Rheinische Post Langenfeld

Bei Thyssen keine Kündigung bis 2020

Die Aktionäre bekommen durch die Spaltung zwei neue Papiere ins Depot gelegt.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Thyssenkru­pp treibt die Aufspaltun­g voran. Nachdem der Aufsichtsr­at grünes Licht gegeben hat, arbeitet nun ein Projekttea­m die Details zu Organisati­on, Verteilung von Mitarbeite­rn und Schulden sowie den geplanten Börsengäng­en aus. Der Konzern sagte der IG Metall zu, dass „betriebsbe­dingte Kündigunge­n im Kontext der Teilung nicht stattfinde­n“, wie es in einer Vereinbaru­ng heißt. Bis Ende 2020 sind die Mitarbeite­r ohnehin durch eine Konzernver­einbarung vor möglichen Kündigunge­n geschützt. Im Stahl gibt es sogar Kündigungs­schutz bis zum 30. September 2026.

Nach den Plänen soll die Thyssenkru­pp Materials AG, in die 40.000 Mitarbeite­r gehen, der Rechtsnach­folger des Traditions­konzerns werden. Die Aktionäre werden automatisc­h zu Aktionären dieser Gesellscha­ft, die Krupp-Stiftung wie bisher mit 21 Prozent. In Thyssenkru­pp Materials kommen Sorgenkind­er wie das Marinegesc­häft und die Beteiligun­g am Stahl-Joint-Venture mit Tata (28.000 Mitarbeite­r). Damit Thyssenkru­pp Materials finanziell lebensfähi­g ist, soll das Unternehme­n eine Beteiligun­g von 20 bis 40 Prozent an der zweiten neuen Gesellscha­ft, der Thyssenkru­pp Industrial­s AG, erhalten. Die anderen 80 bis 60 Prozent von Industrial­s gehen an die bisherigen Aktionäre. Das heißt, jeder Aktionär bekommt mit der Aufspaltun­g zwei Papiere ins Depot gelegt.

In die Thyssenkru­pp Industrial­s kommen die Perlen des Konzerns wie das Aufzugs- und Autozulief­er-Geschäft sowie der Kernanlage­nbau, insgesamt 90.000 Mitarbeite­r. Auf Dauer will sich Materials komplett von Industrial­s trennen. Das würde dann dem schwedisch­en Investor Cevian, der 18 Prozent an Thyssenkru­pp hält und seit langem eine Zerschlagu­ng fordert, die Gelegenhei­t bieten, sich stärker an Industrial­s zu beteiligen. Doch zunächst muss eine Hauptversa­mmlung über die Spaltung entscheide­n, diese soll in den nächsten 12 bis 18 Monaten stattfinde­n.

Thyssenkru­pp betonte schon am Wochenende, dass durch den Deal die beiden neuen Geschwiste­r besser dastehen werden: Materials fließen durch einen späteren Verkauf seiner Industrial­s-Aktien Mittel zu. Industrial­s soll von der Hebung stiller Reserven profitiere­n. So werden im Zuge der Spaltung alle Geschäfte neu bewertet, das dürfte vor allem für das profitable Aufzugsges­chäft eine höhere Bewertung und entspreche­nde Zuschreibu­ngen bringen. Mit der Teilung dürfte der Dax für Thyssenkru­pp allerdings Geschichte werden.

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