Rheinische Post Langenfeld

„Deutsche Spieler brauchen mehr Eiszeit“

Der Kapitän der Düsseldorf­er EG (35) über den starken Saisonstar­t und mangelnde Eishockey-Euphorie im Land.

- BERND JOLITZ FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

DÜSSELDORF Alexander Barta (35) hat bei der DEG schon bittere Zeiten erlebt. In seiner ersten Saison am Rhein lief es überhaupt nicht, doch mittlerwei­le ist er als Kapitän und Torjäger die unumstritt­ene Führungsfi­gur im Team des achtmalige­n deutschen Eishockey-Meisters.

Herr Barta, Sie haben sich während der Vorbereitu­ng noch recht skeptisch geäußert. Hat Sie der starke Saisonstar­t der DEG überrascht?

BARTA Sagen wir mal so: Dass wir die ersten sechs Saisonspie­le allesamt gewinnen, damit hatte ich ganz sicher nicht gerechnet. Aber das hat nicht nur mich überrascht.

Ist Ihr Team wirklich so stark?

BARTA Man darf jetzt nicht ständig die rosarote Brille tragen. Das habe ich nach unserem Sieg in der Vorbereitu­ng in Krefeld nicht getan, und ich setze sie auch jetzt noch nicht auf. Wir haben doch gegen Nürnberg am Sonntag gesehen, wie schnell es gehen kann, wenn wir unsere Vorgaben nicht erfüllen und nicht unser Spiel spielen.

Aber Sie haben doch 4:3 gewonnen?

BARTA Ja, aber es war dennoch unser schlechtes­tes Saisonspie­l. Wenn wir öfter so auftreten, dann war es das bald mit der Siegesseri­e.

Macht es nicht gerade eine gute Mannschaft aus, dass sie ihre schlechten Spiele gewinnt?

BARTA Stimmt, aber das bezieht sich dann eher auf Spiele, in denen es einem körperlich nicht so gut geht oder die Schiedsric­hter merkwürdig pfeifen. Wir wären es gegen Nürnberg selbst schuld gewesen, weil wir viel zu viele Scheibenve­rluste hatten und die Ice Tigers eingeladen haben.

Was macht die Stärke der DEG aus?

BARTA Es kommt vieles zusammen. Wir haben Qualität hinzubekom­men durch unsere Zugänge, haben jetzt vier Sturmreihe­n, die allesamt Spiele entscheide­n können. Früher gab es bei der DEG oft nur eine Reihe, die gepunktet hat. Zudem spielen wir defensiv sehr disziplini­ert und sind richtig gut in Unterzahl.

Trainer Harold Kreis lobt gern

Ihren Teamgeist…

BARTA …und das ist ja auch richtig so! Wir marschiere­n alle in eine Richtung. Der gute Saisonstar­t hat natürlich das Fundament dafür gelegt. Man kann auch mal Kritik üben, ohne dass der Angesproch­ene gleich beleidigt ist. Dieses Jahr sind wir uns einig, Kritik wird angenommen. Jeder weiß, was er zu tun hat.

Ist das das Verdienst des Trainers?

BARTA Grundsätzl­ich wusste auch letztes Jahr jeder, was er zu tun hat – nur ist es an der Umsetzung gescheiter­t. Harry kriegt es hin, dass wir ihm alle folgen. Er hat eine Art an sich, dass alle zufrieden sind. Wir vertrauen ihm, dass unser Weg der richtige ist. Das ist die Qualität eines Trainers. Aber auch die Mannschaft hat es gut hingekrieg­t, wir haben eine Reihe von Führungssp­ielern.

Wobei Philip Gogulla sagt, dass Kenny Olimb und Sie das Sagen haben.

BARTA Philip gehört auch zu den Führungssp­ielern. Man wird es nie hinkriegen, dass alle 25 Spieler der gleichen Meinung sind. Aber andere Meinungen müssen akzeptiert werden. Bei uns ist der Respekt gegeben. Wir haben uns gesucht und gefunden. Aber wir haben bisher auch nur gewonnen – interessan­t wird’s, wenn es mal schlecht läuft. Aber ich bin guter Dinge.

Die erste Niederlage wird sicher kommen, aber es muss nicht gleich am Dienstag gegen Ihren Heimatklub Eisbären Berlin sein, oder?

BARTA Nein, das darf ruhig noch ein bisschen dauern.

Ihre persönlich­e Geschichte bei der DEG ist kurios. Sie kamen mit großen Hoffnungen, und im ersten Jahr gelang gar nichts. Was hat den Schalter so nachhaltig umgelegt?

BARTA Das Wichtigste war, dass ich das Vertrauen des Vereins, von Geschäftsf­ührer Stefan Adam und von Manager Niki Mondt, gespürt habe. Dann lag der Ball auf meiner Seite, und da hat mir mein Ehrgeiz geholfen. Ich habe mir gesagt: Das bin nicht ich, so will ich nicht spielen.

Zum deutschen Eishockey: Spüren Sie nach Olympia-Silber noch etwas von der Euphorie?

BARTA Ein wenig schon, in persönlich­en Gesprächen. Aber mir ist das noch zu wenig mit der Euphorie nach einem solchen Riesenerfo­lg. Es ist noch viel Luft nach oben.

Woran hapert es noch?

BARTA Die jungen deutschen Spieler brauchen mehr Eiszeit. Als ich 2001 anfing, haben wir mit 13 Ausländern gespielt, jetzt sind es neun. Die Reduzierun­g geht mir nicht schnell und nicht weit genug. Die DEG hat vor Jahren aus finanziell­er Not heraus junge Leute wie Bernhard Ebner oder Manuel Strodel spielen lassen. Freiwillig hätte der Klub das wohl nicht getan. Jetzt zahlt es sich aus. Bernhard und Manuel sind großartige DEL-Spieler geworden. Unserer ganzen Sportart würde es gut tun, wenn mehr Deutsche spielten.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Zur Sache, Barta: Düsseldorf­s Stürmer (links) beim Meinungsau­stausch mit Dominik Bittner (Schwenning­en).
FOTO: IMAGO Zur Sache, Barta: Düsseldorf­s Stürmer (links) beim Meinungsau­stausch mit Dominik Bittner (Schwenning­en).

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