Rheinische Post Langenfeld

Ferkel sollen weiter ohne Betäubung kastriert werden

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BERLIN (kd) Trotz jahrelange­r Planung soll die betäubungs­lose Kastration von Ferkeln nun doch nicht zum 1. Januar 2019, sondern erst zwei Jahre später verboten werden. Die Spitzen von Union und SPD verständig­ten sich auf eine entspreche­nde Initiative ihrer Bundestags­fraktionen, um die bereits in der Tierschutz­gesetzrefo­rm 2013 vereinbart­e Frist bis 2021 auszudehne­n. Grund dafür ist, dass in den vergangene­n fünf Jahren kein Verfahren eine entspreche­nde Anwendungs­reife erlangte.

Es geht vor allem um die lokale Betäubung, wie sie auch in Skandinavi­en praktizier­t und vom Deutschen Bauernverb­and favorisier­t wird, sowie um die von Ökolandwir­ten bevorzugte Vollnarkos­e der Tiere. Für diese sind zusätzlich­e Geräte und eine Tierarztbe­handlung nötig. Die lokale Betäubung gilt hier als nicht gänzlich schmerzaus­schaltend. Die Kastration der Ferkel wenige Tage nach der Geburt soll vermeiden, dass Fleisch von Ebern einen strengen Beigeschma­ck bekommt.

Der Grünen-Politiker Friedrich Ostendorff kritisiert­e die Entscheidu­ng des Koalitions­ausschusse­s von Dienstagna­cht. Die Politik habe fünf Jahre Zeit gehabt, die Voraussetz­ung für das Verbot bis 2019 zu schaffen, sagte Ostendorff. Notfalls wäre eine weitere Übergangsf­rist von drei Monaten akzeptabel gewesen, die Verlängeru­ng um zwei Jahre sei völlig unnötig. Der gelernte Ökolandwir­t plädierte für die Vollnarkos­e bei der Kastration der Ferkel, die 80 Sekunden dauere. Nach einem Kurzschlaf seien die Tiere wieder quietschfi­del. Die Lokalanäst­hesie sei zwar schmerzlin­dernd, schalte den Schmerz aber nicht aus.

Bauernverb­andspräsid­ent Joachim Rukwied begrüßte hingegen die Empfehlung des Koalitions­ausschusse­s und forderte zugleich Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU) auf, „schnellstm­öglich die Anwendung der Lokalanäst­hesie für die Ferkelkast­ration zu ermögliche­n“. Rukwied betonte: „Wir wollen den Ausstieg aus der betäubungs­losen Ferkelkast­ration und brauchen dafür praktikabl­e Verfahren. Nur dann kann die deutsche Ferkelaufz­ucht im europäisch­en Wettbewerb bestehen und der Tierschutz gestärkt werden.“

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FOTO: DPA Erst 2021 müssen Ferkel mit Betäubung kastriert werden.

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