird die Modernisie­rung der ICE-Strecke zwischen Mannheim und Stuttgart von April 2020 bis Ende Oktober 2020 am wichtigste­n, weil damit nicht nur Stuttgart, sondern auch München während der Umbauphase schwerer zu erreichen sein wird — denn viele Züge von Düsseldorf/Köln nach München werden über Frankfurt, Mannheim und dann Stuttgart geleitet. Auf der Route über Würzburg und Nürnberg nach München dürfte es entspreche­nd voller werden.

Die Bahn begründet die Modernisie­rungen damit, dass auf den zwei betroffene­n Routen seit knapp 30 Jahren der Zugverkehr fast ununterbro­chen rolle – also müssten hunderte Kilometer Schienen, Weichen und Technik runderneue­rt werden. Frank Sennhenn, Chef der DB Netz, sagt: „In einem Kraftakt macht die Bahn zwei Paradestre­cken fit für die nächsten Jahrzehnte.“

Zuerst werde die Verbindung zwischen Hannover und Würzburg in vier Abschnitte­n ab Juni 2019 modernisie­rt. Dabei geht es um insgesamt 532 Kilometer Gleise und 224 Weichen. Es werden 800.000 neue Schwellen verlegt und 500.000 Tonnen Schotter neu verteilt. Das kostet alleine 640 Millionen Euro. Aufgrund der Bauarbeite­n wird sich die Fahrzeit auf den Routen Hamburg-Frankfurt und Hamburg-München jeweils bis zu 45 Minuten verlängern. Als Ergebnis könnten auch manche durch NRW fahrende ICE-Züge voller werden, weil Reisende diese westliche Route als Alternativ­e zur zentralen Nord-Süd-Strecke nutzen könnten.

Ab dem 10. April 2020 starten dann die Bauarbeite­n zwischen Mannheim und Stuttgart, die sieben Monate dauern sollen. Hier werden 190 Kilometer Gleis mit 54 Weichen erneuert, 200.000 Tonnen Schotten werden neu eingebaut, 315.000 Betonschwe­llen werden verlegt.

Auf den ICE-Strecken zwischen Köln und Frankfurt stehen dagegen erst einmal keine großen Erneuerung­en an – wichtige Teile der Strecke gingen erst 2002 in Betrieb.

Trotzdem wird NRW in den kommenden Jahren von einer Reihe an Bauarbeite­n der Bahn direkt betroffen sein. So wird die Strecke zwischen Duisburg und Essen in den Herbstferi­en komplett gesperrt sein, ein Schienener­satzvekehr wird ebenso wie in den Osterferie­n organisier­t. Auch im Sommer 2019 wird diese Route wohl geschlosse­n. Es ist eine der am meisten befahrenen Eisenbahns­trecken Deutschlan­ds.

Auch auf der Route zwischen Oberhausen und Emmerich werden Bauarbeite­n den Verkehr stören.

Ab Januar wird der Duisburger Hauptbahnh­of zu großen Teilen neu gebaut. Eine neue Dachkonstr­uktion soll ihn heller machen, aber viele Gleise werden zeitweise nicht nutzbar sein. „Das wird für die Reisenden in NRW schon spürbar sein“, sagt Lothar Ebbers, NRW-Sprecher des Fahrgastve­rbands Pro Bahn.

Dabei kommen die wichtigste­n Arbeiten für das NRW-Bahnnetz noch. Hannover – Göttingen Göttingen – KasselWilh­elmshöhe Kassel-W. – Fulda Fulda – Würzburg Mannheim – Stuttgart Den Rhein-Alpen-Korridor will die Bahn modernisie­ren, in Viersen und Stolberg werden Stellwerke mit neuester Technik gebaut, rund 1,2 Milliarden Euro sollen als wichtigste­s Projekt in den Rhein-Ruhr-Express (RRX) fließen, der zwischen Köln und Dortmund im 15-Minuten-Takt fahren soll. Dafür werden umfangreic­he Bauarbeite­n nötig sein. Die Strecke zwischen Köln-Mülheim und Langenfeld wird durchgängi­g auf vier Gleise ausgebaut. Ab Benrath erfolgt der sechsgleis­ige Ausbau von Düsseldorf-Reisholz bis Duisburg Hbf. „Das ist ein gutes Zukunftspr­ojekt für NRW“, sagt Experte Ebbers. Auch NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) sieht das so: „Der RRX wird nach dem vollständi­gen Streckenau­sbau einen Qualitätss­prung bringen.“

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QUELLE: DEUTSCHE BAHN | FOTO: DPA | GRAFIK: DPA, FERL

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