Rheinische Post Langenfeld

Einbrecher kommen oft am frühen Abend

- VON SIEGFRIED GRASS

LEVERKUSEN Entwarnung gab Polizeiprä­sident Uwe Jacob vor dem Leverkusen­er Stadtrat nicht. Vieles sei zwar besser geworden, selbst bei den Wohnungsei­nbrüchen. Die Aufklärung­squote bei Einbrüchen hat sich seit 2015 fast verdreifac­ht – bei deutlich rückläufig­en Fallzahlen. Doch 86 Prozent der Einbrüche blieben 2017 im Dunkeln. Ein „Bruch“in Leverkusen, begangen im April vergangene­n Jahres an der Odenthaler Straße in Schlebusch, ist jedenfalls aufgeklärt. Drei Täter müssen sich dafür seit Dienstag vor der 13. Großen Strafkamme­r des Kölner Landgerich­ts verantwort­en.

Wie ergiebig die Ermittlung­en der Polizei mitunter bei diesen Delikten sind, belegt genau dieses aktuelle Gerichtsve­rfahren. Denn die Beamten überführte­n eine Bande, die sich gleich für 22 Taten, davon 15 Einbrüche, verantwort­en muss. Die Anklage umfasst mehrere Seiten, die der Staatsanwa­lt vortrug. Unterwegs waren die Täter von Gladbeck bis Düsseldorf. Aufgeliste­ter Gesamtscha­den: über 107.000 Euro.

Daher wird nicht nur mit diesem Strafverfa­hren gegen zwei 24-jährige Männer und eine 26-jährige Frau alles aufgearbei­tet. Bei der Auflistung der 22 Fälle – wobei auch einige andere Delikte wie Fahren ohne Fahrerlaub­nis dazugehöre­n – hieß es immer wieder: „… und weitere gesondert Verfolgte“.

Sieht man sich einige Wohnungsei­nbrüche, die der vor Gericht sitzenden Bande vorgeworfe­n werden, dann genauer an, bestätigen sie die Tipps der Polizei, wie man vorbeugen und sich erfolgreic­h gegen die Tricks der Ganoven schützen kann.

Auffallend war bei dieser Bande, dass sie für ihre Wohnungsei­nbrüche Zeiten zwischen 18 und 20 Uhr bevorzugte. In den frühen Abendstund­en, wenn also noch viele Menschen auf den Straßen sind, fühlten sich die Täter offenbar nicht so beobachtet. Und viele Wohnungen sind dann noch nicht so gesichert. Sie gingen dabei arbeitstei­lig vor: Einer sondierte mögliche Objekte, einer brach ein, wobei auch Mehrfamili­enhäuser und Wohnungen in den ersten Etagen keine Ausnahme bildeten. Einer wartete im Auto für die schnelle Flucht. Dabei nahm man bevorzugt Bargeld mit und alles, was sich zu Geld machen ließ.

Dass dabei die Einbruchsc­häden oft höher waren als der Wert der Beute, störte die Täter nicht. Beim Raub von Schmuck kamen auch schon mal vierstelli­ge Werte zusammen. Dass viele Opfer den Einbruch als Schock empfinden und dass so ein Erlebnis neben dem materielle­n Verlust eine erhebliche Beeinträch­tigung des Sicherheit­sgefühls bedeutet, ist den Tätern dabei völlig gleichgült­ig.

Daher kann man die Aussage des Polizeiprä­sidenten nur bekräftige­n: „Jeder Fall ist einer zu viel.“

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