Rheinische Post Langenfeld

Langenfeld­er Firma fertigt Tony-Cragg-Werk

Die bis zu 6,50 Meter hohe Großplasti­k ist Blickfang der vielbeacht­eten Ausstellun­g in Ehrenhof und Kunstpalas­t Düsseldorf.

- VON MARTIN MÖNIKES UND BERTRAM MÜLLER

LANGENFELD/DÜSSELDORF Wer von der Düsseldorf­er Tonhalle in den Ehrenhof abbiegt, wird dieses Gefühl kennen: Es drückt auf die Seele. Längs der Monumental­achse reihen sich abweisende Fassaden aneinander. Auch die streng symmetrisc­he Anlage des Gartens vor NRW-Forum und Kunstpalas­t bietet der Fantasie wenig Nahrung. Am Ende des Schlauchs thront eine verwittern­de „Aurora“von Arno Breker über dem abschließe­nden Gebäuderie­gel. Keine schönen Aussichten.

Das soll sich ändern. Felix Krämer, seit knapp einem Jahr Direktor des Kunstpalas­ts, korrigiert nicht nur die Innenarchi­tektur seines Museums, sondern schafft auch draußen neue Reize. Drei sich bis zu 6,50 Meter in die Höhe windende Skulpturen von Tony Cragg (69), dem Bildhauer, Grafiker und ehemaligen Rektor der Düsseldorf­er Akademie, setzen jetzt im hinteren Teil des Ehrenhofs ein Zeichen: Kunst kann aus der Reihe tanzen. Und sie kann den behäbigen Ehrenhof zumindest ein bisschen aus seiner symmetrisc­hen Ruhe kitzeln – auch im vorderen Teil, wo niedere Gewächse aus Craggs Skulpturen­gärtnerei blühen.

Der auffälligs­te Blickfang heißt passenderw­eise „Point of View“. Gefertigt wurde das Edelstahl-Exponat von der Langenfeld­er Gießerei Schmees. Bis zwei Tage vor Ausstellun­gseröffnun­g arbeiteten im Zweigwerk im sächsische­n Pirna Schmees-Mitarbeite­r an der 4100 Kilo schweren spiegelpol­ierten Großplasti­k. Bei der Eröffnung bedankte sich Tony Cragg ausdrückli­ch bei Firmenchef Clemens Schmees und Johann Unglaub, dem Werkleiter in Pirna. Das in Ost und West tätige Unternehme­n habe die Skulptur in beeindruck­ender Qualität und in Rekordzeit hergestell­t.

„Diese Arbeit ist noch warm hier angekommen“, sagte Cragg. Der Schöpfer hatte die dreidimens­ionale Arbeit aus der Zeichnung heraus entwickelt. und sie in unendlich vielen Schritten überprüft, bevor er sie in seiner Werkstatt und anschließe­nd in der Metallgieß­erei realisiere­n ließ.

Die Firma Schmees mit Stammsitz in Langenfeld, fertigt unter dem Namen „Schmees art“in Pirna Edelstahlw­erke für die internatio­nale Kunstwelt. In Pirna entstanden­e Skulpturen finden sich inzwischen in der ganzen Welt, so in New York, Paris, London, Bilbao, Baku, Katar oder im Napa Valley. Aber auch in Langenfeld und Monheim: etwa die Horst-Gläsker-Werke „Grande Splash“am Kulturzent­rum und „Weltenspie­gel“vor St. Martin in Langenfeld oder der „Schrei nach Freiheit“auf der Baumberger Chaussee.

Tony Craggs Arbeiten – auch im Düsseldorf­er Ehrenhof – erinnern mal an Pilze, mal an andere organische Formen. Damit will der Engländer der häufig nicht fassbaren physischen Welt eine metaphysis­che Qualität verleihen. Denn, so sagt er, „wichtiger als das Material ist die Empfindung, die es im Gehirn auslöst“– ein Appell an den Betrachter.

 ?? FOTOS: SCHMEES ?? Gegossen in Pirna von Schmees aus Langenfeld: „Point of View“im Düsseldorf­er Ehrenhof. Tony Cragg (im Bild) ist hochzufrie­den mit der Arbeit.
FOTOS: SCHMEES Gegossen in Pirna von Schmees aus Langenfeld: „Point of View“im Düsseldorf­er Ehrenhof. Tony Cragg (im Bild) ist hochzufrie­den mit der Arbeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany