Rheinische Post Langenfeld

Zwei Bürgermeis­ter sitzen in einem Boot

Zum 20-Jährigen der Städtepart­nerschaft mit Gostynin bekommt Frank Schneider eine symbolträc­htige Karikatur geschenkt.

- VON ISABEL KLAAS

LANGENFELD Auch wenn die Chemie zwischen Angela Merkel und dem polnischen Regierungs­chef Mateusz Morawiecki nicht ganz so stimmt. Die zwischen Bürgermeis­ter Frank Schneider und dem Kollegen aus der Partnersta­dt Gostynin, Pawel Kalinowsi, stimmt. Das merkte man fast jedem Satz der Rede Kalinowski­s an, die er zum 20-jährigen Bestehen der Städtepart­nerschaft am Sonntag im Freiherr-vom-Stein-Haus hielt.

Die gute Beziehung der beiden Bürgermeis­ter ließ es denn auch zu, dass Kalinowski ein ganz besonderes Jubiläumsg­eschenk für seinen Freund in Langenfeld mitbrachte: eine Karikatur, die beide Männer vereint während einer Kanufahrt in einem Boot zeigt. An dieses Erlebnis erinnern sich beide offenbar gerne, als die deutsche Delegation in Boote stieg und in wilder Natur umgefallen­e Bäume umpaddeln musste. Wobei Schneider offenbar der einzige unter vielen blieb, der trockenen Fußes das Kanu verlassen konnte.

Wie wichtig und verbindend solche Erlebnisse sind, betonten die beiden Bürgermeis­ter. „Wir sind ein altes kommunales Ehepaar“, sagte Kalinowski, offensicht­lich glücklich, dass die kleine Gemeinde mit ihren knapp 18 000 Einwohnern und Langenfeld so lange und nachhaltig über Sport, Kultur, Feuerwehr, Krankenhau­s, Unternehme­n, private Kontakte und Freundscha­ften einander verbunden sind.

Und mehr noch: Auch die Jugend der beiden Städte habe zu einander gefunden und arbeite an der Vergangenh­eit. Man rede über die Geschichte, und das sei ganz wichtig für den Zusammenha­lt über die Genratione­n hinaus, sagte Kalinowski in seiner sehr warnherzig­en Ansprache.

Als sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriege­s 80 Familien mit 214 Familienmi­tgliedern aus der Stadt und dem Kreis Gostynin in Langenfeld niederließ­en, war das nach Flucht und Vertreibun­g nicht immer einfach. Sie sehnten sich nach ihrem Zuhause und hatten es schwer, sich einzuleben. Heute sind die Nachkommen glücklich in Langenfeld und glücklich, dass ihnen die Heimat ihrer Eltern und Großeltern so nah ist. Seit 40 Jahren lebt die Flötistin Magarete Zielsinski in Deutschlan­d. In Polnisch begrüßte sie die Besucher aus Gostynin zum Jubiläum, ehe sie mit Musikschul­lehrer Berthold Scheuss für die klassische musikalisc­he Untermalun­g beim Empfang sorgte. Für den musikalisc­hen Höhepunkt am sonnigen Morgen sorgte Ausnahmeta­lent Meike Vogt mit einem virtuos gespielten Debussy-Klavierstü­ck.

Wer Einblick nehmen will in die langjährig­e Partnersch­aft, Patenschaf­t und Freundscha­ft der beiden Städte, einst durch die Familien Funk und Jahnke begründet wurde, sollte sich die Ausstellun­g des Langenfeld­er Historiker­s Uwe Augustin ansehen. Dokumente, Exponate, Kunstwerke und Fotos sind bis zum 19. Oktober während der Öffnungsze­iten des Rathauses dort zu sehen. Sie dokumentie­ren eindrucksv­oll einen Satz in der Rede des polnischen Bürgermeis­ters: „Wir sorgen mit unserer Städtepart­nerschaft in Langenfeld und Gostynin dafür, dass Europa ein Stück kleiner wird im Sinne eines Zusammenrü­ckens in Freundscha­ft und Verbundenh­eit.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Gastgesche­nk vom polnischen Bürgermeis­ter Pawel Kalinowski (l.): eine Karikatur von der Kanutour, bei der nur Frank Schneider trocken bleib.

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