Leverkusens Wirtschaftsgeschichte
Sieben Autoren beschreiben die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt in einem Buch. Herausgeber ist der OGV.
OPLADEN Als Ulrich S. Soénius vor drei Jahren zum Geschichtsfest einen Vortrag über die Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung in Leverkusen halten wollte, da hatte er einige Mühe, die Fakten zusammenzutragen. Denn er musste feststellen, dass zu diesem Thema kein umfassendes Werk existierte, sondern nur Einzelbetrachtungen wie beispielsweise die „Vom Bayerwerk zum Chempark“. Damit stand Leverkusen nicht alleine, erklärt der Historiker und Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln und stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. In vielen anderen NRW-Städten sieht es nicht anders aus.
Aber die „Leverkusener Wirtschaftsgeschichte“liegt seit Dienstag als 327 Seiten starkes Buch vor, erschienen in der Schriftenreihe zur Lokal- und Regionalgeschichte, die der Opladener Geschichtsverein unter dem Titel „Montanus“herausgibt. Entstanden ist das gewichtige, gebundene Werk durch eine Dreier-Kooperation. Soénius hat als Herausgeber die Einführung geschrieben. Insgesamt haben sieben Autoren die sieben Kapitel zusammengetragen, in denen die wirtschaftliche Entwicklung innerhalb der heutigen Stadtgrenzen Leverkusens von der vorindustriellen Zeit (bis 1850) bis zu den Veränderungen seit 2000 dargestellt sind.
Autor Philipp Schaefer, der Nachkriegszeit und Wiederaufbau von 1945 bis 1960 behandelte, hat zudem das Lektorat und die Fotoauswahl übernommen. Neben vertrauten historischen Aufnahmen hat er auch bisher kaum veröffentlichte Fotos gefunden. Außerdem verfügt das Buch über ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis, das es künftig leichter macht, Material zu finden. Denn „Geschichte ist nie fertig“, sagt Ulrich S. Soénius. Und das neue Buch sei nicht abgeschlossen, sondern vielmehr als Anregung für weitere Forschung zu verstehen. Außerdem lese man Quellen immer wieder neu unter anderen Gesichtspunkten und Fragestellungen. Und die Wirtschaft ist in ständiger Veränderung, wie der Blick ins Buch beweist.
„Für uns ist es ein Auftrag, den Wandel weiterzuführen, denn wenn der ins Stocken gerät, ist das für die Region gar nicht gut“, sagt Frank Obermaier als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Leverkusen, die der dritte Kooperationspartner von OGV und Herausgeber war. Durch seine Vermittlung kamen nicht nur die 44 Sponsoren zusammen, die „dieses schöne Buch“überhaupt erst finanziell ermöglicht haben. Sondern er stellte auch den Kontakt zu Unternehmen her, die den Autoren ihre Firmengeschichten und Archive zur Verfügung stellten. Außerdem nutzten sie Stadt- und Landesarchiv sowie das Kölner Wirtschaftsarchiv.
Wo um 1850 die Industrialisierung vor allem in der Textilbranche begann, siedelten sich später Sprengstoffindustrie und um die Jahrhundertwende das Bayerwerk an. Das Einzigartige in Leverkusen sei, dass es neben der Großindustrie immer auch andere Wirtschaftszweige gegeben habe. Gründe waren die zentrale Lage und das gut ausgebaute Verkehrsnetz von Wasserstraßen, Bahnlinien und Autobahnen.