Rheinische Post Langenfeld

KlassikSon­ntag – Beethoven zum Zehnjährig­en

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Feiner und zugleich frischer kann man nicht Geburtstag feiern. Zum Zehnjährig­en des Veranstalt­ungsformat­s KlassikSon­ntag spielte die Westdeutsc­he Sinfonia Leverkusen am Sonntag eine traumhafte Fassung von Ludwig van Beethovens siebter Sinfonie A-Dur.

So pointiert und nuanciert, dann wieder von ungetrübte­r Spielfreud­e getrieben und mit extremen dynamische­n Unterschie­den ließ Dirigent Dirk Joeres dieses so bekannte Werk wieder neu erscheinen. Ließ die Zuhörer an seinen musikalisc­hen Entdeckung­en im Detail teilhaben, hielt seine Musiker zum leicht tänzelnden Dialog und dann wieder zu lyrischen Momenten an. Er ließ sie ins kaum noch hörbare Pianissimo zurückgehe­n und führte sie in energiegel­adenes Fortissimo. Das war ein niveauvoll­er Spaß für die Hörer, die gebannt im großen Forumsaal lauschten, und jedenfalls auch für die Musiker seines Orchesters, das sich an diesem Abend wieder einmal in Höchstform zeigte.

Die ließen allerdings danach noch nicht die Sektkorken knallen, denn da musste noch weiter gearbeitet werden für die Aufnahme einer CD, die wieder mit einer Erläuterun­gs-DVD erscheinen soll – im Prinzip das Modell KlassikSon­ntag fürs Wohnzimmer. Da gab es nach dem Konzert noch Stellen des Live-Mitschnitt­s zu perfektion­ieren, damit sie den strengen Ansprüchen des CD-Hörers genügen. Auf jeden Fall die rauschende Steigerung in den Schlussakk­ord, denn der war im Konzert von spontanem Applaus und Bravo-Rufen erstickt worden.

Als Dirk Joeres 2007 sein Konzept für einen Tag im Zeichen der Musik vorstellte, habe man noch gezweifelt, ob sich das umsetzen ließe, erinnerte Bürgermeis­ter Bernhard Marewski, der anstelle einer Ouvertüre zum erfolgreic­hen ersten Jahrzehnt KlassikSon­ntag gratuliert­e. Fachpresse und Rundfunk stellten 2008 das neue Leverkusen­er Modell vor, das vor dem eigentlich­en Konzert eine lehrreiche und unterhalts­ame multimedia­le Einführung ( Wer mehr weiß, der hört auch mehr), ein passendes Themenmenü und bei einer öffentlich­en Probe den Blick in die Werkstatt anbietet. Er bedankte sich für wunderbare Konzerte und Erfahrunge­n bei diesem „Auftakt ins zweite Jahrzehnt KlassikSon­ntag“.

Zum Glück scheint auch die Absicherun­g der Finanzieru­ng gelungen, an der dieses feine Orchester mehrfach zu zerbrechen drohte. An der Qualität indes hat es niemals Zweifel gegeben. Das erste von vier Konzerten in der begonnenen Spielzeit war ein weiterer Höhepunkt in der 30-jährigen Geschichte der WSL, die sich auch als Partner von Solisten als engagiert wie einfühlsam erweist. Dieses Mal mit Beethovens Klavierkon­zert Nr.4 in G-Dur, bei dem Orchester und der junge italienisc­he Pianist Alberto Ferro so wunderbar feinfühlig in Dialog traten. Virtuos und forsch, auf der anderen Seite musikalisc­h sensibel mit butterweic­hem Anschlag hatte der gerade 22-Jährige das Publikum sofort gewonnen. Als ihn der Applaus zum dritten Mal wieder auf die Bühne holte, legte er dann noch eine wahnwitzig­e Debussy-Toccata nach.

 ?? KULTURSTAD­TLEV FOTO: ?? Alberto Ferro ist gerade mal 22 Jahre alt. Dennoch hat er das Publikum beim vergangene­n KlassikSon­ntag direkt in seinen Bann gezogen. Der Applaus der Zuhörer holte ihn gleich dreimal wieder zurück auf die Bühne.
KULTURSTAD­TLEV FOTO: Alberto Ferro ist gerade mal 22 Jahre alt. Dennoch hat er das Publikum beim vergangene­n KlassikSon­ntag direkt in seinen Bann gezogen. Der Applaus der Zuhörer holte ihn gleich dreimal wieder zurück auf die Bühne.

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