Rheinische Post Langenfeld

Herrlich wähnt sich in der Rotationsf­alle

Der Trainer der Werkself gibt dem schmalen Kader zumindest eine Mitschuld an der Ergebniskr­ise.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Was haben Wendell, Kai Havertz, Dominik Kohr, Julian Brandt und Jonathan Tah gemeinsam? Sie sind die Dauerläufe­r im Kader der Werkself und haben bisher die meisten Pflichtspi­elminuten hinter sich. Viele Stammspiel­er im Kader haben einschließ­lich des 2:4 gegen Dortmund zuletzt vier Partien in zehn Tagen absolviert – eine körperlich­e Höchstbela­stung. Englische Wochen sind hart. Das ist jedem Profifußba­ller klar und dennoch ist es immer ihr großes Ziel, sich auf der internatio­nalen Fußballbüh­ne zu präsentier­en. Dort hat die Werkself am Donnerstag ihren nächsten Auftritt: Ab 18.55 Uhr geht es in Gruppe A gegen AEK Larnaka in der BayArena um die nächsten Punkte in der Europa League.

Für Trainer Heiko Herrlich ist der eng getaktete Spielplan indes einer der Gründe, warum es so schwer war, in den letzten 25 Minuten der Partie am vergangene­n Samstag dem Dortmunder Dauerdruck standzuhal­ten. Punktgenau analysiert er im Gespräch die entscheide­nden Szenen und referiert über Ballkontak­te, Sprints sowie Stellungss­piel. Der 46-Jährige weiß genau, wie und warum die Niederlage zustande kam, die Bayer 04 im Kampf um einen Platz im oberen Tabellendr­ittel der Bundesliga zurückwirf­t. Eine der Ursachen verortete er neben individuel­len Fehlern seiner Spieler und der Klasse des Gegners auch im Kader: „Wir haben nicht die Möglichkei­t, zu rotieren wie es andere Mannschaft­en haben und müssen die Belastung voll durchziehe­n.“

Die personelle Situation ist durch die Langzeitau­sfälle von Charles Aránguiz, Julian Baumgartli­nger, Panagiotis Retsos und Joel Pohjanpalo angespannt. Hinzu kommt die Sperre von Karim Bellarabi, die erst nach dem nächsten Ligaspiel in Freiburg (Sonntag, 13.30 Uhr) überwunden ist. Dem Trainer fehlen damit zur Unzeit die Alternativ­en für Wechsel ohne großen Qualitätsv­erlust. Im Subtext schwingt der Gedanke mit, dass der Kader zu schmal für die Dreifachbe­lastung sein könnte.

Eine Erklärung für die drei Niederlage­n zum Auftakt der Liga ist das aber freilich nicht. Als Bayer 04 den Start in die Saison verschlief, waren Englische Wochen noch nicht angesagt. Nun ist die Werkself nur dank eines kleinen Zwischenho­chs gegen Mainz und Düsseldorf Tabellenvi­erzehnter und der Trainer steht unter Druck. Das Saisonziel Champions League ist bereits jetzt in Gefahr. Die Mechanisme­n des Geschäfts sind längst in Bewegung.

Herrlich geht die Situation nüchtern an. „Wir haben das wie immer sachlich aufgearbei­tet und müssen jetzt weiter an den Details feilen“, sagt er. Die Mannschaft sei mit Blick auf Donnerstag „positiv gestimmt“und „willig“, einen „Riesenschr­itt“auf dem Weg zum Gruppensie­g zu machen. Ein Erfolg gegen Larnaka wäre nach dem 3:2-Sieg in Rasgrad zum Auftakt der Europa League aber wohl auch aus psychologi­scher Sicht wichtig – trotz oder gerade wegen der Favoritenr­olle des Bundesligi­sten.

 ?? FOTO: DPA ?? Bayers Trainer Heiko Herrlich steht nach dem 2:4 gegen Dortmund in der Kritik. Die kommenden Partien gegen Larnaka und in Freiburg könnten zu Schicksals­spielen für den 46-Jährigen werden.
FOTO: DPA Bayers Trainer Heiko Herrlich steht nach dem 2:4 gegen Dortmund in der Kritik. Die kommenden Partien gegen Larnaka und in Freiburg könnten zu Schicksals­spielen für den 46-Jährigen werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany